Ökologischer Anbau mit Permakultur

Mit Permakultur dem Klimawandel trotzen
Die industrielle Landwirtschaft kommt mit ihren Methoden an ihre Grenzen und hat kaum Rezepte für die wachsenden Herausforderungen durch den Klimawandel. Die Permakultur bietet Ansätze, auch unter schwierigen Bedingungen Land zu bewirtschaften – auf nachhaltige Weise.
In einem Workshop, der im August stattfindet, könnt ihr lernen, wie das gelingen kann. Wir haben Julia Baus, Mitgründerin des Gemeinschaftsprojekts Schloss Blumenthal und verantwortlich für die Gestaltung der Außenanlagen, gefragt, was sich hinter dieser Anbauweise verbirgt.
Julia, kannst du in kurzen Worten erklären, was Permakultur bedeutet?
Oh - das ist ein weites Feld für wenige Worte ...
Permakultur ist der Versuch, alle Muster, Kreisläufe und Zusammenhänge in der Natur zu verstehen und im Gartenbau oder der Landwirtschaft – also überall dort, wo wir Land ‚bearbeiten‘– in das Design miteinzubeziehen und mit diesen Mustern und Zusammenhängen zu arbeiten, sie nachzuahmen, statt gegen sie zu arbeiten.
Mit Permakultur können wir ausgelaugte Böden wieder fruchtbar machen, dem Grundwasserrückgang entgegenwirken und sowohl den Auswirkungen als auch den Ursachen des Klimawandels entgegentreten.
Klingt abstrakt, hast du ein Beispiel für uns?
Ein ganz einfaches Beispiel ist das Mulchen: In der Natur fallen abgestorbene Pflanzenteile zu Boden, beschatten diesen und schützen ihn vor Überhitzung und Austrocknung. Ebenso unterdrücken der Mulch das Auflaufen von Konkurrenten. Wenn der Mulch verrottet, werden die Bodenlebewesen ernährt und es entsteht nährstoffreicher Humus, der wiederum die Pflanzen ernährt. Wenn ich also auf meinem Gemüsefeld Erntereste und entfernte Beikräuter an Ort und Stelle liegen lasse, habe ich weniger Arbeit und tue dem Boden und meinen Kulturen Gutes damit.
Ein weiteres Vorgehen ist etwa das Anlegen eines Hügelbeets mit der Längsseite in Nord-Süd-Richtung. Daraus resultiert, dass die langen Seiten des Hügels in den kühleren Morgen- und Abendstunden mehr Sonnenlicht und Wärme einfangen, als in der heißen Mittagszeit. Damit herrscht auf dem Beet ein ausgewogeneres Kleinklima und die Pflanzen haben weniger Hitzestress. Zudem habe ich keinen Stress mit dem Gießen. Genial, oder?
Das klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Ist es das, was dich so sehr an der Permakultur begeistert?
Die Arbeitserleichterung die damit zum Teil einhergeht ist natürlich toll. Aber eigentlich ist es vielmehr das genaue Beobachten, das lebenslange Lernen, und das Arbeiten mit der Natur was mich so fasziniert. Und vor allem das Prinzip Hoffnung!
Wie meinst du das?
Es ist das positive Gefühl in dieser Sichtweise, das mich bewegt: Wenn sich in meinem Beet ein Schädling gerade pudelwohl fühlt und ausbreitet, bin ich entspannt, weil ich darauf vertrauen kann, dass in der Folge ein Gegenspieler das Feld betritt und sich darum kümmert.
Es ist ein wesentlich freudvolleres Erlebnis, Beikraut als Mulch umzunutzen, statt im Beikraut einen Kontrahenten zu sehen, den ich ausreißen, abtransportieren und ausmerzen muss.
Es sind unglaublich heilsame Erfahrungen zu sehen, wie ein kaputter Boden von Jahr zu Jahr wieder lebendiger wird oder wie ich in Zeiten des Klimawandels ohne Gießen auskommen kann! Das sind die Erfahrungen, die mich persönlich total aufrichten und mir helfen. Das ist gerade heute so wichtig, wo so viel schlechte Nachrichten auf uns einprasseln und wir vor so großen Aufgaben stehen.
Ich habe das tolle Gefühl, dass auf dem Stück Land, das ich gerade bearbeite, nur Gutes für das Bodenbiom geschieht: Der Regen wird optimal in die Tiefe geführt und gespeichert und ich bekomme so gesundes Gemüse oder einen Park mit Biotop-Charakter.
Das ist für mich persönlich sinnstiftender und hoffnungsvoller, als sich über zerstörerische Bearbeitungstechniken in der industriellen Landwirtschaft oder die kaputten Preise für Lebensmittel auf dem Weltmarkt die Haare zu raufen.
Dann ist Permakultur die Lösung all unserer Probleme?
Ja, wenn sie von jetzt an überall praktiziert würde, wäre das ein guter Weg – davon bin ich überzeugt. Natürlich ist das nicht realistisch, aber es ist definitiv der richtige Weg, um die Bearbeitung von Land neu zu denken und den Anforderungen unserer Zeit zu begegnen. Auch im Kleinen – sei es der eigene Garten, Balkon oder Gemeinschaftsacker. Denn die Methoden der Permakultur sind denkbar einfach und kostengünstig.
Der Experte für Permakultur Warren Brush erzielt in seinen Projekten die größten Erfolge in den Gebieten der Erde mit den schwierigsten Bedingungen – und das mit einfachen Mitteln: So legt er etwa mit Schaufeln und Baggern einen so genannten „Swale“ an, um die geringen Niederschläge optimal zu lenken oder pflanzt über eine Feldkultur zunächst beschattende Bäume.
Auf diese Weise konnte er schon vielen Menschen in prekären Ernährungssituationen helfen, sich selbst zu helfen. Dazu schaut er sich mit den Menschen vor Ort ihr Land genau und nimmt dann mit ihnen gemeinsam kleine Modifikationen in ihrer Landwirtschaft vor. Diese Erfolge sollten uns allen Mut machen!
Termin: Permakultur-Workshop mit Warren Brush
Auch 2025 kommt Warren Brush für einen Permakultur-Workshop nach Blumenthal. Bei dem zehntägigen Workshop (vom 11.8. bis 24.8.2025) handelt es sich um die Grundausbildung Permakultur Design (PCD), bei der auch noch weitere Referent*innen dabei sind. Details zum Kurs findet ihr hier.
Das Interview entstand bereits 2024, der Hinwei auf den Termin wurde ergänzt im Mai 2025.
Info:
Der Begriff "Permakultur" wurde in den 1970er Jahren von den australischen Umweltaktivisten Bill Mollison und David Holmgren geprägt. Er setzt sich aus den Wörtern "permanent" und "Kultur" zusammen und beschreibt eine nachhaltige Form der Landnutzung, die sich an natürlichen Ökosystemen orientiert. Die Permakultur verfolgt das Ziel, langfristig produktive agrarische Systeme zu schaffen, die ökologisch verträglich, sozial gerecht und ökonomisch sinnvoll sind.
Mehr zum Workshop findet ihr auf der Seite von Schloss Blumenthal.
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