Nachhaltige Blumendeko für Hochzeiten und Events

Bei rund der Hälfte aller Hochzeitspaare spielt Nachhaltigkeit heute eine große Rolle – sie beauftragen regionale Caterer, essen bio oder vegan, wählen eine Location in ihrer unmittelbaren Umgebung, um lange Anreisen zu vermeiden, oder lassen sich mit der Fahrrad-Rikscha zum Altar fahren. Auch Second-Hand-Brautmode ist längst en vogue.
Wie sieht es aber mit dem zartesten und vergänglichsten Material aus, das bei einer Hochzeit zum Einsatz kommt, den Blumen? In Adelsried, der Nähe von Augsburg, hat die Umweltingenieurin Alexandra Endres mit ihrem Unternehmen Second Flowers eine Idee realisiert, die sowohl nachhaltig ist, als auch Kosten spart – sie verhilft Blumendekorationen zu einem zweiten Auftritt und reduziert damit die verwendeten Ressourcen. Die Idee entstand bei ihrer eigenen Hochzeit 2017.
„Mir blutete am Tag nach unserer Hochzeit das Herz, weil ein ganz großer Teil unserer wundervollen Blumendeko schlicht übrig war."
Alexandra Endres, Second Flowers
Freunde und Verwandte hatten zwar einige Vasen mitgenommen, aber der Rest ihrer liebevoll ausgesuchten Wiesenblumen musste weggeworfen werden, obwohl sie noch frisch waren. Die Ingenieurin mit Berufserfahrung rund um Ökobilanzen, recherchierte und sprach mit Florist*innen. Frische Blumen haben eine Lebensdauer von fünf bis sieben Tagen. Bei etwas Pflege auch weitaus länger. Es spricht also nichts dagegen, diese zarten Kunstwerke ein zweites Mal zu verwenden.
„Wir halbieren die verwendeten Ressourcen. In meinem Beruf hatte ich erfahren: nachhaltige Konzepte werden in erster Linie dann in die Tat umgesetzt, wenn sie zusätzlich Kosten senken.“
Bei Hochzeiten fällt der Blumenschmuck am üppigsten aus. „Deshalb macht es Sinn, diese Blumendeko in Umlauf zu bringen und an anderen Stellen weiterzuverwenden“, so Endres. Wichtig ist, dass die Events an aufeinander folgenden Tagen stattfinden und auch räumlich möglichst nahe beisammen liegen. So können die Blumen, die am Freitag noch auf der ersten Hochzeit „tanzten“, am Samstag eine weitere Hochzeit verschönern. Oder sie schmücken von Samstag auf Sonntag eine Taufe, eine Kommunion oder einen Geburtstag. „Wir haben auch schon Anfragen von Restaurants, die die Blumen für ihre Tischdekorationen verwenden möchten. Als eine Art second-hand-Blumenabo - nachhaltig und kostengünstiger“, berichtet Endres.
Blumendeko bleibt mehrere Tage frisch
Für die ersten Blumennutzer, meist Brautpaare, bedeutet es kaum Veränderungen in der Planung: Sie gehen entweder zu einer Partnerfloristin von Second Flowers oder zu ihrer Lieblingsfloristin. Dort wählen sie ihre Blüten und das Grün aus und legen die Farben fest. Wer nachhaltig handeln möchte, richtet sich in der Blumenauswahl nach der Saison. Dann erhält das Brautpaar ein Standardangebot von der Floristin. In der Regel sind auch Fotos von ähnlichen Blumendekos oder Events als Inspiration vorhanden.
„Wenn ich dieses Angebot habe, stelle ich es bei Second Flowers ein und bewerbe es mit Datum und Ort auf unserer Homepage, auf Social-Media-Kanälen und über unsere Partner*innen, wie beispielsweise Brautmodenläden“, berichtet Endres. Neben dem Farbkonzept wird hier genau beschrieben, ob der Stil eher elegant oder verspielt ist, eher Bohemien Style oder eher natürlich, welche Blumen verwendet werden und was zu dem Angebot gehört.
„Wir teilen hauptsächlich Tischschmuck, der in der Location steht und vor Sonne, Wind und Wetter geschützt ist. Auch Traubögen und deren Blumenschmuck kann man sehr gut weitergeben.“
Alexandra Endres
Bei Autogestecken muss man abwägen – ein schwarzes Auto im Juli ist ein No go. Diese Blumen können nur einmal verwendet werden.
Da Brautsträuße, Haarschmuck und Anstecksträußchen individuell auf jede Braut und ihr Hochzeitskleid abgestimmt werden, profitieren die Floristinnen auch von einer zweiten, zusätzlichen Hochzeit. Und positionieren sich klar für Nachhaltigkeit.
Brautpaare sparen zwischen 30 und 50 Prozent
Und wie viel sparen die Brautpaare oder andere Blumennutzer, wenn sie ihre Blumen teilen? Das erste Brautpaar kann bis zu 30 % sparen. Die zweiten Blumennutzer können ihre Kosten halbieren. Alexandra Endres koordiniert dabei den Austausch zwischen den Parteien. „Die Floristinnen sollen keine zusätzliche Arbeit haben. Sie stellen ganz normal ihre Rechnung“, erklärt sie. Weil sich Blumendeko nach einem Event noch einige Tage hält, ist das Konzept durchaus auch für Gastronomen eine gute, nachhaltige und kostensenkende Option für regelmäßige Abnahmen, wie Blumenabos.
Schnittblumen verbrauchen viel Wasser und haben lange Transportwege
"Blumen aus regionalem und saisonalen Anbau haben eine bessere Ökobilanz."
Alexandra Endres
Da Schnittblumen beim Anbau einen hohen Wasserverbrauch haben und die Transportwege oft sehr lang sind, empfiehlt Alexandra Endres für eine bessere Ökobilanz Blumen aus regionalem und saisonalem Anbau. Zu ihren PartnerFlorist*innen gehören auch solche mit eigenem Anbau. „Zum Glück ist die Hochzeitssaison im späten Frühjahr und Sommer – da haben auch die heimischen Gärtnereien bereits ein gutes Angebot“, erzählt sie. Da aber viele Blumen aus Südamerika und Afrika importiert werden, ist allein das Teilen von Blumen unter rein ökologischen Gesichtspunkten schon absolut sinnvoll.
Für alle Brautpaare, die nun Lust auf eine nachhaltige(re) Hochzeit bekommen haben:
Hier geht’s zur Website von Second Flowers
Weitere interessante Links:
- Green Wedding Network
- Rund um nachhaltige Blumen gibt es bei der Slowflower Bewegung einiges zu entdecken
- Mehr über Slowflower bei Utopia
- Utopia über blühende Geschäfte
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