Einfach mal anfangen...
„Puh, das ist aber ganz schön schwierig“
Das ist ein Satz, den ich häufig höre, wenn ich erzähle, dass ich ein plastikfreies Leben anstrebe. Doch wenn man genau hinschaut und plant, kommt man mit wenig Mühe schon ganz schön weit.
Anfangs war ich angesichts des vielen Plastiks um mich herum schon etwas verzweifelt: die Plastikschüsseln und Aufbewahrungen in der Küche, Tetrapaks im Kühlschrank, meterweise Plastikverpackungen in den Supermarktregalen. Doch Stück für Stück verbannte ich Plastik aus meinem Leben.
Vieles hatte ich schon immer (unbewusst) ressourcenschonend gemacht: Ich hatte stets eine Einkaufstüte dabei, legte mein Obst und Gemüse einzeln aufs Band oder kaufte es auf dem Markt. Die Bäckerei-Frau schlug von sich aus vor, die Brötchen in den mitgebrachten Beutel zu tun und Käse schmeckt am Stück eh besser…
Daher war das plastikfreie Leben und Einkaufen keine große Umstellung: Das, was ich sowieso schon machte, setze ich einfach bewusster und konsequenter fort. Ansonsten ging ich schrittweise vor und brauchte altes Shampoo und andere in Plastik verpackte Dinge erst einmal auf.
Klar, ein bisschen nachdenken und vorbereiten muss man schon, wenn man plastikfrei einkaufen möchte. Doch am Anfang geht es erst einmal darum, sich der vielen „Plastikfallen“ im Alltag bewusst zu werden und dann sein Leben im eigenen Tempo umzustellen.
Hier meine Tipps für den Start in ein plastikfreie(ere)s Leben:
-
Tipp 1: Don`t panic! / Keine Panik!
Auch wenn du dich erst mal vom Plastik umzingelt fühlst, bleib ruhig und werfe Plastiksachen nicht wahllos weg. Schließlich haben sie auch Ressourcen zur Herstellung gebraucht. Plastik-Aufbewahrungen kann man alternativ für Schrauben statt wie bisher für Essen verwenden. Gut erhaltene Sachen finden über Sozialkaufhäuser neue Besitzer.
-
Tipp 2: Be prepared! / Sei vorbereitet!
Wenn du zum Einkaufen gehst, überlege vorher, was du brauchst und nehme entsprechende Behältnisse mit: Korb oder (Stoff)-Tasche, um den Einkauf heimzubringen. Wiederverwendbare Säckchen für Obst und Gemüse, Dosen oder Gläser für Wurst oder Käse.
-
Tipp 3: Be brave! / Sei mutig!
Trau dich, die Verkäufer*in hinter der Theke zu bitten, dass sie oder er dir Wurst, Fleisch und Käse in mitgebrachte Behältnisse füllt. Viele sind doch sehr verständig und kommen dir entgegen. Manchmal muss man hartnäckig sein und erst ein Bewusstsein schaffen, aber das kann ja nur von Vorteil sein. Meist dürfen die Verkäufer die Dosen nicht über die Theke nehmen, aber der Transfer auf der Theke klappt meist ganz gut. Da dies vor allem für Fleisch und Fisch gilt, sind Veganer klar im Vorteil!
-
Tipp 4: Be observant! / Sei aufmerksam!
Schau dich beim Einkaufen im Supermarkt um. Vieles gibt es in Glas oder Papier statt in Plastik. Milch und Joghurt im Pfandglas sind zwar etwas teurer, dafür schmeckt man den Unterschied. Nudeln, Tiefkühlgemüse und Eis gibt es auch im Karton und eingelegtes Gemüse im Glas. Vieles Plastikverpacktes ist sowieso ungesund (Fertigprodukte, Snacks oder Süßigkeiten) oder nicht wirklich notwendig (flaschenweise spezialisierte Reinigungsmittel oder Pflegeprodukte). Schokolade gibt es auch unverpackt in Schokoladenläden, lecker Kekse kann man selbst backen.
-
Tipp 5: Be creative! / Sei kreativ!
Die Umstellung auf ein plastikfreies Leben muss nicht teuer sein. Einfach alte Einmach- und Marmeladegläser sammeln und als Aufbewahrung verwenden. Die kann man auch gleich für einen unverpackten Einkauf beispielsweise bei Auxburg Unverpackt, auf dem Stadtmarkt oder bei kleinen Einzelhändlern wie Mehl Mayr in Göggingen, Viktualien in der Bäckergasse oder auch für Kaffee vom Eine-Welt-Laden in der Weißen Gasse nutzen.
Vieles andere lässt sich auch upcyeln: So werden aus abgelegten T-Shirts oder Vorhängen Stoffbeutel für den Gemüse- oder Broteinkauf.
-
Tipp 6: Be pure and simple! / Mach’s einfach!
„Früher war alles besser…“ , naja, vielleicht war nicht alles besser, aber zumindest einfacher. Wasser aus der Leitung ist gut trinkbar und enthält weniger Rückstände als gekauftes Mineralwasser – in Glas- oder Edelstahlflaschen lässt es sich einfach transportieren und überall auffüllen. Aluflaschen sind dabei keine Alternative, da sie innen mit Kunststoff beschichtet sind.
Kaffee kann man in der Thermoskanne mitnehmen oder in einem wiederverwendbaren Becher unterwegs beim Lieblings-Kaffee-Dealer kaufen. Snacks, Wraps und Gemüse sind am besten in Brotzeitdosen aus Edelstahl aufgehoben. Und wer sein Essen-to-Go vom Asiaten möchte, holt sich ein Tiffin oder macht mit beim Tiffin Projekt. Und sauber wird man auch mit Seife. Es gibt wunderbare Seifen für Haut und Haar zum Beispiel von Pure Soul Naturkosmetik.
Es gibt also keinen Grund angesichts des vielen Plastiks zu verzweifeln! Natürlich kann man sein Leben nicht in einer Woche umstellen. Jeder muss erst die für sich beste Lösung finden. Aber es gibt sie. Kommt doch einfach mal zu einem der monatliche stattfindenden Stammtisch für ein nachhaltiges Leben in Augsburg, Mering oder Gersthofen. Aktuelle Termine findet ihr in unserem Lifeguide-Kalender.
Hier findet ihr weitere Lifeguide-Artikel zum Thema
- Tiffin-Box - Lunch to go ohne Aluminium
- Bring your own Bottle - Start in Augsburg
- Mikroplastik: Der unsichtbare Müll in unserer Umwelt
- Putzen ohne Plastik
- Waschmittel selber machen
- Bodylotion selber machen
- Plastikfreier Advent von Gastautorin Andrea Maiwald
Dieser Artikel erschien erstmals im Dezember 2017 im Lifeguide.