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Plastikfreier und ökologischer Schulstart

Wie packe ich einen Schulranzen, der Eltern, Kindern und der Umwelt gefällt? Andrea Maiwald lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern möglichst plastikfrei und versucht ihren ökologischen Fußabdruck klein zu halten.
plastikfreies Leben, Buntstifte, Schule, Foto: Cynthia Matuszewski

Bald beginnt wieder die Schule, und im Vorfeld müssen viele Dinge besorgt werden, die natürlich weitgehend plastikfrei sein sollten. Im Schulranzen findet sich nämlich meist massenweise Plastik. Was auf den ersten Blick recht schwierig aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen zumindest teilweise als gut machbar: Viele Dinge finden sich plastikfrei oder plastikarm auch im normalen Schreibwarenladen.

 

Der Schulranzen: Aus recycelten Plastikflaschen

Das erste Problem, auf das wir bei den Vorbereitungen für den ersten Schultag meiner Tochter gestoßen sind, ist der Schulranzen. Zwar gibt es im Netz einige tolle Modelle aus Leder, allerdings überzeugten die mich alle nicht, was Gewicht und Tragekomfort betraf. Meine Tochter hat einen recht weiten Schulweg, und da auch Erstklässler*innen bereits einiges zu tragen haben, sollte der Ranzen leicht und rückenfreundlich sein. Auch der Sicherheitsaspekt und das Volumen waren ein großes Kriterium. Letztlich bin ich auf den Ergobag gestoßen, den es in jedem besser sortierten Laden gibt. Der Ergobag ist sehr rückenfreundlich gestaltet, hat viel Stauraum, genügend Reflektoren  und ist in vielen verschiedenen Farben und Designs erhältlich. Er besteht zwar aus Kunststoff, jedoch ist dieses Material aus recycelten Plastikflaschen hergestellt. Immerhin. Passend zum Ranzen gibt es auch Sporttasche, Feder- und Schlampermäppchen. Nachdem meine Tochter sich ihr Wunschdesign ausgesucht hatte, hatten wir Glück und haben diesen Ranzen sogar bei den Kleinanzeigen gebraucht aber wie neu bekommen.

 

Stifte, Spitzer, Schlampermäppchen gibt es aus Holz, Metall oder Baumwolle

Jetzt konnten wir uns also an den Inhalt des Ranzens machen. Stifte gibt es in vielen Ausführungen. Einige davon sind in Karton verpackt, mit FSC-Siegel und im besten Fall unlackiert. Viele gibt es auch einzeln, so dass nur nachgekauft werden muss, was fehlt. Spitzer gibt es aus Holz oder Metall und auch die Spitzerboxen finden sich aus Holz oder Pappe. Bei den meisten Modellen kann sogar die Klinge ausgewechselt werden. Lineale gibt es ebenfalls aus Holz. Wie viele Mädchen in dem Alter wünschte sich meine Tochter bunte Bilder, am besten in Rosa auf ihren Sachen. Deshalb haben wir sie alle bemalt oder mit farbigem Washi-Tape beklebt.

 

Auch beim Radiergummi muss genauer hingesehen werden. Die meisten Radiergummis, besonders die bunten in diversen Formen, bestehen aus Kunststoff. Außerdem radieren viele davon nur schlecht. Besser sind hier welche aus Naturkautschuk.

 

Das Schlampermäppchen hat meine Tochter von ihrer Cousine bekommen. Die hat ein weißes Baumwollmäppchen aus dem Bastelladen mit den Lieblingsfarben bemalt. Der Inhalt des Mäppchens geht leider nicht komplett plastikfrei. Klebestifte gibt es nicht ohne Plastik, allerdings erhält man im Laden auch welche ohne Lösungsmittel, deren Verpackung aus recyceltem Kunststoff besteht.

 

Die Kunstkiste – kunstvoll selbst gemacht

In der Grundschule brauchen die Schülerinnen und Schüler auch eine Kunst-Kiste. Die muss nicht, wie heute oft üblich, aus einer gekauften Plastikkiste bestehen, sondern kann ein alter Schuhkarton sein, der mit Geschenkpapierresten hübsch beklebt wurde. Viele Schuhläden geben die Kartons kostenlos ab.

 

Second Hand statt neu

Zwar gibt es Wasserfarbkästen aus Metall, allerdings lässt die Qualität der Farben bei manchen zu wünschen übrig oder die Farben selbst weichen von den Standartfarben ab. Da es aber in der Schule nicht ausbleibt, dass die Kinder ihre Bilder vergleichen und oft enttäuscht sind, wenn ihre Werke anders aussehen oder nicht so strahlen wie die der Mitschüler*innen, war es mir wichtig, die Empfehlung der Klassenlehrerin zu besorgen. Und weil eben fast alle Lehrerinnen und Lehrer diesen einen, bestimmten Farbkasten empfehlen, war es auch gar kein Problem, ihn im Second-Hand-Laden zu bekommen. In jedem Schreibwarenladen gibt es Ersatznäpfe für diesen Kasten, so dass wir einfach neu aufgefüllt haben. Der Kasten selbst wurde einmal ordentlich geschrubbt. Jetzt sieht er wieder aus wie neu und wurde nach Wunsch individuell mit Washi-Tape gepimpt. Pinsel gibt es oft im Set in Plastikverpackung. Aber jeder gut sortierte Schreibwarenladen hat auch einzelne Pinsel aus Holz mit FSC-Siegel und unlackiert.

 

Das Marmeladenglas: standhafter als viele Plastikbecher

Unser Wasserbecher besteht einfach aus einem stabilen Marmeladenglas mit festem Stand dank breitem Boden und großer Öffnung. So ein Marmeladenglas hält problemlos auch einmal einen Stutz auf den Klassenzimmerboden aus. Die Becher, die es zu kaufen gibt, sind hingegen alle aus Plastik und meist trotz vielversprechenden Deckeln, Spritzschutz und sonstigen Zusatzfunktionen eher unpraktisch, da sie nur eine kleine Standfläche haben und schnell kippen oder schwer ohne Sauerei zu entleeren sind.

 

Auch Malerkittel gibt es aus Kunststoff haufenweise zu kaufen. Da der Malerkittel aber die gute Kleidung vor Flecken schützen soll, muss es auch nichts Teures, neu Gekauftes sein. Ein altes Shirt oder Hemd von Mama oder Papa erfüllt diese Aufgabe ebenfalls wunderbar. Meine Tochter durfte sich also ein altes Shirt aus meinem Schrank aussuchen, und - wie nicht anders zu erwarten - ist sie nun stolze Besitzerin eines tollen rosa Malerkittels.

 

Auch sonst finden sich im Schulranzen noch einige Dinge, die es ohne Plastik gibt. Eckspannmappen, Heftmappen, Ordner, Schnellhefter und Heftstreifen sind problemlos auch aus Karton zu bekommen. Bei Heften und Heftumschlägen ist es zwar oft so, dass die Lehrerin oder der Lehrer bestimmte Vorstellungen haben und diese Materialien als Sammelbestellung besorgen. Es rentiert sich jedoch, sie auf eventuelle Alternativen anzusprechen, wie Hefte aus Recyclingpapier oder Papierumschläge. Viele Lehrer*innen haben entweder gute Gründe für die entsprechende Materialwahl, die ich dann auch akzeptieren würde. Oder aber sie haben im Schulanfangsstress einfach noch nicht an umweltfreundliche Materialien gedacht. Dann kann man vielleicht noch etwas ändern.

 

Letztendlich ist es zwar oft so, dass die plastikfreien oder plastikarmen Alternativen etwas mehr kosten. Aber wenn man nicht alles unreflektiert neu kauft, sondern zum Beispiel beim Wasserglas oder dem Malerkittel zu den kostenlosen, bereits vorhandenen Materialien greift, können problemlos ein paar Euro eingespart werden. Das gleiche gilt auch bei Stiften und Farben. Wenn man hier nicht das ganze Set, sondern nur das Benötigte einzeln nachkauft, kann der eingesparte Betrag in den Kauf neuer, hochwertige Materialien investiert werden.

 

Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) hat folgendes Info-Paper herausgegeben: "Die nachhaltige Schultasche"

Infos zu Andrea Maiwalds Versuch, mit ihrer Familie plastikfrei zu leben: Grünezwerge.de

 

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Mehr über plastikfreies Leben in Augsburg erfahrt ihr außerdem auf Websites von Andrea Maiwald und Sylvia Schaab:

 

Erstveröffentlichung dieses Lifeguide-Artikels: 9.9.2018

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