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Mobilität

Ohne Auto...

Albert Schmid aus Schwabmünchen bei Augsburg kommt seit 10 Jahren ohne Auto aus. Vier Fahrräder reichen ihm völlig für das vollkommene Glück. Gastbeitrag von Albert Schmid
Albert Schmid aus Schwabmünchen auf seinem Fahrrad, Er lebt ohne Auto - und zwar sehr gut. Foto: Cynthia Matuszewski

Albert Schmid besaß in seinem Leben bereits 22 Fahrräder. „18 dieser Räder haben ohne mein Zutun den Besitzer gewechselt und machen jetzt hoffentlich andere Menschen glücklich“, sagt er.

 

Geblieben sind dem ehemaligen Buchhändler aus Schwabmünchen vier Räder. Ein Reiserad mit 21 Gängen für seine Touren über die Alpen oder durch Brandenburg, ein leichtläufiges, knallrotes Acht-Gang-Fahrrad für jeden Tag, ein solides Winterfahrrad mit drei Gängen, einem Gepäckträger der locker 30 Kilo Brennholz heimträgt und einem wärmenden Schaffellpolster auf dem Sattel. Sein ganz besonderes Lieblingsfahrrad ist eine Nachkriegskonstruktion aus dem Jahr 1948. Zusammengebastelt aus dem, was damals vorhanden war. Seit 2012 lebt Albert Schmid ohne Auto:

 

Zehn Jahre ohne…  

Gastbeitrag von Albert Schmid

 

Die allermeisten Deutschen können sich ein Leben ohne Auto nicht vorstellen, laut Forsa-Umfrage 2013 seien es genau 73 Prozent. Ich bin einer von den 27 Prozent: Ich kann`s mir vorstellen. Und nicht nur das - seit zehn Jahren hab ich kein Auto mehr. Bin also zu Fuß, mit dem Fahrrad, der Eisenbahn unterwegs und der almosenhaften Mitnahme durch Autofahrer ausgeliefert. Im Freundes-, Nachbarn- und Kollegenkreis gehen die Reaktionen von "bewundernswert" bis "befremdlich". Die meisten finden 1.000 edle Gründe dafür, weiter Auto zu fahren.

 

Auch nach zehn Jahren "ohne" bin ich noch nicht zum sibirischen Einsiedler mutiert und allen Unkenrufen zum Trotz nicht verhungert. Ganz im Gegenteil: Sozialkontakte lassen sich leichter vom Fahrrad aus knüpfen, als aus einem nahezu schalldichten Käfig mit Rundumverglasung.

 

Ich spar mir etwa 6.000 Euro an Fahrzeugkosten - bei einer angenommenen Jahresfahrleistung von 20.000 km - und der Umwelt einen CO2- Ausstoß von rund 3.000 kg. Auch der Vertrag mit einem Fitnessstudio, weitere 600 Euro im Jahr, erübrigt sich. Ich muss auch keine Mineralwasserkisten schleppen - die Qualität unseres Leitungswassers ist der Flaschenplörre meist überlegen. Bier gibt`s erst wieder, wenn die Biergärten erradelt werden können.

 

Achtungachtungachtung:

Die Vögel zwitschern, Insekten summen, Wind und Sonne streicheln meinen Körper, es riecht nach Frühling, Sommer, Herbst oder Schnee... Und wie sagte der olle Heidegger immer: "Verzicht nimmt nicht, Verzicht gibt: Er gibt dir die unerschöpfliche Kraft des Einfachen."

 

Dieser Artikel erschien erstmals am 14.6.2016 im Lifeguide und hieß damals noch: "Vier Jahre ohne..." ;)

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