Im Gegenzug können wir Qualitätswünsche äußern. Also beispielsweise, dass die Kaffeebauern biologisch arbeiten und auf den Schutz der Mitarbeiter achten. Somit ist das ein Geben und Nehmen.
Durch das zusätzliche Geld können sich die Leute vor Ort Bildung leisten. Durch Bildung versteht man erst im Detail, wie Landwirtschaft funktioniert. Und kann nachhaltig handeln, wie zum Beispiel unsere Partner in Peru. Als sie vor zehn Jahren mit dem Kaffeeanbau angefangen haben, lieferten sie Standardqualität. Heute sind sie CO2-neutral und bauen Top-Qualität an – auch auf internationalen Bewertungsskalen. Darauf sind sie natürlich stolz.
Zum Ausgleich für ihren großen CO2-Footprint beim Kaffeeanbau haben diese Kaffeebauern in Peru steile Hänge gekauft, mit denen man heute nicht viel anfangen kann. Sie haben dort Bäume gepflanzt, die sehr viel CO2 speichern.
Dieser Wald wird immer größer, kann somit immer mehr CO2 speichern. Kurzfristigsorgt dieser Wald dafür, dass ihr Unternehmen CO2-neutral ist und langfristig ist das ihre Rente: Wenn sie einmal keinen Kaffee mehr anbauen, leben sie von dem CO2-Handel.
Ihr seid inzwischen ein klimaneutrales Unternehmen. Welche Tipps würdest du anderen Unternehmer*innen mit auf diesen Weg geben?
Für mich beginnt das tatsächlich bei der Analyse. Jedes Unternehmen ist anders und hat andere Produkte, und dementsprechend einen anderen Footprint.
Man unterscheidet zwischen dem Footprint des Unternehmens an sich, also unserer Bohnenschmiede hier in Wehringen, und dem Footprint des einzelnen Produkts, also bei uns vom Kaffeeanbau und -transport bis zur Verpackung des gerösteten Kaffees. Da war für uns die große Erkenntnis, so viel Einsparpotential haben wir hier vor Ort gar nicht.
Unsere Zertifizierung bezieht sich auf das Jahr 2019, da hatten wir in Summe ein 127 Tonnen CO2. Davon hatte das Unternehmen hier in Wehringen keine 10 Tonnen. Der Rest war nur der Kaffeeanbau. Der Wasserverbrauch, Pestizide und Dünger sind im Allgemeinen das, was am meisten CO2 im Kaffeeanbau verursacht. Je nachhaltiger die Kooperativen dabei arbeiten, und ich das auch nachvollziehen und belegen kann, desto mehr darf ich dann von meiner CO2-Footprint-Rechnung abziehen. Somit hilft es uns, noch mehr über unseren eigenen Kaffee zu erfahren.
Wann hast du zuletzt etwas Neues ausprobiert und was war das?
Gestern haben wir einen neuen Kaffee aus Bolivien geröstet. Von dort hatten wir noch nie Kaffee, also mal wieder ein neues Land. Unabhängig von den Herkunftsländern, probiere ich auch gerne eine neue Zubereitungsart aus. Verändere etwas daran oder versuche, das nochmal zu verfeinern. Daher kommt auch unser Spruch: Auf der Suche nach der Seele des Kaffees.
Und was kochst du sonst gern, außer Kaffee?
Ich grille gerne, das gebe ich zu (lacht). Das kommt aber aus regionalen Höfen, wenn es um Fleisch geht. Und das Gemüse genauso. Wir kaufen das alles bei kleinen Bioläden. Das ist zum Glück gerade ein Trend, dass sich auf dem Dorf überall kleine „Tante-Emma-Läden“ etablieren, die von regionalen Höfen beziehen. Fleisch hole ich vom Biolandhof in Schwabeck, das ist hier ein paar Dörfer weiter. Gemüse kommt auch aus der Ecke, vom Pfänderhof. Mir geht Regionalität über Bio. Wenn ich hier im Supermarkt Bioprodukte sehe, und das kommt dann aus China oder Chile, über die halbe Welt, was ist daran besser?
Wofür würdest du gerne mehr Zeit haben?
Einerseits natürlich für die Kids. Das muss man fairerweise sagen, sowas kommt manchmal zu kurz. Manchmal wäre es auch nicht schlecht, wenn ich für mich selbst mehr Zeit hätte (lacht).
Klar werde ich auch gefragt, wie das funktioniert: Ein Vollzeit-Beruf und Kaffee rösten nebenzu. Aber wenn ich in der Rösterei bin, ist das für mich keine Arbeit, sondern reiner Spaß. Ich mache das gerne. Dennoch ist es zeitaufwändig (lacht). Das kann man nicht verleugnen.
Was ist dein Lieblingsplatz in Augsburg und Umgebung?
Der Weg von Burgwalden bis nach Augsburg rein. Dieser Waldweg ist ein schöner Ausgleich, wenn man überlegt, man ist direkt neben einer Großstadt. Andere würden hierher in den Urlaub fahren. Man schätzt das manchmal gar nicht so, was man vor der Haustür hat.
Wenn du Bürgermeister von Augsburg wärst, was würdest du dann ändern?