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Was ist Greenwashing?

Mit Aussagen wie zu "100% recycelbar“ oder „aus nachwachsenden Rohstoffen“ erwecken Produkte einen umweltfreundlichen Eindruck. Stephanie Ertl vom Verbraucherservice Bayern erklärt im Interview, wie ihr Greenwashing erkennen könnt.
Produkte bekommen heute häufig einen grünen Anstrich.

Seit Herbst 2023 dürfen die Begriffe "klimaneutral"  oder "klimapositiv" nicht mehr für Werbezwecke auf Produkten erscheinen, wenn diese lediglich auf CO2-Kompensation basieren und nicht auf wirkliche Klimaschutzmaßnahmen im Unternehmen. Diese Aussagen sind oft leere Versprechungen – auch weil viele Projekte zur CO2 Kompensation unzuverlässig sind.

 

Diese Verordnung ist erst der erste Schritt, bei dem die EU den so genannten "Green Claims", also den grünen Werbeaussagen, den Kampf angesgt hat. Verbraucherschutzvereine klären heute schon darüber auf, wie man Greenwashing Aussagen auf Produkten erkennt.

Wir haben Stephanie Ertl vom Verbraucherservice Bayern gefragt, wie ihr leere grüne Versprechungen enttarnt.

 

Was bedeutet Greenwashing bei Produkten?


Der Begriff „Greenwashing“ bezeichnet Bemühungen von Unternehmen, sich ein „grünes“ Image zu verschaffen, ohne sich in Wirklichkeit besonders für die Umwelt zu engagieren. Ziel ist es, Verbraucherinnen und Verbraucher zum Kauf mit gutem Gewissen zu verleiten. 


Beliebt sind Werbeaussagen, die einen Umweltvorteil versprechen, der jedoch wenig aussagekräftig oder nicht belegt sind. Teils wird ein Randaspekt in den Mittelpunkt der Werbung gestellt, dessen Anteil an der gesamten Umweltbelastung des Produkts gering ist. 

Den tatsächlichen Mehrwert müssen Unternehmen bisher nicht nachweisen, eine Gesetzesänderung soll dies EU-weit in Zukunft ändern. 

 

Was sind die häufigsten Fälle von Greenwashing?


Es gibt viele Labels, die sich Firmen selbst verleihen. Sie haben keine Aussagekraft und täuschen einen Mehrwert vor, der nicht belegt ist. In der EU gibt es etwa 230 Nachhaltigkeitssiegel, wovon die Hälfte nicht unabhängig überprüft wird. 


Des Weiteren erwecken Aufdrucke wie „I’m sustainable“, „zu 100% recycelbar“ oder „aus nachwachsenden Rohstoffen“ den Eindruck, dass es sich um umweltfreundliche Produkte handelt. Das Problem daran ist, dass die meisten Umweltaussagen nicht eindeutig definiert sind und pauschale Aussagen zur Umweltfreundlichkeit von Produkten kaum möglich sind. So sind biologisch abbaubare Kunststoffe nicht automatisch umweltfreundlich. Es hängt immer vom Einzelfall ab. 


Welche Täuschungen kommen bei Produkten noch vor?


Häufig zu finden ist Werbung mit Selbstverständlichkeiten. Das können gesetzliche Vorgaben sein, die sowieso einzuhalten sind. Der Aufdruck „PFOA-frei“ ist unnötig, da Perfluoroktansäure in der EU verboten ist. Eine Glasflasche ist als solche erkennbar und braucht nicht den Zusatz „aus Glas“. 

Auch optische Mittel werden eingesetzt, um einen umweltfreundlichen Eindruck erwecken. Typisch sind Umweltmotive wie Blätter oder Blüten und Farben wie Grün- oder Beigetöne. 

 

Was können Konsument*innen machen, um zu erkennen, ob ein Produkt wirklich nachhaltig ist?


Beim Einkauf ist es schwer, Greenwashing von wirklichem Umweltengagement zu unterscheiden. Wichtig ist, Werbeaussagen kritisch zu hinterfragen und sich nicht zum Kauf verleiten zu lassen. 

Wir empfehlen, sich anbieterunabhängig zu informieren, wie beispielsweise über Testberichte von Stiftung Warentest oder Ökotest. Orientierung bieten seriöse Gütezeichen, die strenge Anforderungen erfüllen und einer unabhängigen Kontrolle unterliegen. Eine Übersicht dazu gibt es auf Internetseiten wie Siegelklarheit.de oder Nachhaltiger-Warenkorb.de

 

Wie kann die nachhaltige Produktion attraktiver gemacht werden, damit kein Greenwashing mehr nötig ist?


Gesetzliche Vorgaben sind wichtig, um Greenwashing zu verhindern und klare Rahmenbedingungen zu schaffen. Mehr Transparenz und Verlässlichkeit kommen nicht nur Verbraucherinnen und Verbrauchern, sondern auch Unternehmen zugute, die umweltfreundlich agieren. Hier setzt die geplante EU-Richtlinie zu „Green Claims“ an.


Darüber hinaus muss sich Umweltengagement für Betriebe auszahlen. Die Marktpreise enthalten in der Regel nicht die Kosten, die durch Umweltschäden bei der Herstellung und dem Transport von Produkten entstehen. Nur wenn diese Umweltfolgekosten eingepreist, das heißt den Verursachern angelastet werden, besteht auch ein wirtschaftlicher Anreiz, Umweltbelastungen zu reduzieren. 

 

Info:

 

Der Verbraucherservice Bayern im KDFB e.V. (VSB) hillft bei Fragen um nachhaltiges Verbraucher*innen-Verhalten. Der staatlich geförderte Verein engagiert sich aktiv in den Bereichen Verbraucherrecht, Ernährung, Umwelt, Finanzen, Energie und Hauswirtschaft. Es gbit bayernweit 15 Beratungsstellen und 135.000 Mitgliedern. 

In Augsburg findet ihr die Geschäftsstelle in der Prinzregentenstraße 9.

Für weiterführende Schulen bietet der Verbraucherservice im Rahmen der "Schule fürs Leben" die Veranstaltung Nachwachsend, langlebig, recycelbar: Gibt es „grüne“ Verpackungen?(Klassen 5-10) an.

 

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