Ohne Plastik

Immer mehr Menschen möchten etwas gegen die Plastikflut tun – beim monatlichen Stammtisch treffen sie Gleichgesinnte und tauschen Ideen aus. Angefangen hat alles in Augsburg. Im November 2015 beschlossen die Lehrerin Andrea Maiwald und die Journalistin Sylvia Schaab den „Stammtisch plastikfreies Leben“ zu gründen. Beide leben seit Jahren mit ihren Familien plastikfrei. Ihre Idee ist einfach: Einmal im Monat treffen sich Interessierte und Gleichgesinnte in entspannter Atmosphäre und tauschen sich darüber aus, wie man im Alltag Plastik vermeiden kann.
Dieser Lifeguide-Artikel erscheint am 15.April 2019 auch in der Purpur, dem Magazin zu verantwortungsvollem Leben in Augsburg und Umgebung aus dem Hause liesLotte.
Jedes Treffen hat einen Schwerpunkt, wie etwa Putzen ohne Plastik, Kindergeburtstag oder Naturkosmetik. Aber es bleibt auch immer noch genügend Zeit, um Fragen zu beantworten, Adressen weiterzugeben oder Neueinsteiger*innen zu ermutigen. „Ziel ist es, unnötiges Plastik und überflüssige Verpackungen aus dem öffentlichen, wirtschaftlichen und privaten Leben zu verbannen“, so die offizielle Formulierung auf der Website des Augsburger Stammtischs für plastikfreies Leben.
Die Stammtisch-Idee der beiden Augsburgerinnen fand in unserer Region schnell Anklang. Seit genau einem Jahr gibt es einen Stammtisch plastikfreies Leben in Friedberg. Im Oktober 2018 versammelten sich die Schwabmünchner zu ihrem ersten Treffen und im Februar 2019 zogen die Königsbrunner nach. Stammtische in Ochsenhausen und in Bobingen sind geplant.
Das Thema brennt allen unter den Nägeln, die Öffentlichkeit ist sensibilisiert." Hans Erich Babst. Diplombetriebswirt und Mit-Initiator des Königsbrunner Stammtisches.
Ich musste angesichts der Berge von Plastikmüll einfach etwas tun. Ich wollte nicht länger zusehen, wie unsere Generation es verbockt " Heike Uhrig, gelernte Krankenschwester und Mitbegründerin des Schwabmünchner Stammtischs.
Jeder ist Willkommen
Bei ihren ersten Treffen erhielten die Stammtische Unterstützung vom Augsburger Stammtisch. „Das ist sehr hilfreich, denn wir müssen ja nicht jeder das Rad neu erfinden“, so Hans Erich Babst. Bei den offenen Stammtischen ist jeder willkommen und das Interesse ist sehr groß. „Die Leute kommen zu uns, weil sie etwas verändern wollen. Und weil sie hier Gleichgesinnte treffen. Wir stärken uns gegenseitig“, berichtet Linda Kaindl vom Friedberger Stammtisch. Neben ihren monatlichen Treffen haben die Friedberger sich bereits aktiv ins Gemeindeleben eingebracht. Sie beteiligten sich beim Synergie-Festival, sammelten Müll oder machten als Plastiksack-Gruppe beim Friedberger Fasching auf das Problem aufmerksam. „Wir wollen sichtbar sein“, betont Linda Kaindl.
Für die Diplompädagogin, die für die Augsburger Umweltstation arbeitet und dort den „Selbstversuch nachhaltiges Leben“ gestaltet, steht vor allem eine Frage im Vordergrund:
Welche Produkte möchte ich meinen Kindern zumuten? Wie gesund sollen sie aufwachsen?“ Linda Kaindl, Diplompädagogin, Friedberger Stammtisch
Kinder werden leidenschaftliche "Plastikverhinderer"
Aber ist es nicht gerade mit Kindern besonders schwierig einen plastikfreien oder plastikreduzierten Alltag zu realisieren? „Das funktioniert viel besser, als erwartet“, berichtet Heike Uhrig. Ihre fünfjährige Tochter ist mittlerweile eine leidenschaftliche „Plastik-Verhinderin“. Süßigkeiten und Spielzeug sind natürlich Knackpunkte. „Aber wir haben schon immer unsere eigenen Kekse gebacken und vor Kindergeburtstagen informiere ich alle Beteiligten, dass es bei uns keine Plastik-Giveaways gibt“, erzählt Heike Uhrig. Lego und Playmobil durften im Kinderzimmer bleiben.
Beide Mit-Begründerinnen der Stammtische in Schwabmünchen und Friedberg betonen, dass im Alltag immer wieder Kompromisse gefunden werden müssen.
Wir vertreten unsere Ziele nicht dogmatisch. Es geht vor allem darum, was kann ich in meinem Alltag mit meiner Familie und in meiner derzeitigen Lebenssituation zeitlich und finanziell verwirklichen?“ Linda Kaindl, Diplompädagogin, Friedberger Stammtisch.
Sylvia Schaab rät allen Anfänger*innenn folgendes: „Auch wenn du dich erst mal vom Plastik umzingelt fühlst, bleib ruhig und werfe Plastiksachen nicht wahllos weg. Ich habe unsere Plastikdosen alle aufgehoben, es geht ja auch darum, Müll zu vermeiden und Ressourcen zu schonen. Wir bewahren darin jetzt unsere Schrauben und Dübel auf.
Es ist wichtig, Schritt für Schritt vorzugehen und einfach mal anzufangen.“ Sylvia Schaab, Journalistin, gründete den Stanntisch plastikfreies Leben in Augsburg.
10 Einsteiger-Tipps vom Stammtisch plastikfreies Leben:
- Stofftasche immer dabei haben.
- Getränke, Milch, Joghurt und Sahne in Pfandgläsern kaufen.
- Obst und Gemüse lose kaufen und bei Bedarf in mitgebrachte Stoffsäckchen füllen.
- Wurst und Käse in mitgebrachte Dosen packen lassen. Meist dürfen die Verkäufer die Dosen nicht über die Theke nehmen, aber der Transfer auf der Theke klappt gut. Manchmal muss man mutig sein und nachfragen. Aber das schärft das Bewusstsein.
- Leitungswasser für unterwegs in Glas oder Edelstahlflaschen mitnehmen.
- Seife bzw. Haarseife am Stück verwenden, statt Duschgel oder Shampoo zu nehmen.
- Mehrweg statt Einweg bei Bechern und Tellern.
- Strohhalme und anderes Einwegplastik vermeiden.
- Second Hand statt Neu kaufen. Das spart Ressourcen und Verpackung.
- Werbegeschenke aus Plastik ablehnen, eingeschweißte Kataloge abbestellen.
Die Stammtische plastikfreies Leben in der Region:
In Augsburg: Jeden 1. Dienstag im Monat: Treffpunkt ist um 19:30 Uhr das Café Anna, Annahof 4, 86150 Augsburg. Infos: www.plastikfreies-augsburg.de
In Friedberg: Jeden 4. Mittwoch im Monat um 19:30 Uhr im Wasserturm Friedberg. Infos: friedberg@plastikfreies-augsburg.de
In Schwabmünchen: Jeden 3. Mittwoch im Monat um 19:30 Uhr. Infos: schwabmuenchen@plastikfreies-augsburg.de
In Königsbrunn: es stehen noch keine regelmäßigen Termine fest, Infos: www.plastikfreies-augsburg.de
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Mehr über plastikfreies Leben in Augsburg erfahren Sie außerdem auf Websites von Andrea Maiwald und Sylvia Schaab: