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Konsentspiel - Spielerisch die Soziokratie entdecken Sylvia Schaab Mi., 15.03.2023 - 11:18

Konsentspiel - Spielerisch die Soziokratie entdecken

"Keep the Balance" ist ein soziokratisches Spiel
Kreisstruktur und Konsent-Entscheidungen sind die Herzstücke der Organisationsform Soziokratie. Beim Konsentspiel erfahren die Teilnehmenden, wie das funktioniert

Gemeinsam gute Entscheidungen treffen

 

Ob in Unternehmen, Familie oder Projektgruppe – soziokratische Entscheidungen können in allen Umfeldern getroffen werden. Wie das funktioniert, können Interessierte beim Konsentspiel erleben. Das Soziokratiezentrum Augsburg lädt künftig einmal im Monat zu einem offenen, kostenlosen Spielevormittag ein. 

 

In vorgegebenen Rollenspielen erleben die Teilnehmenden, wie die Grundlagen der Soziokratie funktionieren. Im Spiel "Keep the Balance" durchleben die Spielenden unterschiedliche Szenarien, von Familienthemen bis hin zu Entscheidungen in Dorfgemeinschaften. Nur wenn eine gemeinsame Lösung gefunden wird, bliebt das Spielbrett in Balance. Es geht um Zuhören, sich Einlassen und darum, eine gemeinsame Entscheidung zu treffen.

 

Info

Wann: 1. April 2023, 11 - 12:30 Uhr 

Wo: Tagungsraum der Werkstatt solidarische Welt, Weite Gasse 3, 86150 Augsburg

Infos: Soziokratiezentrum Augsburg

AnmeldungSozeaux@soziokratriezentrum.org

Die Veranstaltung ist kostenfrei

 

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Soziokratiezentrum Augsburg

Jenseits der Hierarchie: Wir funktioniert die Soziokratie

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Werkstatt solidarische Welt
Weite Gasse 3
86150
Augsburg
Soziokratie: Echte Beteiligung auf Augenhöhe Sylvia Schaab Di., 21.02.2023 - 11:58

Information Soziokratie Zentrum Augsburg Methode

Menschen beim Diskutieren
Mit der zukunftsweisenden Organisationsmethode können Unternehmen, Vereine und sogar Familien Entscheidungen treffen, bei der alle mitgehen können. An diesem Abend können Interessierte in die Methode eintauchen und netzwerken.

Gemeinschaftlich Entscheiden

 

Versammlungen, bei denen die Meinungen aller Beteiligten gehört und so Entscheidungen getroffen werden, die alle mitgehen und mittragen können – darauf beruht das Prinzip der Soziokratie. Diese Methode überwindet das Dilemma von Minderheiten. Bei Abstimmungen zählen Argumente, nicht die Mehrheit. Dadurch wird Macht und Verantwortung mit allen Beteiligten geteilt. 

  Vorteile der Soziokratie

Bei Mehrheitsentscheidungen gibt es stets eine Minderheit, die sich nicht gehört fühlt und möglicherweise enttäuscht aus Versammlungen geht. Bei der Soziokratie werden alle gehört. Durch echte Beteiligung können alle Gruppenmitglieder mit ihrem Wissen, ihrem Interesse und ihrem Engagement zu guten Lösungen beitragen. Damit fördert die soziokratische Methode das menschliche Bedürfnis nach Potentialentfaltung und Wirksamkeit.

 

Beispiele aus der Praxis

Wie das in der Praxis funktioniert, zeigen Mitglieder des Soziokratie Zentrum Augsburg an diesem Abend. Sie stellen Kreise vor, in denen sie selbst aktiv sind, wie etwa einen Nachbarschaftskreis, den Projektkreis "Genossenschaft und Soziokratie" sowie den Seminarkreis. Dabei erleben die Gäste, wie durch eine neue Kultur der Entscheidungsfindung die Kommunikation und Zusammenarbeit am Arbeitsplatz, in Vereinen, in Wohngruppen, in der Politik und in vielen anderen gemeinschaftlichen Projekten verbessert werden können.

 

Beim Konsentspiel lernen Interessierte die soziokratischen Prinzipien wie Ankommensrunde, Bildformung, Meinungsbildung, Konsent (also die soziokratische Entscheidungsform) und Abschlussrunde (Messung) auf spielerische Art kennen.

 

Mehr Beteiligung leben

Wer sich also mehr Beteiligung in der eigenen Organisation wünscht, lernt an diesem Abend eine wertschätzende Methode kennen, welche die Weisheit der Gruppe nutzt, um Entscheidungen zu treffen. Mitglieder vom Soziokratie Zentrum Augsburg und Beteiligte am Pilotprojekt der "Lebendigen Nachbarschaft Am Bogen in der Jakobervorstadt Nord" stehen für Gespräche zur Verfügung. Eingeladen sind alles Interessierte, die sich ins Soziokratie Zentrum Augsburg einbringen oder sich einfach über die Arbeit informieren wollen.

Die Veranstaltung ist kostenfrei.

 

Infos

Wann: Mittwoch, 01.03.2023, 19.00-21.00 Uhr

Wo: S-Forum, Stadtbücherei Augsburg, Ernst-Reuter-Platz 1

Anmeldung: unter sozeaux@soziokratiezentrum.org

Mehr Info: www.soziokratiezentrum.org/aux

 

Über das Soziokratie Zentrum Augsburg

Das Soziokratie Zentrum Augsburg setzt sich dafür ein, die Organisationsmethode der Soziokratie in Augsburg bekannt zu machen und durch ihre Anwendung Menschen, dort wo sie es brauchen, zu stärken. Mit der Gesprächsführung im Kreis sind Menschen auf Augenhöhe in Entscheidungsprozesse eingebunden. So finden sie Lösungen mit der Weisheit der Gruppe. Das sorgt für mehr Beteiligung und Mitverantwortung in Familie, Nachbarschaft, Schule, in Vereinen, Organisationen und Unternehmen, in Politik und Verwaltung. 

Neben der Mitorganisation des Lernkreises Soziokratie bietet das Sozeaux eigene Seminare an, in denen Gesprächleiter*innen für Soziokratische Kreisorganisation ausgebildet werden. Das Bildungsbündnis ist ein Forum der Lokalen Agenda 21 Augsburg und vertritt dabei vor allem die Zukunftsleitlinien S4 und K4.

 

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Jenseits der Hierarchie: Dominik Kieser und Markus Hecht zeigen neue Organisationsformen wie die Soziokratie.

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Stadtbücherei Augsburg
Ernst-Reuter-Platz 1
86150
Augsburg

Workshop 'Zusammenhalt durch Struktur'

Workshop 'Zusammenhalt durch Struktur'

2.OG / Next level in der Stadtbücherei
Ernst-Reuter-Platz 1
86150
Augsburg
Soziokratie Workshop. Quelle: https://nils-zierath.de/themen/soziokratie
Am Samstag, den 30. Juli sollen sich die Teilnehmenden eines Workshops mit Fragen rund um den Zusammenhalt in der zivilen Stadtgesellschaft auseinandersetzen.

Können Strukturen wie die Soziokratie, die mittlerweile in immer mehr modernen Organisationen Einzug hält und dort für ein gleichwertiges Miteinander und mehr Zusammenhalt sorgt, den Zusammenhalt in der zivilen Stadtgesellschaft stärken? Es käme auf einen Versuch an.

 

Um in einer Gruppe soziokratisch arbeiten zu können, bedarf es gemeinsamer Ziele, aber haben wir diese in unserer Gesellschaft und unserer Stadt? Wenn ja, wie lauten sie? 

Sind wir bereit, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen? Weben wir überhaupt in Gruppen, die miteinander die Welt gestalten und zusammenhalten können oder sind wir längst in winzige Einheiten wie Familie und Alleinstehende zerfallen? 

Mit all diesen Fragen rund um ein soziokratisches Miteinander werden sich die Teilnehmenden des Workshops am 30. Juli in der Stadtbücherei beschäftigen.

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Von der Familie bis zum Unternehmen lässt sich die Kreisorganisationsmethode der Soziokratie einsetzen. Sie hilft, Gemeinschafts- statt Mehrheits-Entscheidungen zu treffen.
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Ort

Soziokratie Zentrum Augsburg e. V.
Berchtesgadener Str. 3
86163 Augsburg
Deutschland

E-Mail
sozeaux [at] soziokratiezentrum.org

Das Soziokratie Zentrum Augsburg setzt sich dafür ein, die Organisationsmethode der Soziokratie in Augsburg bekannt zu machen und durch ihre Anwendung Menschen, dort wo sie es brauchen, zu stärken. Mit der Gesprächsführung im Kreis sind Menschen auf Augenhöhe in Entscheidungsprozesse eingebunden. So finden sie Lösungen mit der Weisheit der Gruppe. Das sorgt für mehr Beteiligung und Mitverantwortung in Familie, Nachbarschaft, Schule, in Vereinen, Organisationen und Unternehmen, in Politik und Verwaltung. 

 

Lernkreis der Soziokratie

Gegründet wurde das Soziokratie Zentrum Augsburg (SoZeAux) 2017. Seit Januar 2019 ist es auch als Verein eingetragen. 
Neben der Mitorganisation des Lernkreises Soziokratie bietet das Sozeaux eigene Seminare an, in denen Gesprächleiter*innen für Soziokratische Kreisorganisation ausgebildet werden - häufig auch in Kooperation mit der Stadtakademie der Stadt Augsburg.

 

Kreise in Nachbarschaften oder Schulen

 

Viele Projekte in Augsburg laufen bereits unter soziokratischer Organisation.Hier eine Auswahl:

  • Nachbarschaftskreise:  Nachbarn gestalten auf Augenhöhe und verbessern das Zusammenleben in der Nachbarschaft
  • Bioland: Biobauern und Biobäuerinnen organisieren sich und ihrer Mitarbeiter*innen
  • gemeinschaftliche Wohnprojekte: Menschen wohnen zusammen und schaffen Regeln für ihr Miteinander
  • Schulen: Lehrer*innen, Schüler*innen und Eltern gestalten Schule gemeinsam
  • AK Unternehmer Agenda 21:  Unternehmer verbinden sich für Nachhaltige Entwicklung
  • Vereine: Mitglieder beteiligen sich und werden in einer sinnvollen Struktur aktiv
  • Unternehmen: Mitarbeiter*innen werden in die Mitverantwortung genommen und tragen zur Zielerreichung bei
     

 

Das SoZeAux ist ein Forum der Lokalen Agenda 21 Augsburg und vertritt dabei vor allem die Zukunftsleitlinien S4 und K4.
 

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Soziokratie Zentrum Augsburg Organisationsmethode
Jenseits von Hierarchie Dominik Kieser Di., 04.04.2017 - 10:29
Jenseits von Hierarchie
Unsere Organisationsformen sind zunehmend überfordert von einer komplexer werdenden Welt. Dominik Kieser und Markus Hecht zeigen Zusammenhänge auf und lenken den Blick auf erste gute Lösungsansätze und neue Organisationsformen.
Dominik Kieser. Foto: Norbert Liesz

Dem brasilianischen Unternehmer Ricardo Semler ist es ziemlich egal, ob er seine Angestellten am Arbeitsplatz antrifft oder ihre Schreibtische mal wieder leer sind. Die Mitarbeiter des „Dienstleistungsunternehmens Semco“ bestimmen nicht nur selbst, was zu tun ist, sondern auch, wie, wann und wo sie ihre Arbeit erledigen. Sie öffnen neue Geschäftsfelder, legen gemeinsam ihre Verantwortlichkeiten fest und teilen die Gewinne auf. Wer mehr Geld will, muss vor den Kollegen rechtfertigen können, warum er mehr verdient oder warum er denkt, dass die Leistung, die er erbringt, mehr Wert hat. Denn die Gehälter sind für alle Mitarbeiter ebenso einsehbar wie alle wichtigen Kennzahlen des Unternehmens.

 

Überforderung von Mensch und System

Professor Peter Kruse beschreibt in seiner Studie zur „guten Führung“, dass 42 Prozent der Führungskräfte sich eine andere Organisationsform wünschen. Kruse war einer der Ersten, der erkannt hat, dass die heutigen Organisationsformen nicht mehr zeitgemäß sind. Vor allem die neuen Medien und das Internet haben eine sich selbst verstärkende gesellschaftliche Veränderungsdynamik erzeugt. Die Welt wirkt heute sehr undurchschaubar und komplex. Einige Phänomene wie die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten lassen sich nicht so einfach erklären. Es gibt keine klaren und überschaubaren Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge mehr. Es kommt zu „Aufschaukelungs-Phänomenen“, und was dabei am Ende raus kommt, ist nicht immer das, was der Verfasser wollte und erinnert an manchen Stellen an das Spiel „stille Post“.

 

Typisches Beispiel McDonalds

Nach Kruse müssten eigentlich die inneren Strukturen ähnlich komplex aufgebaut sein wie ihre äußeren Umwelten. Genau hier stoßen viele Organisationen noch an ihre selbstgemachten inneren „Grenzen“. Bis zur Jahrtausendwende war es sinnvoll, Unternehmen linear und hierarchisch zu strukturieren, da das Umfeld der Organisationen stabil blieb oder sich eher langsam veränderte. Es war nützlich, möglichst robuste Strukturen aufzubauen. Es ging um Wiederholbarkeit und Verlässlichkeit von Tätigkeiten, um die Kosten gering zu halten und um die Welt nicht immer neu erfinden zu müssen. Ein typisches Beispiel hierfür ist McDonalds. Für jeden Hamburger gibt es die gleichen Zutaten. Sie werden in allen Restaurants der Welt nach dem gleichen Verfahren zubereitet. Schwierig wird es erst, wenn Kunden individuelle Anliegen äußern, die vom Standardverfahren abweichen. Die McDonalds-Mitarbeiter dürfen dann auch nicht für den Kunden kreative Lösungen finden, sondern müssen sich an die Anweisungen des Unternehmens halten. Sie stehen in einem Dilemma zwischen Kundenorientierung und der Verpflichtung, die Unternehmensregeln einzuhalten.

 

Dies Form der Unternehmensführung hat allgemein zur Folge, dass sich viele Mitarbeiter erschöpft fühlen und sich immer weniger mit der eigenen Arbeit identifizieren. Der Gallup Engagement Index weist für 2015 aus, dass weit über 80 Prozent der Befragten in Deutschland sich wenig oder gar nicht mit ihrer Organisation verbunden fühlen. Psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz sind dramatisch auf dem Vormarsch. Psychische Gefährdungsbeurteilungen sind mittlerweile in allen Betrieben gesetzlich vorgeschrieben. Lösungen werden jedoch nicht angeboten, denn die Veränderung kann nicht über den einzelnen Arbeitsplatz erfolgen, sondern dadurch, dass das Gesamt-System geändert wird. Da sie die neuen äußeren Einflüsse nicht angemessen berücksichtigen, führen die alten Strukturen zu Dauerkonflikten und Überforderung der Mitarbeiter. Sie unterbinden Innovation und eigenständiges Handeln und führen zu innerer Leere und gleichzeitiger Überforderung.

 

Dressiert oder wertgeschätzt?

Das Tayloristische Organisationsprinzip der Standardisierung, Normierung und zentralen Steuerung, das anfänglich von Henry Ford und dann immer mehr von allen Unternehmen übernommen wurde, stieß dann an seine eigenen Grenzen, als die Märkte immer gesättigter waren. In digitalen „Nachfragemärkten“ des 21. Jahrhunderts bestimmt der Kunde, was wichtig ist, und nicht mehr die Produktentwicklung des Unternehmens. Verlieren Organisationen hier den Anschluss, verlieren sie Aufträge und Marktanteile an dynamischere Wettbewerber. Firmen wie Nokia, Kodak und Osram bieten dafür eindrucksvolle Beispiele. Heute geht es also auch darum, mit immer neuen Ideen und Innovationen für Aufmerksamkeit zu sorgen und den immer neuen Bedürfnissen der Kunden schnell nachkommen zu können.

 

In einer komplexen Welt werden flexible und kreative Lösungen von allen Mitarbeitern gebraucht, besonders von denen, die nah am Kunden arbeiten. Ganz anders als noch vor ein paar Jahren, als es eher darum ging, seine Mitarbeiter zielgerichtet nach Soll-Ist-Vergleichen zu steuern und zu kontrollieren. Die Unternehmen waren und sind immer noch wie Maschinen aufgebaut, nach dem Motto „die ‚oben‘ denken und die ‚unten‘ handeln“. Diese Organisationen sind somit beschränkt auf Wissen und Urteilsvermögen der Vorgesetzten. Der Tod der klassischen tayloristischen Organisation ist die Arbeitsüberlastung und der Innovationsstau im gesamten System. Die Mitarbeiter werden zwar oft mit Boni oder Belohnungssystemen bei der Stange gehalten, im Engagementindex wirkt sich das jedoch nicht positiv aus. Die Folge: Menschen fühlen sich dressiert und nicht wertgeschätzt. Oft kann die wirtschaftliche Talfahrt nur über Fusionen mit anderen Unternehmen aufgehalten werden, denn es mangelt weiter an Eigeninitiative und Kreativität gegenüber Wettbewerbern.

 

Neue Lösungen: Dynamic Governance & Soziokratie

Allerdings gibt es erste Beispiele von Unternehmen, die die kollektive Intelligenz und Selbstorganisationskräfte in Unternehmen besser fördern. Das ist nicht leicht, aber lohnend. Tatsächlich fordert die Stärkung von Eigeninitiative und Selbstorganisation, wie es Semler in seinem Unternehmen Semco geschafft hat, von allen Beteiligten eine große menschliche Reife, gedankliches Differenzierungsvermögen und die Fähigkeit, die eigenen Vorstellungen von Erfolg zu Gunsten der Entwicklung des Ganzen zur Disposition zu stellen. Sie fordert die Fähigkeit zuzuhören, zu reflektieren und sich möglicherweise umstimmen zu lassen. Sie verlangt von allen, ihre eigene Arbeit einzuschätzen oder sich gegenseitig bei der Einschätzung zu helfen. Das Unternehmen Semco zeigt, dass es möglich ist, Rahmenbedingungen zu schaffen, um diese Haltungen besser zu kultivieren und die Energie eher in Vertrauen statt in Sozialkontrolle zu lenken.

 

Ein anderes Beispiel, das beim Übergang zur „Vertrauenskultur“ helfen kann, ist das Organisationsmodell der Soziokratie. Der Name klingt angestaubt, die Funktionsweise ist hochmodern. In soziokratischen Organisationen (Dynamic Governance) beschließt diejenige Gruppe von Menschen, die organisatorisch am nächsten am Entscheidungsgegenstand ist und zur besten Beurteilung fähig ist. Die Entscheidung fällt also weder autokratisch noch basisdemokratisch. Bei der Soziokratie wird in Kreisen statt in Abteilungen organisiert. Jeder Kreis darf innerhalb seines Zuständigkeitsbereiches eigene Entscheidungen dezentral treffen. Die Kreise haben in der Regel nicht mehr als 10 Mitglieder. Es sitzen nur die Mitarbeiter im Kreis, die auch wirklich mit der Zielsetzung des Kreises unmittelbar zu tun haben. In allen Kreisen werden für die Gesprächsleitung Personen ausgewählt, die ausschließlich die Gesprächsführung und die Zielsetzung der Sitzungen im Blick haben. Die Rolle des Vorgesetzten ist somit von der Rolle des Moderators getrennt.

 

Entscheidungen werden in den Kreisen im „Konsent“ (nicht Konsens!) getroffen. „Konsent“ heißt, dass im Entscheidungsablauf versucht wird, die Entscheidung so zu verändern, bis die Widerstände der Entscheidenden intergiert sind. Dies führt zu guten und nachhaltigen Entscheidungen (kollektive Intelligenz). Alle Entscheidungen werden als „derzeit beste Lösung“ gesehen und haben ein Verfallsdatum. Die Sinnhaftigkeit wird also regelmäßig auf neue Situationen abgestimmt (Dynamic Governance). Auch Rollen werden je nach Situation entschieden: wer ist für welche Aufgabe derzeit der/die Richtige? Es wird offen gewählt und jeder begründet, wieso er denkt, dass die Person die Rolle ausfüllen soll. Dann wird wieder im Konsentverfahren entschieden. Die Rollen werden regelmäßig neu gewählt.

 

Die Hierarchie wird mit der soziokratischen Organisation nicht völlig abgeschafft, sondern sinnvoll ergänzt. So hat jeder Kreis eine doppelte Verknüpfung zum nächst höheren Kreis. Damit wird versucht, den Informationsfluss von unten nach oben und wieder zurück möglichst reibungslos und schnell zu organisieren. So erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Änderungen im Umfeld und bei den Kunden auch schnell im Zentrum ankommen und intern verarbeitet werden können.

 

Das Gehirn als Vorbild?

Vielleicht bilden sich in Zukunft netzwerkartige Strukturen, die eher wie ein Gehirn agieren. Das Gehirn selbst ist ein Netzwerk von Milliarden von Neuronen (Gehirnzellen), die untereinander in Verbindung stehen. Interessanterweise kann die Gehirnforschung trotz intensiver Suche keinen Ort und keine Instanz im Gehirn finden, wo die gesamten Informationen zusammenlaufen, ausgewertet werden, verteilt werden oder wo Entscheidungen getroffen werden. Das ICH ist im Gehirn in keiner Weise nachweisbar. Die einzelnen Neuronen oder auch Regionen des Gehirns haben jeweils nur Ausschnitte einer Gesamtinformation codiert (gespeichert). Diese Teilinformationen setzen sich zu einem Ganzen zusammen, wenn die Neuronen oder regionalen Netze sich mit anderen in eine gemeinsame Schwingung versetzen, sich synchronisieren. Eine dezentral organisierte Information fügt sich zu einem Ganzen durch Synchronisation. Wenn wir die Beobachtungen am Gehirn auf den Intelligenzbegriff übertragen, könnten wir (etwas vereinfacht) sagen: je umfassender und intensiver die Teile eines Systems (z.B. Neuronen des Gehirns) miteinander vernetzt sind und kommunizieren, und je besser sie aufeinander eingeschwungen sind, desto höher, d.h. komplexer ist die Intelligenz. Es deutet vieles darauf hin, dass das nicht nur für das Gehirn, sondern insgesamt für lebende Systeme, also auch soziale Systeme wie Organisationen gilt.

 

Autoren: Dominik Kieser und Markus Hecht, Lernkreis Soziokratie der Lokalen Agenda 21 in Augsburg.

Der Artikel ist erschienen in der Agendazeitung Nr. 46, Frühjahr/Sommer 2017.

 

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