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Wärmeplan in Augsburg

Die Blue City Klimakonferenz 2024 stand im Zeichen der Wärme. Wie wir mittels eines Wärmeplans künftig klimafreundlich heizen können erzählt Umweltreferent Reiner Erben im Interview.
Häuser mit wärmenden Schal

Klimafreundlich Heizen mit Plan

Augsburg soll klimaneutral werden. Dazu gehört es auch, dass wir im Winter unsere Wärme klimafreundlich gewinnen. Wie das gehen kann, dazu hat sich das städtische Umweltamt viele Gedanken gemacht. Der Wärmeplan war 2024 Schwerpunkt bei der Blue City Klimakonferenz. Wie so ein Wärmeplan aussieht, und wie ihn die Menschen vor Ort nutzen können, erklärt Augsburgs Umweltreferent Reiner Erben im Interview.

Wärmeplan, das klingt kuschelig! Was verbirgt sich hinter dem Begriff?
Unser derzeitiger Entwurf für einen Wärmeplan heißt eigentlich „Energienutzungsplan Wärme“ und zeigt, wie die zukünftige Wärmeversorgung in Augsburg aussehen kann. Er zielt dabei darauf ab, die Wärmeversorgung klimaneutral zu gestalten und so erheblich an CO2 einzusparen. Schließlich macht die Versorgung mit Wärme laut den Berechnungen des Augsburger Umweltamts etwa 40 Prozent des CO2-Ausstoßes aus. Das ist ein großer Hebel, an dem wir ansetzen können.

 

Wie kann man sich den Wärmeplan konkret vorstellen?
Wir haben geschaut, wo im Stadtgebiet welche Gebäudetypen stehen, den Wärmebedarf von etwa 40.000 Gebäude abgeschätzt oder abgeleitet und daraus dann einen Plan entwickelt, wo welche Energieversorgung sinnvoll ist. Dabei setzen wir auf Fernwärme, Nahwärme und auf klimafreundliche dezentrale Heizungssysteme.


Fernwärme ist dabei die insgesamt wirtschaftlichste Variante. Das Verlegen der Leitungen ist allerdings aufwändig und lohnt sich nur, wo entlang der Leitung relativ viel Wärme benötigt wird. Fernwärme macht daher vor allem dort Sinn, wo viele Menschen in Mehrfamilienhäusern leben. Als Energiequelle für die Fernwärme kommen vor allem Wärmepumpen, Solarthermie Biomasse oder Abwärme in Frage.

 

Alternative Nahwärme


Abseits der Gebiete, die für Fernwärme geeignet sind, kann ein Nahwärmenetz die Lösung sein. Besonders Sinn macht das dort, wo größere Gebäude wie etwa Schulen oder Unternehmen Wärme benötigen. Auf einer freien Fläche baut man dann eine Heizzentrale oder ein Blockheizkraftwerk, an das die umliegenden Gebäude angeschlossen werden können. Interessant sind auch Gebäudenetze, wie etwa eine gemeinschaftlich genutzte Wärmepumpe für die Häuser einer Reihenhauszeile.

 

Daneben werden auch in Zukunft die dezentralen Heizungsanlagen eine wichtige Rolle spielen. Dazu zählen Luft-, Grundwasser- oder Erdwärmepumpen in Verbindung mit Photovoltaik, Solarthermie-Anlagen oder auch Biomasse-Heizungen.

 

Warum ist ein Wärmeplan wichtig für die Menschen in der Stadt?
Durch den Wärmeplan können sich die Menschen aus Augsburg zunächst darüber informieren, ob für ihr Wohngebiet der Anschluss an ein Wärmenetz absehbar ist. Wer also neu baut oder sich eine neue Heizungsanlage anschaffen muss, kann sich am Wärmeplan orientieren und gegebenenfalls frühzeitig eine dezentrale Heizung oder eine gemeinschaftliche Lösung mit den Nachbarn ins Auge fassen.

 

In den nächsten Jahren wollen wir den Wärmeplan weiter detaillieren. Dann wird der Wärmeplan auch Empfehlungen geben können, welche Heizungsarten in welchem dezentralen Versorgungsgebiet empfehlenswert sind. Verbindliche Vorgaben macht ein Wärmeplan nicht.

Reiner Erben, Umweltreferent Stadt Augsburg

Warum kommt der Wärmeplan ausgerechnet jetzt?
Die Preise für fossile Energien werden in den kommenden Jahren voraussichtlich stark steigen. Ab 2027 wird die CO2-Abgabe auch für die Bereiche Wärme und Mobilität auf dem freien Markt ausgehandelt und Öl- und Gaspreise können deutlich teurer werden. Daher ist es für die Menschen jetzt schon wichtig, gut informierte Entscheidungen zu treffen, um sich künftig mit bezahlbarer Wärme zu versorgen und auf klimafreundliche Technologien umzustellen.

 

Laut dem Wärmeplanungsgesetz des Bundes müssen Kommunen wie Augsburg, die mehr als 100.000 Einwohner haben, bis zum 30.06.2026 eine Wärmeplanung vorlegen. Der Bund hat Kriterien für diese Planung definiert, die wir in unserem Wärmeplan schon weitgehend umsetzen. Wenn alles klappt, wollen wir bis Ende des Jahres den Wärmeplan fertigstellen und im Stadtrat beschließen- also viel früher als vorgeschrieben. Damit bieten wir den Bürger*innen eine Orientierung, wo Fernwärme ausgebaut wird. Wer eine neue Heizung braucht, kann dann auf dieser Grundlage klären, ob eine Übergangstechnologie, wie etwa eine Hybrid-Heizung, sinnvoll ist, bis die Fernwärme kommt, oder ob es eine andere Lösung braucht.

 

Wo finden die Menschen den Wärmeplan und die für sich passende Wärmeversorgung?
Wir wollen den Wärmeplan im Geoportal und auf den städtischen Internetseiten als Kartendarstellung veröffentlichen. Die Karte zeigt, welche Wärmeversorgungslösung in welchen Gebieten empfehlenswert ist – also bestehende Fernwärmegebiete, Fernwärmeausbaugebiete, Nahwärmegebiete und dezentrale Versorgungsgebiete. Hauseigentümer können sich an die kostenfreie Energieberatung wenden und mit Hilfe des Wärmeplans die für sie sinnvollen Heizmöglichkeiten erarbeiten. Welche das sind, hängt auch von dem Sanierungszustand des einzelnen Hauses ab.

 

Woher kommt in Augsburg die Energie für die Fernwärme?
Die Fernwärme in Augsburg bezieht knapp die Hälfte ihrer Energie aus erneuerbaren Quellen. Hauptlieferanten sind dabei die Müllverbrennungsanlage, die auch Biomüll aus Haushalten und anderen biogenen Abfall in Energie umwandelt. Dazu kommt eine große Biomasseanlage, die regionales Restholz nutzt, um Wärme ins Netz einzuspeisen. Damit steht Augsburg im Vergleich zu anderen Städten gut da, was den Anteil erneuerbarer Energien bei der Fernwärme betrifft.

 

Schwerpunkt Wäremplan bei  Blue City Klimakonferenz

Das Thema Wärmeplan ist ja auch der Schwerpunkt auf der Blue City Klimakonferenz 2024. Was erwartet die Besuchenden dort?
Wir haben Mannheims 1. Bürgermeisterin Diana Pretzel eingeladen, die über die kommunale Wärmeplanung in ihrer Stadt berichtet, die etwa so groß wie Augsburg ist. Anschließend informiert Lukas von Below vom Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende über den Stand der Wärmeplanung in Deutschland. Fabian Schatz vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie erklärt die Umsetzung des Wärmeplanungsgesetzes in Bayern. Im letzten Vortrag berichten Lukas Röder vom Umweltamt und Annika Schmidt von den Stadtwerken Augsburg über den Energienutzungsplan Wärme für das Stadtgebiet Augsburg.


Zwischen den Vorträgen werden die Ergebnisse aus dem Projekt „STURMLÄUTEN“ des Kommunikationsdesign-Studiengangs an der Hochschule Augsburg präsentiert. Themeninseln mit Bezug zur kommunalen Wärmeplanung in Augsburg bilden den kommunikativen Abschluss. Es gibt auch Führungen durch das neue Umweltbildungszentrum.

 

Wer kann an der Klimakonferenz teilnehmen?

An der Blue City Klimakonferenz können interessierte Menschen, die sich privat oder beruflich mit dem Thema beschäftigen, ebenso wie Institutionen oder klimaaktive Akteure teilnehmen.

 

Info

 

  • Klimakonferenz 2024 am 25.10.2024 von 15:00 bis 19:00 Uhr
  • Umweltbildungszentrum, Dr.-Ziegenspeck-Weg 6, 86161 Augsburg
  • Der Zugang zum Veranstaltungsort ist barrierefrei.
  • Kostenfrei
  • Wenn ihr Unterstützung durch einen Gebärdendolmetschenden benötigen, gebt dies bitte bei der Anmeldung mit an.
  • Anmeldung bis 14.10.2024 unter eveeno.com

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