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Grandhotel Cosmopolis

Hier steigen Reisende mit und ohne Asyl ab, die Hotelzimmer sind Kunstwerke und der Veranstaltungskalender ist prall gefüllt

Springergäßchen 5
86152 Augsburg
Deutschland

Grandhotel Cosmopolis, Augsburg, Hotelzimmer, "Maskerade des Lebens",  Eva Krusche, Domviertel, Asylsuchende, Hotel, Foto: Cynthia Matuszewski

Neue Wege des Zusammenlebens

Das Grandhotel Cosmopolis ist weit über die Grenzen Augsburgs bekannt und wird für seinen Modellcharakter gelobt. Zu Recht: In dem bundesweit einmaligen Projekt steigen Reisende mit und ohne Asyl ab, die Hotelzimmer sind Kunstwerke und der Veranstaltungskalender ist prall gefüllt ist mit schrägen und spannenden Events. Das Grandhotel Cosmopolis vereint Flüchtlingsunterkunft, Hotel und Künstlerwerkstatt.

 

Eigentümerin des Paul-Gerhardt-Hauses im Springergässchen 5 ist die  Diakonie Augsburg. Der sechsstöckige Turm und das dreistöckige Seitengebäude waren bis 2007 Altersheim und standen danach leer und verursachten ausschließlich Kosten. Gleichzeitig bestand der Wunsch vieler Kulturschaffender in Augsburg nach einem lebendigen Ort des Austausches zum Wohnen, Leben und Darstellen. Zudem benötigte die Regierung von Schwaben Unterkünfte für Flüchtlinge und trat an die Diakonie heran, die Räume dafür zur Verfügung zu stellen. Die erste Reaktion einiger Anwohner*innen war die Furcht, dass eine Flüchtlingsunterkunft zu einer „Abwertung des historischen Viertels“ führen würde.

 

Im Juni 2011 entwickelte eine Projektgruppe, zu der unter anderen Georg Heber (Fotograf/ Konzeptkünstler), Michael Adamczyk (Architekt) und  Sebastian Kochs (Kulturschaffender) gehörten, die Idee für das Grandhotel Cosmopolis und stellten ihr Konzept der Diakonie Augsburg und der Regierung von Schwaben vor.

"Es ist für uns selbst unfassbar, wie schnell wie viele Menschen von unserer Idee gehört haben und sich entweder beteiligen möchten oder uns anderweitig unterstützten."

 

Hotel für Gäste mit und ohne Asyl

Das Grandhotel sollte ein „Hotel“ mit vielen Funktionen werden: Mit Ateliers für Künstler*innen, Unterkünften für Asylsuchende, mit Hotelzimmern für Reisende, mit einer Gaststätte und einer offenen Lobby. Bewusst wurde die Formulierung gewählt: „Das Grandhotel Cosmopolis beherbergt Hotelgäste mit und ohne Asyl“. Das Miteinander von Hotelgästen, Künstler*innen, Asylbewerber*innen und Anwohner*innen sollte von Anfang an die Frage unseres Umgangs mit der Thematik „Asyl“ anregen und kulturellen Austausch ermöglichen.

 

Die Projektgruppe konnte die Regierung von Schwaben und die Diakonie überzeugen. Bereits im Oktober 2011 begann die Entrümpelung und Renovierung. Und zugleich begann der Kraftakt vieler Menschen, die ehrenamtlich und unentgeltlich beim Aufbau des Grandhotels mitarbeiteten. 2013 sagte Sebastian Kochs: „Wir haben etwas gewagt und unsere Idee ist aufgegangen. Die viele Arbeit hat sich gelohnt. Es ist für uns selbst unfassbar, wie schnell wie viele Menschen von unserer Idee gehört haben und sich entweder beteiligen möchten oder uns anderweitig unterstützten.“

 

Von Anfang an wurden die Bewohner*innen des Viertels informiert und in den Prozess mit einbezogen. Bereits Im Dezember 2011 fand ein Offenes Foyer statt, bei dem den Anwohner*innen und der Stadtgesellschaft die renovierten Räume gezeigt wurden und die Ziele des interkulturellen Projektes vorgestellt wurden. Das Feedback war nach anfänglicher Skepsis überwiegend positiv. Heute leben 65 Geflüchtete im Grandhotel. Sie können sich in die künstlerischen Projekte des Hauses einbringen und darüber hinaus freiwillig im Hotel, im Garten oder in der Küche mitarbeiten. Im Kontakt mit Deutschen lernen sie schneller die Sprache und entwickeln einen Bezug zu ihrer Unterkunft. Zudem hilft ihnen der geregelte Tagesablauf und die Tätigkeit in einer Gemeinschaft in einer häufig sehr belasteten Lebensphase.

 

Wohnen in einem Kunstwerk

Das Hotel hat 12 Doppelzimmer und vier Mehrbettzimmern. Die Räume wurden von Künstler*innen gestaltet und jeder sieht anders aus. Es gibt zum Beispiel das pinkfarbene „Frauenzimmer“, den „Leuchtturm“ oder „Chanel Nr. 5“. Die Doppelzimmer sind im Hotelturm und haben alle einen tollen Ausblick auf die Augsburger Altstadt. Im Oktober 2014 empfahl das Reisemagazin von GEO die Zimmer in bester Altstadtlage und schrieb: „Zeitgemäßer kann man nicht logieren … diese ungewöhnliche Begegnungsstätte ist eigentlich eine eigene Reise wert.“  Die Preise für die Hotelzimmer sind frei, der Gast darf zahlen, was er für angemessen hält. Das gilt auch für die Getränke im Café.

 

Das Konzept des Offenen Foyers blieb bis heute erhalten. Das Grandhotel Cosmopolis bietet eine Fülle von interkulturellen Veranstaltungen an, zu denen Stadtspaziergänge, Ausstellungen, Konzerte oder „PictureStories“ gehören.

 

Lifeguide-Meinung: Das Projekt zeigt auf vorbildliche Weise, wie gemeinsames Leben mit Geflüchteten in einer historisch gewachsenen Altstadt funktionieren kann, wie Unterbringung, Teilhabe am Alltag und Abbau von Vorurteilen möglich ist. Die Art und Weise, wie das Grandhotel realisiert wurde, macht außerdem Mut: Ohne zu wissen, ob ihre Idee ausreichende Unterstützung erhalten würde, entwickelten die Macherinnen und Macher des Grandhotels ihr Konzept und begannen experimentell mit dessen Umsetzung.

 

Wochentag
Mo bis Fr 8.00 – 22.00 Uhr
Sa und So 9.00 - 22.00 Uhr
Die Bar schliesst gerne auch mal später...
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