Urban Gardening mit geflüchteten Menschen
Asyl und Gemüse
Geflüchtete Menschen befinden sich häufig in besonders prekären Lebenslagen und sind stark in ihrer freien Lebensgestaltung eingeschränkt. Das Wohnen in Sammelunterkünften, das lange Warten auf den Fortgang des Asylverfahrens und die damit verbundene Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit üben erheblichen bio-psycho-sozialen Druck auf sie aus. Die Soziale Arbeit ist oft nicht ausreichend ausgestattet, um die vielfältigen Notlagen angemessen zu bearbeiten. Sie muss sich häufig darauf beschränken, bei Anträgen zu helfen und behördliche Schreiben zu erklären.
Vor diesem Hintergrund versucht das hier vorgestellte Urban-Gardening-Projekt in einer Wohneinrichtung für geflüchtete Menschen in Augsburg, sozial-integrative und ökologische Ziele mit der Verbesserung der Lebensqualität der Bewohner*innen zu verbinden. Für diese Bemühungen erhielt das Projekt 2024 den Zukunftspreis zur Förderung des gesellschaftlichen Zusammenlebens.
Der Garten ist ein Ort der Begegnung und Aktivität, an dem Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenkommen und sich über vielfältige Themen austauschen. Das Gärtnern an der frischen Luft fördert die Gesundheit. Auch für traumatisierte Menschen kann das Gärtnern hilfreich sein, da es die Gefühlsregulation stärken und das Selbstbild positiv beeinflussen kann. Für die Bewohner*innen bietet der Garten die Möglichkeit, ihren Lebensraum lokal und selbstbestimmt zu gestalten und gleichzeitig zur innerstädtischen ökologischen Nachhaltigkeit beizutragen.
Der Garten ist zudem in die Lehre des Studiengangs Soziale Arbeit an der Technischen Hochschule Augsburg eingebunden. Nicht zuletzt dient das seit 2023 laufende und zunächst auf drei Jahre angelegte Projekt der Konzeptualisierung von Urban Gardening als Methode der Sozialen Arbeit. Es handelt sich um ein Teilprojekt des von der Diakonie Augsburg durchgeführten und vom Europäischen Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) finanzierten Verbundprojekts „Bildung. Wege. Gestalten.“. Die im Projekt gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse werden am Ende des Projekts in eine Publikation einfließen, die soziale Einrichtungen mit Wohnanlagen und Gartengrundstücken beim Einstieg in nachhaltiges, biomasse- und diversitätsförderndes Urban Gardening unterstützen soll.
Autoren: Dr. Juliane Forßmann und Prof. Dr. Simon Goebel, Technische Hochschule Augsburg
Dieser Beitrag erschien zuerst in „Stadt mit A“, Ausgabe 60.
Kontakt
Fakultät für Angewandte Geistes- und Naturwissenschaften
Technische Hochschule Augsburg
0821 5586-3726
juliane.forssmann@tha.de
simon.goebel@tha.de
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