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Soziokratie in der Praxis

Soziokratie in Schulen und Wohnprojekten

Stadtbücherei
Ernst-Reuter-Platz 1
86150
Augsburg
Diskussionskreis und Soziokratie, Bild von RosZie auf pixabay
Wie in Schulen, Wohnprojekten und Nachbarschaftskreisen ein wertschätzendes Miteinander gelingen kann erlebt ihr an diesem Nachmittag voller praktischer Beispiele.

Wertschätzendes Miteinander

 

Beim ersten Praxistag zur Soziokratie zeigt das Soziokratie Zentrum Augsburg wie die Organisationsmethode in Wohnprojekten, Nachbarschaftskreisen und Schulen umgesetzt werden kann. Gemeinsam mit den Referent*innen aus Wien, Vorarlberg, dem Allgäu und Augsburg erforschen die Teilnehmenden wie den Soziokratie in diesem  Kontext umgesetzt werden kann, prüfen dies und bringen Neues auf den Weg.

 

Das Prinzip der Soziokratie beruht auf einer Organisationsmethode, die vor allem Gemeinschaft wertschätzt. Ob in Unternehmen, innerhalb der Familie oder in Schulen, wo Entscheidungen getroffen werden müssen, kann die Soziokratie helfen. Bei dieser Methode werden anstelle von Mehrheitsentscheidungen, vorrangig Gemeinschaftsentscheidungen getroffen. Diese Entscheidungen basieren auf den Meinungen und Argumenten aller Beteiligten, womit die Soziokratie vor allem das Problem von Minderheiten in Entscheidungsprozessen angeht. 

 

Wie diese Methoden und Ansätze in der Praxis umgesetzt werden können, das könnt ihr beim ersten Augsburger Praxistag in der Stadtbücherei Augsburg erfahren. Das Soziokratiezentrum Augsburg legt dabei den Fokus auf Wohnprojekten, Schulen und Nachbarschaftskreisen.

 

Eingeladen sind Menschen, die in Wohnprojekten, Nachbarschaftskreisen, in Schulen oder pädagogischen Einrichtungen arbeiten und ein gleichberechtigtes und wertschätzendes Miteinander in ihren Gruppen einsetzen möchten. 

 

Soziokratie praktisch erleben

 

An diesem Nachmittag erzählen die Referentinnen und Referenten, wie sie die Soziokratie in ihren Wohnprojekten, in der Nachbarschaft sowie in Schulen umsetzen. Die Teilnehmenden sind eingeladen mitzudiskutieren und aus dem Gehörten neue Ideen für ihre eigenen Projekte zu entwicklen.

 

Leo Frühstütz untersucht, wie die Soziokratie gemeinschaftliche Wohnprojekte unterstützt, und bringt seine Erfahrungen als Vorstand der Mehr-Generationen-Lebensgemeinschaft in Sulzbrunn bei Kempten ein. 

 

Carmen Sanchez Piva spricht zu "Lebendigen Nachbarschaften". Sie pflegt die Soziokratie Prinzipien in die Augsburger Jakobervorstadt Nord in enger Zusammenarbeit mit dem Quartiersmanagement und dem Grünordnungsamt. 

 

Zu dem Thema wie Soziokratie in Schulen umgesetzt wird und wirkt, erfahrt ihr mehr von Dr. Rita Mayrhofer. Sie zeigt vor allem, wie Soziokratie das pädagogische Team und die Elternarbeit in der Kreamont Schule in St. Andrä-Wördern in Österreich beeinflusst.

 

Lisa Praeg wird euch die gelebte Kreiskultur im Klassenverband und in der Schule näherbringen, eine Methode die in der Soziokratie genutzt wird, um allen Beteiligten bei Entscheidungen auf Augenhöhe zu begegnen.

 

Vor allem soll gemeinsam mit euch erforscht werden, wie die Soziokratie dabei hilft in diesen gesellschaftlichen Bereichen Gemeinschaft, Diskurs und Entscheidungen von und für alle zu fördern.

 

Wenn ihr Interesse an der Veranstaltung habt, findet ihr weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung unter soziokratiezentrum.org. Die Teilnahmegebühr beträgt 30€ und beinhaltet Catering. Bei Fragen könnt ihr euch jederzeit per E-Mail an sozeaux@soziokratiezentrum.org wenden.

 

 

INFO

  • Stadtbücherei Augsburg, Ernst-Reuter-Platz 1, 86150 Augsburg
  • Freitag den 01.03.2024
  • 14.00 Uhr bis 18.00 Uhr 
  • Anmeldung und weitere Informationen unter soziokratiezentrum.org
  • Teilnahmegebührt 30€ inklusive Catering
  • Veranstalter: Soziokratie Zentrum Augsburg
  • Bei weiteren Fragen meldet euch per e-mail unter sozeaux@soziokratiezentrum.org

 

 

 

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Mein Traum von einer lebendigen Nachbarschaft

Nachbarschaft Augsburg Soziokratie
Wie gelingt es, Nachbarinnen und Nachbarn dazu zu bringen, sich als Gemeinschaft zu fühlen? Unsere Autorin hat eine soziokratisch selbstorganisierte Nachbarschaft organisiert. Ein Beitrag von Maria Brandenstein.
Nachbar*innen des Mälzerhofs bei ihrem Treffen im Café Eder im House of New Realities.

Der Mälzerhof in der Augsburger Bäckergasse ist seit 10 Jahren meine Heimat. Aber wie zu Hause fühle ich mich? Phasenweise kam ich mir in meiner Wohnung – dicht an dicht zu anderen Wohnungen – vor wie in einer Einsiedelei. Es gab immer wieder Wochen, ja Monate, in denen ich keinem bekannten Gesicht in meinem Sträßchen oder gar im Haus begegnete. Immer wieder dachte ich, ich könnte auch in der Wüste oder im Wald leben. Da wäre der Sternenhimmel zumindest klarer als ich ihn von meinem Balkon aus sehe. Und doch hält es mich in der Stadt. Nicht, dass es mir an Freund:innen fehlte. Es gibt viele Menschen, die ich zu meinem Freundeskreis zählen darf. Jederzeit kann ich mir Leute einladen oder welche besuchen. Das mache ich auch mit viel Freude. Aber mir geht es hier um das Gefühl des Zuhause-Seins und die Frage, wie möchte ich leben?

 

Ich habe nie die Hoffnung aufgegeben, irgendwann auf den Balkon zu gehen und vom Balkon gegenüber ein „Hallo Maria“ zu vernehmen. Einmal war es fast so weit. Ich hörte allerdings nicht „Hallo Maria“, sondern mitten im Winter von draußen einen Hilferuf. Eine Nachbarin auf dem Balkon gegenüber winkte um Hilfe. Sie war von ihrer Enkelin unabsichtlich auf dem Balkon ausgesperrt worden. Damals gab es in der Anlage noch einen wunderbaren Hausmeister. Zu zweit, mit vereinten Kräften, gelang es uns, die Großmutter an der inzwischen vor Frust mitten auf dem Wohnzimmerteppich eingeschlafenen Enkelin vorbei aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Es gab aber kein zweites Winken. Kaum hatten wir uns kennengelernt, ist sie ausgezogen. Hier und da ergaben sich schöne Gespräche und auch mal gegenseitige Einladungen, aber das Gefühl, in der Anlage zu Hause zu sein, wollte sich nicht einstellen. Da fehlte etwas.

 

Nachbarschaftsparlamente

 

Im Jahr 2019 nahm ich mit meiner Freundin Pia Haertinger in Salzburg am Kongress „Soziokratie und Politik“ teil. Dort lernten wir Pater Edwin M. John, Joseph Rathinam und Gnanasekar Dhanapal kennen - Pioniere der Kinder- und Nachbarschaftsparlamente in Indien. Wir luden sie im Rahmen unserer Aktivitäten im Soziokratie Zentrum Augsburg, einem Forum der Augsburger Lokalen Agenda 21, nach Augsburg ein und ließen uns von der Idee der Nachbarschaftsparlamente infizieren. Menschen aus der unmittelbarer Nachbarschaft treffen sich regelmäßig, identifizieren Probleme und Visionen, wählen verschiedene Rollen, arbeiten mit viel Erfolg als Kreis an ihren Themen und feiern gemeinsam, was es zu feiern gibt.

 

Diese Kreise werden von Leitungen und Delegierten in übergeordneten Kreisen repräsentiert und haben dadurch die Legitimation, mit unterschiedlichen Stellen – auf entsprechenden Ebenen bis hin zu Regierungen - zu kooperieren und zu verhandeln. Diese Kreise machen aus einem Nebeneinanderwohnen eine lebendige inklusive Nachbarschaft, die ihr Umfeld gestaltet und sich für ihre Ziele und Visionen engagiert.

 

Die alltäglichen oder auch außergewöhnlichen Geschichten unserer indischen Gäste berührten uns und weitere Menschen in Augsburg und zeigten uns das enorme Potenzial dieser bunt zusammengewürfelten Kreise, deren primäres verbindendes Element zunächst nur eine ähnliche Adresse war.

 

Soziokratisch selbstorganisierte Nachbarschaften in Augsburg

 

Wir beteiligten uns mit Unterstützung des Büros für Nachhaltigkeit für Augsburg an einem EU-Projekt, das herausfinden sollte, ob und wie die Idee aus Indien in Europa – mit europäischen Werten und Kulturen – zu übertragen wäre (sonec.org). Wir suchten mit Unterstützung des städtischen Büros für kooperative Stadtteilentwicklung ein Pilotprojekt und fanden es in einer Nachbarschaft in der Jakobervorstadt um den Spielplatz „Am Bogen“ herum.

 

Die Menschen in Augsburg schienen noch zurückhaltender und skeptischer als in Indien zu sein, aber „es hat sich mehr als gelohnt; ich und meine Umgebung haben sich sehr positiv verändert“ sagt Carmen Inés Sánchez Piva, Anwohnerin und treibende Kraft in der Nachbarschaft „Am Bogen“. Ich begann mein Bild, dass in meiner eigenen Nachbarschaft die Menschen eher für sich sein wollen, zu hinterfragen.

 

Erfolgreicher Test im Rahmen des House of New Realitites

 

Eine gute Gelegenheit, meine Nachbar:innen zu fragen, was für sie Nachbarschaft bedeutet, bot das Projekt „House of New Realities“ in der Bäckergasse. Dort gab es im August diesen Jahres das temporäre Café Eder, das ich als Treffpunkt für ein erstes wetterunabhängiges Treffen des Mälzerhofs vorschlagen konnte.

 

Die Einladungen waren schnell geschrieben und in allen 77 Briefkästen um unsere zwei Höfe verteilt. Nunfolgte Unsicherheit. Wird überhaupt jemand kommen? Wie erleichtert war ich, als am Vorabend zumindest eine Rückmeldung kam und wie groß war die Freude, als weitere Nachbar:innen im Café Eder eintrafen. Wir tauschten uns aus, stellten fest, dass es schön wäre, als Nachbarschaft aktiv zu werden und ließen uns von den Musterkarten „Lebendige Stadt“ zu den nächsten Schritten auf dem Weg zu einer lebendigen Nachbarschaft inspirieren.

 

Das zweite Treffen fand als Mälzer-Sommerfest am 24. August mit 25 Personen statt. Wir erfreuten uns an einem wunderbaren Buffet, zu dem alle beigesteuert hatten, und an lebendigen Gesprächen. Das Highlight war für mich der Spaziergang durch unsere zwei Höfe, bei dem wir uns gegenseitig zeigten, wo wer wohnt, und bei dem wir uns voneinander erzählten und Ideen für weitere Treffen gesponnen haben.

 

Seitdem hat mein Zuhause eine neue Qualität. Das nächste Treffen ist in Planung.

 

 

Dieser Beitrag erschien zuerst in Stadt mit A 58, Augsburgs Agendazeitung.

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Soziokratie: Wertschätzend Entscheidungen finden

Soziokratie: Wertschätzend Entscheidungen finden
Die soziokratische Kreisorganisationsmethode sorgt für wertschätzende Gespräche und ermöglicht Entscheidungen, die auf dem Wissen und der Erfahrung aller beruht.
Soziokratiekreis beim Nachbarschafsprojekt Am Bogen

„Willst du Recht haben oder glücklich sein? Beides gleichzeitig geht nicht.“

 

Marshall Rosenberg, Begründer der gewaltfreien Kommunikation

Im Quartiersladen Jakobervorstadt-Nord sitzen Menschen des Projekts „Lebendige Nachbarschaft am Bogen“ im Kreis. Carmen Sanchez Piva, treibende Kraft des Projekts, lädt reihum alle ein zu erzählen, wie sie emotional da sind und was sie von der Versammlung erwarten.

 

„Diese Ankommensrunde hilft, sich gedanklich auf die Sitzung einzustimmen und stellt untereinander eine Verbindung her," erklären Maria Brandenstein und Pia Haertinger, Initiatorinnen des soziokratischen Nachbarschaftskreises und Vorständinnen des Soziokratie Zentrum Augsburg e.V. (SoZeAux)

Entscheidungen im Konsent

 

Das Besondere an soziokratischen Sitzungen ist die Methode, um zu Entscheidungen zu gelangen, an denen alle gleichberechtigt beteiligt sind. Unterstützt von der Moderation sammeln die Kreismitglieder zunächst alle notwendigen Informationen, nennen dann reihum ihre Argumente und äußeren in einer weiteren Runde ihre Meinung, die nun die Argumente der anderen und vor allem das gemeinsame Ziel im Auge hat.

 

Daraus wird eine für alle sichtbare Beschlussfassung formuliert und der Kreis von der Moderation um Konsent dazu gebeten. Der Beschluss gilt dann als konsentiert, also beschlossen, wenn es keinen schwerwiegenden Einwand gibt. Sollte es Einwände geben, müssen diese in den Beschluss integriert werden.

 

„Da bei diesem Vorgehen die Argumente jedes Mitglieds des Kreises gehört werden und jede*r mindestens zwei Mal sprechen darf, ist die Runde entspannter und die Qualität des Ergebnisses wird durch ein „sowohl als auch“ gestärkt,“ erklären die Expertinnen. Das Prinzip „Macht mit“ statt “Macht über“ wird mit der Entscheidungsfindung im Konsent konsequent umgesetzt und trägt dazu bei, dass Vertrauen entsteht.

 

Nachbarschaften beleben

 

So wurde beim Projekt „Lebendige Nachbarschaft am Bogen“ der dortige Spielplatz zusammen mit dem Grünamt der Stadt Augsburg verschönert. Die Nachbarschaft steht dadurch heute in viel engerem Austausch.

 

Erfahrungen aus solchen Projekten finden sich im Handbuch von Erasmus+SONEC (Sociocratic Neighborhood Circles), die das Projekt begleitet haben. Regelmäßig tauschen sich bei Arbeitsfrühstücken Menschen darüber aus, wie sie mit gemeinschaftlichen Projekten mehr Verantwortung für die lebenswerte Gestaltung ihrer Quartiere übernehmen können. Kurse zur soziokratischen, wertschätzenden Gesprächskultur für eine neues Miteinander bietet das SoZeAux an.

 

Dieser Lifeguide-Artikel erschien am 7.November 2023 auch in der Purpur, dem Magazin zu verantwortungsvollem Leben in Augsburg und Umgebung aus dem Hause liesLotte.

 

Info:

Soziokratie Zentrum Augsburg

E-Mail: sozeaux@soziokratiezentrum.org

 

Nächste Termine:

 

Infostand auf dem Konvent von DialogRaumGeld

Kongress am Park Augsburg, Gögginger Str. 10, 86159 Augsburg

23.- 24. November 2023


Anmeldung unter https://dialograumgeld.org/mitmachen

 

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Arbeitsfrühstück: Nachbarschaftsprojekte aufbauen

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Werkstatt Solidarische Welt
Weißen Gasse 3
86150
Augsburg
Arbeitsfrühstück für Nachbarschaftsinitiativen
Die neue Bank auf dem Spielplatz, ein Hochbeet anlegen, Müllsammelaktionen starten … Nachbarschaften nehmen die Dinge selbst in die Hand Wie das geht, darüber tauschen sich Interessierte bei einem Arbeitsfrühstück aus.

Gemeinschaftlich das Leben vor Ort gestalten

 

Statt auf politische Hilfestellungen zu warten, können Anwohner*innen in ihrem Umfeld eigene Ideen einbringen und gemeinschaftlich umsetzen:.Verschönerungsaktionen, Kinderbetreuung, Tauschbörsen, Feste und vieles mehr.

"Menschen aus dem Quartier kommen bei solchen Aktionen miteinander ins Gespräch und beginnen sich mehr und mehr selbst zu organisieren, um eine lebenswertere und nachhaltigere Nachbarschaft aufzubauen. So gelingt es, enkeltauglich zu leben"

 

Dr. Pia Haertinger, Vorsitzende Sozeokratiezentrum Augsburg e.V.

Beim Arbeitsfrühstück werden konkrete Projektideen für die eigene Nachbarschaft besprochen und entwickelt.

 

Jede*r Interessierte ist willkommen

 

INFO

Wann: Samstag 18. November, 10-12 Uhr

Wo: Werkstatt Solidarische Welt in der Weißen Gasse 3 (Eingang links vom Weltladen und dann erste Tür rechts auf halber Treppe)

Anmeldung: sozeaux@soziokratiezentrum.org

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Jenseits von Hierarchie: Beitrag über neue Organisationsformen wie etwa der Soziokratie

 

Über das Soziokratie Zentrum Augsburg (Sozeaux)

Das Soziokratie Zentrum Augsburg setzt sich dafür ein, die Organisationsmethode der Soziokratie in Augsburg bekannt zu machen und viele Menschen und Organisationen anzuregen, sie einzusetzen. Mit der Gesprächsführung im Kreis sind Menschen auf Augenhöhe in Entscheidungsprozesse eingebunden. So finden sie Lösungen mit der Weisheit der Gruppe. Das sorgt für mehr Beteiligung und Mitverantwortung in Familie, Nachbarschaft, Schule, in Vereinen, Organisationen und Unternehmen, in Politik und Verwaltung.

Neben der Mitorganisation des Lernkreises Soziokratie bietet das Sozeaux eigene Seminare an, in denen Gesprächleiter*innen für Soziokratische Kreisorganisation ausgebildet werden. Das Bildungsbündnis ist ein Forum der Lokalen Agenda 21 Augsburg und vertritt dabei vor allem die Zukunftsleitlinien S4 und K4.

 

Über das Bildungsbündnis

Das Bildungsbündnis Augsburg ist ein Zusammenschluss von mehr als 80 Bildungsinitiativen sowie Privatpersonen. Schüler*innern, Lehrkräfte, Bildungsakteur*innen sowie Mitarbeitende von Lehr- und Betreuungseinrichtungen und Initiativen diskutieren dabei über Themen wie pädagogische Konzepte oder Begabungsförderung. Es geht um die Verknüpfung schulexterner und interner Projekte sowie den Austausch zwischen verschiedenen Bildungsplayern.

Einmal im Jahr veranstaltet das Bildungsbündnis den Augsburger Begabungstag mit jährlich wechselnden Schwerpunktthemen im Rathaus. Er dient unter anderem als Fortbildung für Lehrpersonen. Das Bildungsbündnis ist ein Forum der Lokalen Agenda 21 Augsburg und vertritt dabei vor allem die Zukunftsleitlinien S2 und S4.

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Konsentspiel - Spielerisch die Soziokratie entdecken

Konsentspiel - Spielerisch die Soziokratie entdecken

Werkstatt solidarische Welt
Weite Gasse 3
86150
Augsburg
"Keep the Balance" ist ein soziokratisches Spiel
Kreisstruktur und Konsent-Entscheidungen sind die Herzstücke der Organisationsform Soziokratie. Beim Konsentspiel erfahren die Teilnehmenden, wie das funktioniert

Gemeinsam gute Entscheidungen treffen

 

Ob in Unternehmen, Familie oder Projektgruppe – soziokratische Entscheidungen können in allen Umfeldern getroffen werden. Wie das funktioniert, können Interessierte beim Konsentspiel erleben. Das Soziokratiezentrum Augsburg lädt künftig einmal im Monat zu einem offenen, kostenlosen Spielevormittag ein. 

 

In vorgegebenen Rollenspielen erleben die Teilnehmenden, wie die Grundlagen der Soziokratie funktionieren. Im Spiel "Keep the Balance" durchleben die Spielenden unterschiedliche Szenarien, von Familienthemen bis hin zu Entscheidungen in Dorfgemeinschaften. Nur wenn eine gemeinsame Lösung gefunden wird, bliebt das Spielbrett in Balance. Es geht um Zuhören, sich Einlassen und darum, eine gemeinsame Entscheidung zu treffen.

 

Info

Wann: 1. April 2023, 11 - 12:30 Uhr 

Wo: Tagungsraum der Werkstatt solidarische Welt, Weite Gasse 3, 86150 Augsburg

Infos: Soziokratiezentrum Augsburg

AnmeldungSozeaux@soziokratriezentrum.org

Die Veranstaltung ist kostenfrei

 

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Soziokratiezentrum Augsburg

Jenseits der Hierarchie: Wir funktioniert die Soziokratie

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Soziokratie: Echte Beteiligung auf Augenhöhe

Information Soziokratie Zentrum Augsburg Methode

Stadtbücherei Augsburg
Ernst-Reuter-Platz 1
86150
Augsburg
Menschen beim Diskutieren
Mit der zukunftsweisenden Organisationsmethode können Unternehmen, Vereine und sogar Familien Entscheidungen treffen, bei der alle mitgehen können. An diesem Abend können Interessierte in die Methode eintauchen und netzwerken.

Gemeinschaftlich Entscheiden

 

Versammlungen, bei denen die Meinungen aller Beteiligten gehört und so Entscheidungen getroffen werden, die alle mitgehen und mittragen können – darauf beruht das Prinzip der Soziokratie. Diese Methode überwindet das Dilemma von Minderheiten. Bei Abstimmungen zählen Argumente, nicht die Mehrheit. Dadurch wird Macht und Verantwortung mit allen Beteiligten geteilt. 

  Vorteile der Soziokratie

Bei Mehrheitsentscheidungen gibt es stets eine Minderheit, die sich nicht gehört fühlt und möglicherweise enttäuscht aus Versammlungen geht. Bei der Soziokratie werden alle gehört. Durch echte Beteiligung können alle Gruppenmitglieder mit ihrem Wissen, ihrem Interesse und ihrem Engagement zu guten Lösungen beitragen. Damit fördert die soziokratische Methode das menschliche Bedürfnis nach Potentialentfaltung und Wirksamkeit.

 

Beispiele aus der Praxis

Wie das in der Praxis funktioniert, zeigen Mitglieder des Soziokratie Zentrum Augsburg an diesem Abend. Sie stellen Kreise vor, in denen sie selbst aktiv sind, wie etwa einen Nachbarschaftskreis, den Projektkreis "Genossenschaft und Soziokratie" sowie den Seminarkreis. Dabei erleben die Gäste, wie durch eine neue Kultur der Entscheidungsfindung die Kommunikation und Zusammenarbeit am Arbeitsplatz, in Vereinen, in Wohngruppen, in der Politik und in vielen anderen gemeinschaftlichen Projekten verbessert werden können.

 

Beim Konsentspiel lernen Interessierte die soziokratischen Prinzipien wie Ankommensrunde, Bildformung, Meinungsbildung, Konsent (also die soziokratische Entscheidungsform) und Abschlussrunde (Messung) auf spielerische Art kennen.

 

Mehr Beteiligung leben

Wer sich also mehr Beteiligung in der eigenen Organisation wünscht, lernt an diesem Abend eine wertschätzende Methode kennen, welche die Weisheit der Gruppe nutzt, um Entscheidungen zu treffen. Mitglieder vom Soziokratie Zentrum Augsburg und Beteiligte am Pilotprojekt der "Lebendigen Nachbarschaft Am Bogen in der Jakobervorstadt Nord" stehen für Gespräche zur Verfügung. Eingeladen sind alles Interessierte, die sich ins Soziokratie Zentrum Augsburg einbringen oder sich einfach über die Arbeit informieren wollen.

Die Veranstaltung ist kostenfrei.

 

Infos

Wann: Mittwoch, 01.03.2023, 19.00-21.00 Uhr

Wo: S-Forum, Stadtbücherei Augsburg, Ernst-Reuter-Platz 1

Anmeldung: unter sozeaux@soziokratiezentrum.org

Mehr Info: www.soziokratiezentrum.org/aux

 

Über das Soziokratie Zentrum Augsburg

Das Soziokratie Zentrum Augsburg setzt sich dafür ein, die Organisationsmethode der Soziokratie in Augsburg bekannt zu machen und durch ihre Anwendung Menschen, dort wo sie es brauchen, zu stärken. Mit der Gesprächsführung im Kreis sind Menschen auf Augenhöhe in Entscheidungsprozesse eingebunden. So finden sie Lösungen mit der Weisheit der Gruppe. Das sorgt für mehr Beteiligung und Mitverantwortung in Familie, Nachbarschaft, Schule, in Vereinen, Organisationen und Unternehmen, in Politik und Verwaltung. 

Neben der Mitorganisation des Lernkreises Soziokratie bietet das Sozeaux eigene Seminare an, in denen Gesprächleiter*innen für Soziokratische Kreisorganisation ausgebildet werden. Das Bildungsbündnis ist ein Forum der Lokalen Agenda 21 Augsburg und vertritt dabei vor allem die Zukunftsleitlinien S4 und K4.

 

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Jenseits der Hierarchie: Dominik Kieser und Markus Hecht zeigen neue Organisationsformen wie die Soziokratie.

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Workshop 'Zusammenhalt durch Struktur'

Workshop 'Zusammenhalt durch Struktur'

2.OG / Next level in der Stadtbücherei
Ernst-Reuter-Platz 1
86150
Augsburg
Soziokratie Workshop. Quelle: https://nils-zierath.de/themen/soziokratie
Am Samstag, den 30. Juli sollen sich die Teilnehmenden eines Workshops mit Fragen rund um den Zusammenhalt in der zivilen Stadtgesellschaft auseinandersetzen.

Können Strukturen wie die Soziokratie, die mittlerweile in immer mehr modernen Organisationen Einzug hält und dort für ein gleichwertiges Miteinander und mehr Zusammenhalt sorgt, den Zusammenhalt in der zivilen Stadtgesellschaft stärken? Es käme auf einen Versuch an.

 

Um in einer Gruppe soziokratisch arbeiten zu können, bedarf es gemeinsamer Ziele, aber haben wir diese in unserer Gesellschaft und unserer Stadt? Wenn ja, wie lauten sie? 

Sind wir bereit, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen? Weben wir überhaupt in Gruppen, die miteinander die Welt gestalten und zusammenhalten können oder sind wir längst in winzige Einheiten wie Familie und Alleinstehende zerfallen? 

Mit all diesen Fragen rund um ein soziokratisches Miteinander werden sich die Teilnehmenden des Workshops am 30. Juli in der Stadtbücherei beschäftigen.

Event-Termin
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German
Von der Familie bis zum Unternehmen lässt sich die Kreisorganisationsmethode der Soziokratie einsetzen. Sie hilft, Gemeinschafts- statt Mehrheits-Entscheidungen zu treffen.
Öffnungszeiten aktivieren
HIDE
Ort

Soziokratie Zentrum Augsburg e. V.
Berchtesgadener Str. 3
86163 Augsburg
Deutschland

E-Mail
sozeaux [at] soziokratiezentrum.org

Das Soziokratie Zentrum Augsburg setzt sich dafür ein, die Organisationsmethode der Soziokratie in Augsburg bekannt zu machen und durch ihre Anwendung Menschen, dort wo sie es brauchen, zu stärken. Mit der Gesprächsführung im Kreis sind Menschen auf Augenhöhe in Entscheidungsprozesse eingebunden. So finden sie Lösungen mit der Weisheit der Gruppe. Das sorgt für mehr Beteiligung und Mitverantwortung in Familie, Nachbarschaft, Schule, in Vereinen, Organisationen und Unternehmen, in Politik und Verwaltung. 

 

Lernkreis der Soziokratie

Gegründet wurde das Soziokratie Zentrum Augsburg (SoZeAux) 2017. Seit Januar 2019 ist es auch als Verein eingetragen. 
Neben der Mitorganisation des Lernkreises Soziokratie bietet das Sozeaux eigene Seminare an, in denen Gesprächleiter*innen für Soziokratische Kreisorganisation ausgebildet werden - häufig auch in Kooperation mit der Stadtakademie der Stadt Augsburg.

 

Kreise in Nachbarschaften oder Schulen

 

Viele Projekte in Augsburg laufen bereits unter soziokratischer Organisation.Hier eine Auswahl:

  • Nachbarschaftskreise:  Nachbarn gestalten auf Augenhöhe und verbessern das Zusammenleben in der Nachbarschaft
  • Bioland: Biobauern und Biobäuerinnen organisieren sich und ihrer Mitarbeiter*innen
  • gemeinschaftliche Wohnprojekte: Menschen wohnen zusammen und schaffen Regeln für ihr Miteinander
  • Schulen: Lehrer*innen, Schüler*innen und Eltern gestalten Schule gemeinsam
  • AK Unternehmer Agenda 21:  Unternehmer verbinden sich für Nachhaltige Entwicklung
  • Vereine: Mitglieder beteiligen sich und werden in einer sinnvollen Struktur aktiv
  • Unternehmen: Mitarbeiter*innen werden in die Mitverantwortung genommen und tragen zur Zielerreichung bei
     

 

Das SoZeAux ist ein Forum der Lokalen Agenda 21 Augsburg und vertritt dabei vor allem die Zukunftsleitlinien S4 und K4.
 

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Soziokratie Zentrum Augsburg Organisationsmethode

Jenseits von Hierarchie

Jenseits von Hierarchie
Unsere Organisationsformen sind zunehmend überfordert von einer komplexer werdenden Welt. Dominik Kieser und Markus Hecht zeigen Zusammenhänge auf und lenken den Blick auf erste gute Lösungsansätze und neue Organisationsformen.
Dominik Kieser. Foto: Norbert Liesz

Dem brasilianischen Unternehmer Ricardo Semler ist es ziemlich egal, ob er seine Angestellten am Arbeitsplatz antrifft oder ihre Schreibtische mal wieder leer sind. Die Mitarbeiter des „Dienstleistungsunternehmens Semco“ bestimmen nicht nur selbst, was zu tun ist, sondern auch, wie, wann und wo sie ihre Arbeit erledigen. Sie öffnen neue Geschäftsfelder, legen gemeinsam ihre Verantwortlichkeiten fest und teilen die Gewinne auf. Wer mehr Geld will, muss vor den Kollegen rechtfertigen können, warum er mehr verdient oder warum er denkt, dass die Leistung, die er erbringt, mehr Wert hat. Denn die Gehälter sind für alle Mitarbeiter ebenso einsehbar wie alle wichtigen Kennzahlen des Unternehmens.

 

Überforderung von Mensch und System

Professor Peter Kruse beschreibt in seiner Studie zur „guten Führung“, dass 42 Prozent der Führungskräfte sich eine andere Organisationsform wünschen. Kruse war einer der Ersten, der erkannt hat, dass die heutigen Organisationsformen nicht mehr zeitgemäß sind. Vor allem die neuen Medien und das Internet haben eine sich selbst verstärkende gesellschaftliche Veränderungsdynamik erzeugt. Die Welt wirkt heute sehr undurchschaubar und komplex. Einige Phänomene wie die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten lassen sich nicht so einfach erklären. Es gibt keine klaren und überschaubaren Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge mehr. Es kommt zu „Aufschaukelungs-Phänomenen“, und was dabei am Ende raus kommt, ist nicht immer das, was der Verfasser wollte und erinnert an manchen Stellen an das Spiel „stille Post“.

 

Typisches Beispiel McDonalds

Nach Kruse müssten eigentlich die inneren Strukturen ähnlich komplex aufgebaut sein wie ihre äußeren Umwelten. Genau hier stoßen viele Organisationen noch an ihre selbstgemachten inneren „Grenzen“. Bis zur Jahrtausendwende war es sinnvoll, Unternehmen linear und hierarchisch zu strukturieren, da das Umfeld der Organisationen stabil blieb oder sich eher langsam veränderte. Es war nützlich, möglichst robuste Strukturen aufzubauen. Es ging um Wiederholbarkeit und Verlässlichkeit von Tätigkeiten, um die Kosten gering zu halten und um die Welt nicht immer neu erfinden zu müssen. Ein typisches Beispiel hierfür ist McDonalds. Für jeden Hamburger gibt es die gleichen Zutaten. Sie werden in allen Restaurants der Welt nach dem gleichen Verfahren zubereitet. Schwierig wird es erst, wenn Kunden individuelle Anliegen äußern, die vom Standardverfahren abweichen. Die McDonalds-Mitarbeiter dürfen dann auch nicht für den Kunden kreative Lösungen finden, sondern müssen sich an die Anweisungen des Unternehmens halten. Sie stehen in einem Dilemma zwischen Kundenorientierung und der Verpflichtung, die Unternehmensregeln einzuhalten.

 

Dies Form der Unternehmensführung hat allgemein zur Folge, dass sich viele Mitarbeiter erschöpft fühlen und sich immer weniger mit der eigenen Arbeit identifizieren. Der Gallup Engagement Index weist für 2015 aus, dass weit über 80 Prozent der Befragten in Deutschland sich wenig oder gar nicht mit ihrer Organisation verbunden fühlen. Psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz sind dramatisch auf dem Vormarsch. Psychische Gefährdungsbeurteilungen sind mittlerweile in allen Betrieben gesetzlich vorgeschrieben. Lösungen werden jedoch nicht angeboten, denn die Veränderung kann nicht über den einzelnen Arbeitsplatz erfolgen, sondern dadurch, dass das Gesamt-System geändert wird. Da sie die neuen äußeren Einflüsse nicht angemessen berücksichtigen, führen die alten Strukturen zu Dauerkonflikten und Überforderung der Mitarbeiter. Sie unterbinden Innovation und eigenständiges Handeln und führen zu innerer Leere und gleichzeitiger Überforderung.

 

Dressiert oder wertgeschätzt?

Das Tayloristische Organisationsprinzip der Standardisierung, Normierung und zentralen Steuerung, das anfänglich von Henry Ford und dann immer mehr von allen Unternehmen übernommen wurde, stieß dann an seine eigenen Grenzen, als die Märkte immer gesättigter waren. In digitalen „Nachfragemärkten“ des 21. Jahrhunderts bestimmt der Kunde, was wichtig ist, und nicht mehr die Produktentwicklung des Unternehmens. Verlieren Organisationen hier den Anschluss, verlieren sie Aufträge und Marktanteile an dynamischere Wettbewerber. Firmen wie Nokia, Kodak und Osram bieten dafür eindrucksvolle Beispiele. Heute geht es also auch darum, mit immer neuen Ideen und Innovationen für Aufmerksamkeit zu sorgen und den immer neuen Bedürfnissen der Kunden schnell nachkommen zu können.

 

In einer komplexen Welt werden flexible und kreative Lösungen von allen Mitarbeitern gebraucht, besonders von denen, die nah am Kunden arbeiten. Ganz anders als noch vor ein paar Jahren, als es eher darum ging, seine Mitarbeiter zielgerichtet nach Soll-Ist-Vergleichen zu steuern und zu kontrollieren. Die Unternehmen waren und sind immer noch wie Maschinen aufgebaut, nach dem Motto „die ‚oben‘ denken und die ‚unten‘ handeln“. Diese Organisationen sind somit beschränkt auf Wissen und Urteilsvermögen der Vorgesetzten. Der Tod der klassischen tayloristischen Organisation ist die Arbeitsüberlastung und der Innovationsstau im gesamten System. Die Mitarbeiter werden zwar oft mit Boni oder Belohnungssystemen bei der Stange gehalten, im Engagementindex wirkt sich das jedoch nicht positiv aus. Die Folge: Menschen fühlen sich dressiert und nicht wertgeschätzt. Oft kann die wirtschaftliche Talfahrt nur über Fusionen mit anderen Unternehmen aufgehalten werden, denn es mangelt weiter an Eigeninitiative und Kreativität gegenüber Wettbewerbern.

 

Neue Lösungen: Dynamic Governance & Soziokratie

Allerdings gibt es erste Beispiele von Unternehmen, die die kollektive Intelligenz und Selbstorganisationskräfte in Unternehmen besser fördern. Das ist nicht leicht, aber lohnend. Tatsächlich fordert die Stärkung von Eigeninitiative und Selbstorganisation, wie es Semler in seinem Unternehmen Semco geschafft hat, von allen Beteiligten eine große menschliche Reife, gedankliches Differenzierungsvermögen und die Fähigkeit, die eigenen Vorstellungen von Erfolg zu Gunsten der Entwicklung des Ganzen zur Disposition zu stellen. Sie fordert die Fähigkeit zuzuhören, zu reflektieren und sich möglicherweise umstimmen zu lassen. Sie verlangt von allen, ihre eigene Arbeit einzuschätzen oder sich gegenseitig bei der Einschätzung zu helfen. Das Unternehmen Semco zeigt, dass es möglich ist, Rahmenbedingungen zu schaffen, um diese Haltungen besser zu kultivieren und die Energie eher in Vertrauen statt in Sozialkontrolle zu lenken.

 

Ein anderes Beispiel, das beim Übergang zur „Vertrauenskultur“ helfen kann, ist das Organisationsmodell der Soziokratie. Der Name klingt angestaubt, die Funktionsweise ist hochmodern. In soziokratischen Organisationen (Dynamic Governance) beschließt diejenige Gruppe von Menschen, die organisatorisch am nächsten am Entscheidungsgegenstand ist und zur besten Beurteilung fähig ist. Die Entscheidung fällt also weder autokratisch noch basisdemokratisch. Bei der Soziokratie wird in Kreisen statt in Abteilungen organisiert. Jeder Kreis darf innerhalb seines Zuständigkeitsbereiches eigene Entscheidungen dezentral treffen. Die Kreise haben in der Regel nicht mehr als 10 Mitglieder. Es sitzen nur die Mitarbeiter im Kreis, die auch wirklich mit der Zielsetzung des Kreises unmittelbar zu tun haben. In allen Kreisen werden für die Gesprächsleitung Personen ausgewählt, die ausschließlich die Gesprächsführung und die Zielsetzung der Sitzungen im Blick haben. Die Rolle des Vorgesetzten ist somit von der Rolle des Moderators getrennt.

 

Entscheidungen werden in den Kreisen im „Konsent“ (nicht Konsens!) getroffen. „Konsent“ heißt, dass im Entscheidungsablauf versucht wird, die Entscheidung so zu verändern, bis die Widerstände der Entscheidenden intergiert sind. Dies führt zu guten und nachhaltigen Entscheidungen (kollektive Intelligenz). Alle Entscheidungen werden als „derzeit beste Lösung“ gesehen und haben ein Verfallsdatum. Die Sinnhaftigkeit wird also regelmäßig auf neue Situationen abgestimmt (Dynamic Governance). Auch Rollen werden je nach Situation entschieden: wer ist für welche Aufgabe derzeit der/die Richtige? Es wird offen gewählt und jeder begründet, wieso er denkt, dass die Person die Rolle ausfüllen soll. Dann wird wieder im Konsentverfahren entschieden. Die Rollen werden regelmäßig neu gewählt.

 

Die Hierarchie wird mit der soziokratischen Organisation nicht völlig abgeschafft, sondern sinnvoll ergänzt. So hat jeder Kreis eine doppelte Verknüpfung zum nächst höheren Kreis. Damit wird versucht, den Informationsfluss von unten nach oben und wieder zurück möglichst reibungslos und schnell zu organisieren. So erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Änderungen im Umfeld und bei den Kunden auch schnell im Zentrum ankommen und intern verarbeitet werden können.

 

Das Gehirn als Vorbild?

Vielleicht bilden sich in Zukunft netzwerkartige Strukturen, die eher wie ein Gehirn agieren. Das Gehirn selbst ist ein Netzwerk von Milliarden von Neuronen (Gehirnzellen), die untereinander in Verbindung stehen. Interessanterweise kann die Gehirnforschung trotz intensiver Suche keinen Ort und keine Instanz im Gehirn finden, wo die gesamten Informationen zusammenlaufen, ausgewertet werden, verteilt werden oder wo Entscheidungen getroffen werden. Das ICH ist im Gehirn in keiner Weise nachweisbar. Die einzelnen Neuronen oder auch Regionen des Gehirns haben jeweils nur Ausschnitte einer Gesamtinformation codiert (gespeichert). Diese Teilinformationen setzen sich zu einem Ganzen zusammen, wenn die Neuronen oder regionalen Netze sich mit anderen in eine gemeinsame Schwingung versetzen, sich synchronisieren. Eine dezentral organisierte Information fügt sich zu einem Ganzen durch Synchronisation. Wenn wir die Beobachtungen am Gehirn auf den Intelligenzbegriff übertragen, könnten wir (etwas vereinfacht) sagen: je umfassender und intensiver die Teile eines Systems (z.B. Neuronen des Gehirns) miteinander vernetzt sind und kommunizieren, und je besser sie aufeinander eingeschwungen sind, desto höher, d.h. komplexer ist die Intelligenz. Es deutet vieles darauf hin, dass das nicht nur für das Gehirn, sondern insgesamt für lebende Systeme, also auch soziale Systeme wie Organisationen gilt.

 

Autoren: Dominik Kieser und Markus Hecht, Lernkreis Soziokratie der Lokalen Agenda 21 in Augsburg.

Der Artikel ist erschienen in der Agendazeitung Nr. 46, Frühjahr/Sommer 2017.

 

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