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Ernährungswende durch bio-regionale Lebensmittel

Bio Lebensmittel aus der Region sorgen für mehr Nachhaltigkeit vor Ort. Warum das so ist verraten uns die Expertinnen von der Biostadt Augsburg.
Alexandra Wagner und Christina Geyer von der Biostadt Augsburg. Foto: Sigi Hagl

Bio-regionale Lebensmittel und ihre Rolle für die Ernährungswende

 

Seit Sommer 2024 könnt ihr auf unserer Schwester-Seite bio-regional-augsburg.de bio-zertifizierte Einkaufsorte in Augsburg Stadt und Land entdecken. Wieso bio regional einkaufen gut für die Natur, das Klima und die regionale Wirtschaft ist, erklären die Expertinnen der Biostadt Augsburg Alexandra Wagner und Christina Geyer.
 

Bio und regional - das sind die Produkte, um die es sich in dem neuen Einkaufsführer bio-regional-augsburg.de dreht. Warum gibt es diese beiden Kriterien im Einkaufsführer nur im Doppelpack?

Für uns ergänzen sich diese beiden Merkmale auf wunderbare Weise: Bio ist gut für unsere Böden, das Grundwasser, die biologische Vielfalt und das Klima. Und genau das wünschen wir uns für unsere Region. 


Gleichzeitig werden Transportwege eingespart und wir können nachvollziehen, woher die Lebensmittel kommen, die wir genießen. Mit unserem bio-regionalen Einkauf fördern wir hochwertigen Anbau sowie die Verarbeitung von Lebensmittel in der Region. So bleibt die die Versorgung mit Lebensmitteln vor Ort und damit auch Arbeitsplätze und Wissen um diese wichtigen kulturellen Techniken. Die vielen Bio-Genuss-Orte hier bei uns in Stadt und Landkreis Augsburg möchten wir mit dem Einkaufsführer sichtbarer machen. 


Was macht ein Bio-Produkt aus und wie erkenne ich es?

Im Bio-Anbau gelten strengere Grundsätze und Regeln als für die konventionelle Landwirtschaft. Etwa dürfen viele Pestizide gar nicht erst verwendet werden und Tiere bekommen mehr Platz. Landwirt*innen müssen nach den Grundsätzen des ökologischen Anbaus wirtschaften. Sie müssen sich also mindestens an die EU-Öko-Verordnung halten und dafür zertifiziert sein. Nur dann können sie mit den Worten „Bio“ oder „Öko“ werben. Darüber hinaus können sie sich zusätzlich an die strengere Qualität der Bio-Verbände wie Bioland oder Demeter halten und dann auch deren Bio-Siegel nutzen.

 

Natürlich können Landwirt*innen auch ohne Zertifikat vorbildliche Landwirtschaft betreiben. Kenne ich den Landwirt um die Ecke, kann ich mir davon vielleicht sogar selbst ein Bild machen. Doch ob die Qualitätsstandards des biologischen Landbaus eingehalten werden, wird erst durch die Kontrolle von Expert*innen sichergestellt. Bei kontrollierten Lebensmitteln wissen Kund*innen sicher, dass sie Bio-Qualität bekommen.


In Augsburg gibt es Bio-Restaurants und Cafés. Was muss man tun, um als Gastronomie-Betrieb mit „Bio“ werben zu dürfen?

Zwei Dinge sind dabei wichtig: Man muss natürlich Bio einkaufen und man muss sich zertifizieren lassen. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten:

 

Das Bio-Hotel Bayerischer Hof etwa ist zu 100 Prozent Bio und damit werden alle Lebensmittel in Bioqualität eingekauft. Das gelingt mit guten Beziehungen zu zuverlässigen Großhändler*innen und Landwirt*innen. Bei Lieferengpässen kann man nur auf alternative Bio-Angebote ausweichen, nicht aber auf konventionelle Ware. Das heißt man muss den Speiseplan dann eben abändern.

Man muss aber nicht gleich alles auf Bio umstellen. Restaurants oder Cafés können auch nur bestimmte Lebensmittel wie beispielsweise Bio-Salatvariation oder Bio-Eier auszeichnen. Oft wird mit Getränken angefangen. Das erleichtert den Einstieg in ein nachhaltiges Bio-Angebot.

 

Christina Geyer, Biostadt Augsburg

Bronze, Silber oder Gold - Bioanteil in der Gastronomie

Seit Ende 2023 gibt es die neue Bio-Außer-Haus-Verpflegungs-Verordnung und damit ein vereinfachtes Zertifizierungsverfahren speziell für Gaststätten. Der Betrieb muss genau kennzeichnen, welche Lebensmittel in Bioqualität angeboten werden.

 

Zusätzlich hat er die Möglichkeit seinen Bio-Anteil mit einem Siegel zu kennzeichnen. Der Betrieb legt sich auf einen Anteil von 20-49 %, 50-89 % oder 90-100 % fest. Diesen Anteil muss er dann im Monatsdurchschnitt für den Einkauf von Bio-Lebensmitteln ausgeben. Ob er das nun mit dem Einkauf von Salat, Milch oder Nudeln erreicht, ist nicht relevant. Je nach Bio-Anteil kann sich der Gastronomie-Betrieb dann mit bronzener, silberner oder goldener Bio-Plakette schmücken. 

100 Prozent Bio? Muss man nicht erreichen

 

Es gibt nach wie vor auch Betriebe, die zwar nach biologischen Grundsätzen wirtschaften, jedoch kein Zertifikat dafür haben. Kennt ihr die Gründe dafür?

Tatsächlich gibt es mehr Bio in der Gastronomie in Augsburg als auf den ersten Blick erkennbar ist, da teilweise Bio eingekauft wird, dies aber nicht zertifiziert wurde.

 

Natürlich bedeutet eine Zertifizierung einen Aufwand an Zeit und Geld. Wie hoch die Kosten und der Aufwand wirklich sind, ist von den Rahmenbedingungen im Betrieb abhängig und deshalb nicht pauschal zu benennen. Es macht deshalb Sinn, sich von den Zertifizierungsstellen beraten zu lassen. Denn wenn man sich schon die Mühe macht, nach Bio-Richtlinien zu wirtschaften, wäre es doch schade, diese Qualität nicht auch vertreiben und bewerben zu können. Die Zertifizierung nach der neuen Bio-Außerhaus-Verordnung ist in der Regel günstiger als nach der alten Verordnung, da der zeitliche Aufwand nun geringer ist.

 

Generell gilt: auch Teilumstellungen auf Bio-Lebensmittel können zertifiziert werden. Man muss nicht 100 Prozent Bio erreichen. 

 

Welche guten Gründe gibt es, sich zu zertifizieren?

Die Zertifizierung ist für Landwirt*innen, Produzent*innen und Gastronom*innen ein Wettbewerbsvorteil, teilweise sogar ein Alleinstellungsmerkmal. Nur zertifizierte Betriebe dürfen Bio ausloben und mit Bio werben. Auch lassen sich mit Bio-Lebensmitteln bessere Preise erzielen. Die Zertifizierung garantiert Transparenz und Sicherheit über die gesamte Wertschöpfungskette für Händler*innen, Verarbeiter*innen, Vermarkter*innen und Verbraucher*innen. Auch in den bio-regionalen Einkaufsführer können Betriebe nur aufgenommen werden, wenn sie ein aktuelles Bio-Zertifikat aufweisen.

 

Einkaufen ist auch Verantwortung

Ist damit Bio aber denn nicht immer teuer?

Tatsächlich ist es meistens teurer. Aber saisonale, regionale Bio-Kartoffeln beim Direktvermarkter können beispielsweise sogar günstiger sein als konventionelle aus dem Supermarkt. An der Ladentheke werden ohnehin nicht die wahren Kosten, die bei der Produktion von Lebensmitteln entstehen, bezahlt. Ein Teil der Kosten wird von der Allgemeinheit getragen, z. B. muss der Steuerzahler die Wasseraufbereitung, die durch ein zu viel an Spritzmittelrückständen oder Nitrat im Wasser notwendig ist, finanzieren.


Durch die Auflagen und Regelungen im ökologischen Landbau entstehen viele Belastungen erst gar nicht. Hier kann sich jede und jeder fragen: „Wo liegen meine Prioritäten?“ Bei unseren täglichen Entscheidungen, was wir einkaufen und wie wir wirtschaften, können wir die Sache selbst in die Hand nehmen und einen kleinen Teil der großen Verantwortung übernehmen.

Saisonale, regionale Bio-Kartoffeln im Hofladen können günstiger sein als konventionelle aus dem Supermarkt.

 

Alexandra Wagner, Biostadt Augsburg

Was möchtet ihr den Menschen, die Lebensmittel einkaufen, sowie den Betrieben, die Lebensmittel produzieren, noch mitgeben?

Regionale und ökologische Lebensmittel einzukaufen ist unserer Ansicht nach ein wichtiger Baustein für eine zukunftsfähige Ernährung. Eine der großen Herausforderungen unserer Zeit ist, die Weltbevölkerung zu ernähren, ohne den Planeten auszubeuten. Zur notwendigen Ernährungswende gehören Maßnahmen wie das Reduzieren von Lebensmittelabfällen, eine Steigerung des Anteils an pflanzlichen Nahrungsmitteln auf unseren Tellern, weniger Monokulturen für mehr Artenvielfalt, Erhalt von gesunden Böden und sauberem Trinkwasser, faire Bezahlung und gute soziale Standards in der Lebensmittelproduktion. Der Mehrwert von regionalen und biologisch erzeugten Produkten ist sehr groß - für die eigene Gesundheit, die Umwelt, die Gesellschaft und natürlich auch für Augsburg. 

 

Mehr Infos: 

Link zum bio-regionalen Einkaufsführer www.bio-regional-augsburg.de 
Link zum Projekt „Wahre Kosten“: Projekt "How much is the dish? (HoMaBiLe) - Fakultät - Universität Greifswald (uni-greifswald.de) 

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