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Fridays for Future (FFF) hat es geschafft, tausende Menschen in Augsburg auf die Straße zu bringen, um sich gegen den Klimawandel und für zukunftsrelevante Themen einzusetzen. Die Augsburger FFF-Gruppe hat den Zukunftspreis 2020 gewonnen.
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augsburg [at] fridaysforfuture.is

Auf den Pausenhöfen, bei Familienabendessen und Firmenmeetings wird plötzlich über „das Klima“ gesprochen. Schulen gründen Umwelt-AGs und in Freundeskreisen ist Politik plötzlich ein Thema. Die jungen Menschen, die sich in der Fridays for Future-Bewegung engagieren, haben es geschafft, tausende Menschen in Augsburg und Millionen Menschen in der ganzen Welt auf die Straße zu bringen, um sich gegen den Klimawandel und für zukunftsrelevante Themen stark zu machen.

Durch Teilnahme an zahlreichen Podiumsdiskussionen und politischen Veranstaltungen vor der Kommunalwahl im März 2020 hat Fridays for Future in Augsburg ihrem Anliegen Gehör verschafft und so auch die Wahlkampfthemen deutlich geprägt. Schon vorher durften Schüler*innen der Augsburger FFF-Gruppe vor dem Nachhaltigkeitsbeirat und im Umweltausschuss der Stadt Augsburg sprechen. 2020 haben FFF-Aktive einen Sitz im Nachhaltigkeitsbeirat der Stadt Augsburg bekommen, um sich für ihre Forderungen einzusetzen, die sie gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammengestellt haben.

Wie mühsam war es bis vor Kurzem, umweltpolitische Notwendigkeiten politisch umzusetzen. Die Fridays for Future haben hier wieder Hoffnung aufkeimen lassen. Durch ihr unermüdliches und kreatives Engagement haben sie nicht nur das Vorurteil widerlegt, die Jugend sei politisch uninteressiert, sondern konsequent die notwendige Klimadebatte in alle Altersgruppen und gesellschaftlichen Schichten getragen." Stadtrat Christian Pettinger (ÖDP) in seiner Laudatio zum Zukunftspreis

Sei es durch die Organisation von Demonstrationen, durch die Teilnahme an Podiumsdiskussionen oder durch gemeinsame Müllsammelaktionen. Fridays For Future haben es geschafft, frischen Wind in die Klimadebatte zu tragen - auch in Augsburg.

 

40 Stunden in der Woche für das Herzensprojekt

Mit ihrem Klimacamp neben dem Rathaus haben die Augsburger FFF´s sogar für bundesweites Echo gesorgt. Die Kernarbeit wird von 20 bis 30 Ju­gendlichen in ihrer Freizeit verrichtet, ohne großes Vorwissen oder viel Geld. Sie arbeiten oft über 40 Stunden pro Woche an ihrem Herzensprojekt. Und sie machen es gerne. Auch wenn es ihrerer Meinung nach wünschenswert wäre, dass für eine lebenswerte Zukunft gar nicht erst  gekämpft werden muss.

 

Lifeguide-Meinung: Wir gratulieren von Herzen! Mit ihrem Engagement haben Fridays for Future Augsburg den Zukunftspreis 2020 mehr als verdient!

 

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Fridays for Future Augsburg

Klimacamp Augsburg soll bleiben!

Klimacamp Augsburg soll bleiben!
Vertreter*innen der Lokalen Agenda 21 in Augsburg unterstützen die Ziele der Klimacamp-Aktivist*innen und befürworten den Erhalt des Klimacamps neben dem Augsburger Rathaus als "Erinnerung an unsere ökologische Verantwortung!"
Klimacamp Augsburg_ Foto Laurin Oberneder

Nach Meinung von Maria Brandenstein und Tom Hecht, dem Sprecher*innen-Duo der Lokalen Agenda 21 in Augsburg, ist das Camp ein Ort, der uns alle auffordert, sich aktiv für den Erhalt unseres Planeten einzusetzen –sowohl im eigenen Leben als auch in den Entscheidungen der Verwaltung. "Das Klimacamp in Augsburg ist ein wertvoller Beitrag der Jugend. Es erinnert die Politik und uns alle daran, etwas gegen den Klimawandel zu tun und unsere Schöpfung zu bewahren," so Maria Brandenstein. "Die Ursachen dafür, dass das Klimacamp überhaupt existiert, müssen endlich beseitigt werden! Auch, damit die Camperinnen und Camper nach Hause gehen können. Es ist kein Spaß bei der Kälte zu campen", ergänzt Tom Hecht.

Maria Brandenstein und Tom Hecht begrüßen die Entscheidung des Verwaltungsgerichtes, das Camp als Kundgebung anzuerkennen und damit sein Verbleiben auf dem Platz neben dem Rathaus zu erlauben. Langfristig befürworten die Agendasprecher die Einrichtung eines "dauerhaften Ortes der Nachhaltigkeit" in Augsburg, beispielsweise einen Raum für die Arbeit der Klimaaktivist*innen. Sie zeigten sich erschüttert darüber, dass die Stadtverwaltung das Urteil des Verwaltungsgerichtes im Dezember 2020 überprüfen lassen will.

 Uns hat die Entscheidung des Verwaltungsgerichts sehr gefreut, das Klimacamp als Kundgebung anzuerkennen. Denn das Klimacamp ist ein wertvoller Beitrag der Jugend, die Politik, aber auch uns alle, an die Verantwortung zu erinnern, etwas gegen den Klimawandel zu tun und unsere Schöpfung zu bewahren. Die prominente Präsenz der Klimaaktivist*innen im Herzen der Stadt ist ein Aufruf an die Regierenden, wissenschaftlich dringend empfohlene Ziele zu verfolgen.

Genauso ist es ein Aufruf an alle Bürgerinnen und Bürger auch selbst die Klimaziele ernst zu nehmen, sich über einen nachhaltigen Lebensstil zu informieren und ihr Verhalten umweltbewusst anzupassen: Also mehr Fahrrad fahren, mehr regionale und ökologische Lebensmittel kaufen oder sogar die Solaranlage aufs Dach bauen.“"  Maria Brandenstein, Sprecherin der Augsburger Lokalen Agenda 21.

 Foren der Lokalen Agenda als Spiegel des nachhaltigen Lebens Augsburgs

All diese Ansätze eines nachhaltigen Lebensstils sind mit den 29 Foren innerhalb der Lokalen Agenda versammelt. Sie vertreten seit mehr als 24 Jahren die ökologischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Ziele für eine lebenswerte und lebenssichernde Zukunft. Die Akteur*innen arbeiten ehrenamtlich daran, die Menschen sowie die Stadtverantwortlichen zu einem nachhaltigeren Handeln zu bewegen. Daher ist für sie die Fridays for Future Bewegung sowie das Klimacamp eine wichtige Bewegung.

Die jungen Menschen haben es geschafft, das Thema Nachhaltigkeit zu einem Mainstream-Thema zu machen und es so in den Köpfen der Menschen zu verankern. Das merken wir auch in dem Interesse, das wir seit den Freitagsdemonstrationen der jungen Klimaktivist*innen für unsere Angebote bekommen." Maria Brandenstein, Sprecherin der Augsburger Lokalen Agenda 21.

Die Klimacamper haben allen Respekt verdient und das kommt im Zukunftspreis 2020 der Stadt Augsburg für FFF zum Ausdruck, mit dem die jungen Klimaaktivist*innen erst kürzlich ausgezeichnet wurden.Die ganze Stadt hat es verdient, dass ihre Vertreter*innen und die Verwaltung ... die Ziele der Zukunftsleitlinien nicht nur immer wieder neu besprechen, sondern als umgesetzt erleben. Dies ist aber keine Frage der Gerichte. Dieser Frage müssen wir uns alle stellen und uns verändern. Orientieren wir uns viel stärker an unseren Zukunftsleitlinien. Rechtfertigen müssen sich die, die die Umsetzung hinauszögern und andere von Partikularinteressen geprägte Ziele verfolgen." Tom Hecht Sprecher der Augsburger Lokalen Agenda 21

Klimacamp-Aktivist*innen und Stadtpolitik verfolgen gleiche Ziele

Die Sprecher*innen bedauern es sehr, dass die engagierten Jugendlichen so viel Ablehnung von Seiten der Verwaltungsspitze bekommen. Denn die Ziele sowohl der Stadt als auch der Campbetreiber*innen sind die gleichen: die Einhaltung des 1,5 Grad Zieles. Gemeinsame Gespräche könnten helfen, gemeinsam Lösungswege zu finden. Statt also zu versuchen, die unangenehmen Mahner*innen loszuwerden, könnten sich die Stadt-Verantwortlichen dafür einsetzen, dass dieser Ort der Nachhaltigkeit ein dauerhaftes Gesicht bekommt.

Egal, ob das Klimacamp geräumt oder es einfach nur geduldet wird, ohne im Sinne der dort aufgestellten Forderungen zu handeln – in beiden Fällen ist es eine Zumutung den jungen Menschen gegenüber, die sich unermüdlich Tag und Nacht, Sommer wie Winter für eine lebenswerte Zukunft - für ihre Zukunft – einsetzen. Wir alle müssen endlich die begründete Angst der jungen Menschen wahrnehmen und die Aussagen der Wissenschaftler ernst nehmen, die uns dringend dazu auffordern, konsequent zu handeln.“ Maria Brandenstein

Klimacamp als dauerhaften Ort der Nachhaltigkeit einrichten

Weichen will das Camp erst, wenn die jungen Menschen sicher sein können, dass Augsburg handelt. Nach Meinugn von Maria Brandenstein und Tom Hecht würde es Sinn machen, das Klimacamp durch einen ständigen – gerne für alle Bevölkerungsschichten attraktiven – Raum zu ersetzen, an dem Informationen zur Klimakrise und zum nachhaltigen Leben zu finden sind, sowie gemeinsame Gespräche stattfinden. Betrieben werden sollte dieser Ort von Jugendlichen mit Unterstützung der Stadt. Das würde einen Mehrwert für alle bringen: ein nachhaltiges Zentrum im Herzen der Stadt.

Bis es soweit ist, dürfen wir diesen engagierten jungen Menschen dankbar sein und sie als das sehen, was sie sind: eine Erinnerung an unsere ökologische Verantwortung, die Schöpfung zu bewahren." Maria Brandenstein

Tom Hecht, Foto Cynthia Matuszewski
Tom Hecht: “In Augsburg existiert seit Jahren eine breite von der Zivilgesellschaft getragene Nachhaltigkeitsbewegung. Für diese 30 Foren sprechen zu dürfen ist eine Ehre. Die Aufteilung auf so viele Schulter ist neu, es ist gelebte Kooperation."
Maria Brandenstein, Lokale Agenda 21, Augsburg, Foto Cynthia Matuszewski
Maria Brandenstein, Sprecherin der Augsburger Lokalen Agenda 21. Foto Cynthia Matuszewski
Fridays for Future, Augsburg, Foto: Stadt Augsburg
Der Bewegung 'Fridays for Future Augsburg' wird 2020 der Zukunftspreis der Stadt Augsburg verliehen. Foto: Stadt Augsburg
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Augsburger Jugendliche unterwegs in Europa

Augsburger Jugendliche unterwegs in Europa
Erasmus Projekte eröffnen neue Perspektiven
Erasmus Projekt, Europa, Schülerbegegnungen, Schüleraustausch, Augsburg, Foto: Udo Legner, Owning The Future, Maria Theresia Gymnasium Augsburg, Holbein Gymnasium Augsburg,

Zwei Jahre lang trafen sich Schülerinnen und Schüler des Augsburger Maria Theresia Gymnasiums und des Holbein Gymnasiums mit ihren Partnerschulen in Spanien, Holland und England. Bei fünf Besuchen tauschten fünfzig Jugendliche ihre Zukunftsvisionen, ihre Wünsche an den Umweltschutz, an unsere Gesellschaft oder unser Schulsystem aus. Und ihre Kritik am Bestehenden.

Udo Legner, Lehrer für Englisch und  Deutsch am Maria Theresia Gymnasium begleitete bereits drei Erasmus-Projekte und ist – trotz des mühsamen Procedere bei jeder neuen Antragstellung - ein überzeugter Fan von Europa und dem Erasmus-Projekt. Er berichtet von zwei inspirierenden Jahren:

 

Das Erasmus Projekt "Owning the Future"

Ein Plädoyer für Partizipation und politisches Engagement

von Udo Legner

„Bei den Persern ging so lange alles gut, wie sich die Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder an drei Dinge hielten: als erstes mussten sie ihnen das Reiten beibringen, als zweites das Bogenschießen und als drittes mussten sie darauf hinwirken, dass sie stets die Wahrheit sagten.“ Das war die Meinung des Griechen Herodot vor rund 2.500 Jahren. Würde der antike Geschichtsschreiber heute als Erziehungsberater in Europa herangezogen, würde er Eltern bestimmt dazu anhalten, den Kinder die Teilnahme an einem Erasmus Programm zu ermöglichen.

Als sich die fünf teilnehmenden Schulen 2017 auf dieses Projekt einließen, konnte niemand ahnen, welche politische Brisanz diese europäische Schulpartnerschaft beinhalten würde. Tatsächlich wurde es zu nichts weniger als zu einem Seismographen der politischen Entwicklung in den beteiligten Ländern. Von seiner  Intention her war das zweijährige Projekt auf den Austausch von „Best-Practice-Beispielen“ angelegt und die beteiligten Schulen –  neben den beiden zwei Augsburger Schulen drei weiterführende Schulen aus Spanien (Murcia), England (Penzance in Cornwall) und Holland (Amstelveen bei Amsterdam) –  wollten sich über Projekte und Methoden austauschen, die zum Untertitel der Schulpartnerschaft passten: „Preparing Students for Success in Life and Learning“.

 

Partizipation und Mitbestimmung – so oft wie möglich

 

Dass es bei dieser ursprünglichen Ausrichtung nicht blieb, hatte mehrere Gründe. Gäste wie Gastgeber profitierten davon, dass das erste Erasmus-Treffen im November 2017 parallel zum Augsburger Begabungstag stattfand. Jaakov Hecht, der Keynote-Speaker des Begabungstages und Begründer der demokratischen Schulen in Israel, gab für die Teilnehmer*innen am Erasmus-Projekt in einem Workshop die Marschroute vor: Partizipation und Mitbestimmung, wo immer sich diese realisieren lassen! Hierzu passten die weiteren Inhalte und Schwerpunkte des Programms: die Öffnung der Schule in die Stadtgesellschaft. Den Erasmus-Partnerschulen aus Spanien, England und Holland wurden die Stadtbücherei, die Werkstatt Solidarische Welt sowie der Verein Tür an Tür als wichtige Kooperationspartner vorgestellt – und der Fokus auf nachhaltiges und handlungsorientiertes Lernen gelenkt.

 

Neue Erkenntnisse durch Projektarbeit

 

In einem Graffiti-Workshop entwarfen die internationalen Schülergruppen ihre Visionen einer Schule der Zukunft, die sie beim Empfang im Augsburger Rathaus präsentierten. Auch bei den folgenden Erasmus-Treffen hatte das ganzheitliche Lernen einen festen Platz im Programm: Handpuppen und Food Design Workshop bei den Treffen in Spanien und Cornwall sowie eine Installation zum Thema „1968 und die Folgen“ standen beim zweiten Treffen in Augsburg im Juli 2018 auf dem Programm.

 

Was war das – die 68er Protestbewegung?

 

Zur Vorbereitung auf das zweite Treffen in Augsburg stellten die Schüler*innen Recherchen an, wie sehr sich die 68er Protestbewegung auf die Gesellschaft in den Teilnehmerländern bis heute ausgewirkt hat. Wie wenig Schüler und  Lehrer aus Cornwall mit dem Thema „1968“ anfangen konnten, mag durchaus als eine Erklärung für die große Zustimmung in Südengland zum Brexit- Referendum herhalten.

 

 

Fridays for Future

 

Womit niemand gerechnet hatte, geschah zu Beginn des laufenden Schuljahres 2018/ 2019. Eine Welle der Politisierung, die sich als Protest gegen das Versagen der Politik gegenüber dem Klimawandel verstand, schwappte von Schweden bis ins Schwabenland. Sowohl am Maria-Theresia- wie am Holbein-Gymnasium waren es die Teilnehmer*innen am Erasmus-Programm, die den Schülerprotest im Rahmen der Fridays for Future Schulstreiks maßgeblich organisierten.

 

The Times They Are A‘ Changin‘

 

Inspiriert von einem „Wald-Workshop“ bei dem Erasmus-Treffen in Cornwall und im Einklang mit den Zielen der Fridays for Future Bewegung, wurde am Holbein-Gymnasium im Dezember das erste Augsburger Baumfest organisiert, bei dem sich die Schüler*innen für den Erhalt ihrer Schulbäume in der Hallstraße einsetzten.

Was dem Holbein-Gymnasium sein Baumfest war, das war am Maria-Theresia-Gymnasium das Nachhaltigkeits-Fahrradkino Filmfest, das am letzten Schultag vor den Osterferien 2019 in Kooperation mit der Umweltstation Augsburg, dem 29++Fahrradkino des Naturerlebniszentrums Burg Schwaneck/Landkreis München und dem KJR München-Land über die Leinwand der altehrwürdigen Turnhalle flimmerte.

 

Nachhaltiges Fahrradkino

 

Das viel strapazierte Wort „Nachhaltigkeit“ durfte bei diesem Kinospektakel zu Recht in den Mund genommen werden. Zum einen erstrampelten die Maria-Theresia-Fahrrad-Held*innen die für die Filmprojektion benötigte Energie selbst, zum anderen gaben die präsentierten Kurzfilme tolle Impulse für einen nachhaltigeren Lebensstil. Last but not least trugen sich über 100 Schüler*innen in Arbeitsgruppen ein. Sie werden am Ende des Schuljahrs beim Just-Kids-Festival ihre Tipps und Recherchen zu einem ökologischen Alltagsleben präsentieren.

 

Und was würde Herodot den Jugendlichen raten, wenn er heute noch leben würde? Reiten und Bogenschießen ist fraglich. Vielleicht würde er sie dazu ermutigen, ihren Horizont durch Reisen und Austausch zu erweitern. Ganz sicher würde er sie jedoch dazu anhalten, auch weiterhin die Wahrheit zu sagen - und sei sie in Bezug auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit noch so unbequem.

Erasmus Projekt, Europa, Schülerbegegnungen, Schüleraustausch, Augsburg, Grafik: Nontira Kigle, Owning The Future, Maria Theresia Gymnasium Augsburg, Holbein Gymnasium Augsburg,
Im Rahmen des Erasmus-Projektes "Owning The Future" besuchten Schüler*innen des Maria Theresia Gymnasium und des Holbein Gymnasium aus Augsburg die Partnerschule in Penzance, Cornwall. Grafik: Nontira Kigle
Erasmus Projekt, Europa, Schülerbegegnungen, Schüleraustausch, Augsburg,Owning The Future, Maria Theresia Gymnasium Augsburg, Holbein Gymnasium Augsburg,Grafik: Nontira Kigle
Im Rahmen des Erasmus-Projektes "Owning The Future" besuchten Schüler*innen des Maria Theresia Gymnasium und des Holbein Gymnasium aus Augsburg die Partnerschule in Murcia, Spanien. Grafik: Nontira Kigle
Erasmus Projekt, Europa, Schülerbegegnungen, Schüleraustausch, Augsburg,Owning The Future, Maria Theresia Gymnasium Augsburg, Holbein Gymnasium Augsburg,Grafik: Nontira Kigle
Im Rahmen des Erasmus-Projektes "Owning The Future" besuchten Schüler*innen des Maria Theresia Gymnasium und des Holbein Gymnasium aus Augsburg die Partnerschule in den Niederlanden.Grafik: Nontira Kigle
Erasmus Projekt, Europa, Schülerbegegnungen, Schüleraustausch, Augsburg, Foto: Udo Legner, Owning The Future, Maria Theresia Gymnasium Augsburg, Holbein Gymnasium Augsburg,
Baumfest, Foto Udo Legner.
Erasmus Projekt, Europa, Schülerbegegnungen, Schüleraustausch, Augsburg,Owning The Future, Maria Theresia Gymnasium Augsburg, Holbein Gymnasium Augsburg,Grafik: Nontira Kigle
Im Rahmen des Erasmus-Projektes "Owning The Future" besuchten Schüler*innen aus Spanien, Holland und England die Partnerschulen in Augsburg: Das Maria Theresia Gymnasium und das Holbein Gymnasium. Grafik: Nontira Kigle
Fahrradkino, Erasmus Projekt, Europa, Schülerbegegnungen, Schüleraustausch, Augsburg, Foto: Udo Legner, Owning The Future, Maria Theresia Gymnasium Augsburg, Holbein Gymnasium Augsburg,
Fahrradkino in Augsburg. Foto: Udo Legner
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Schülerinnen sprechen vor dem Nachhaltigkeitsbeirat

Schülerinnen sprechen vor dem Nachhaltigkeitsbeirat
"Unser Ziel ist es, bis 2030 ein klimaneutrales Augsburg zu schaffen"
Drei Schülerinnen des Augsburger Holbein-Gymnasiums und Mitglieder der Bewegung Fridays for Future treten vor den Augsburger Nachhaltigkeitsbeirat und halten einen bewegende Rede für Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Foto: Cynthia Matuszewski

Sina Platzbecker, Esin Tunay und Eva Trautsch besuchen das Augsburger Holbein-Gymnasium. Sie sind Mitglieder der Bewegung Fridays for Future. Vor dem Augsburger Nachhaltigkeitsbeirat halten sie eine bewegende Rede für Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Sie erhalten viel Applaus, Dank und Zuspruch. Hier könnt ihr ihre Rede nachlesen:

 

Sehr geehrte Damen und Herren, wir sind drei Schülerinnen des Holbein-Gymnasiums und engagieren uns schon seit Jahren im Arbeitskreis Global der Schule. Wir sind eine Gruppe, die sich mit den Themen Menschenrechte, Frieden und Ökologie beschäftigt.

 

Wenn wir über Klimaschutz reden, fällt oft der Begriff „Nachhaltigkeit“. Ein einfaches Wort für eine große Hürde. Nachhaltigkeit bedeutet, dass wir Entscheidungen nicht nur in unserem Sinne treffen, sondern auch an folgende Generationen denken. Unsere Kinder und Enkelkinder sollen die gleiche Lebensgrundlage bekommen wie wir. Die gleiche Umwelt, die gleichen Chancen. Wir sind um das Jahr 2000 geboren. Die nächste Generation wird also theoretisch 2030 geboren. Unser Ziel ist es, bis 2030 ein klimaneutrales Augsburg zu schaffen.

 

Die nächste Generation soll also bereits von unserem Projekt profitieren. Um dessen Erfolg zu garantieren, ist nun schnelles Handeln gefragt. Wir müssen uns hier und heute bewusst dazu entscheiden, den Klimawandel einzudämmen und einen Wandel in den Köpfen zu bewirken. Wir müssen die Idee von einer nachhaltigeren Welt in den Alltag der Menschen bringen, um in ihre Lebenswelt vorzudringen. Es ist unser Anliegen, alternative Systeme vorzustellen. Es ist Ihre Aufgabe, Projekte unserer engagierten Gemeinschaft zu fördern und es ist am Einzelnen, sein Leben in manchen Feldern umzustrukturieren. Die Stadt muss dazu aber Anreize bieten und die nötige Basis schaffen.

 

Erst einmal muss es für die Augsburger wieder rentabel werden, Fahrrad und Öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Während die Fahrradwege kaum durchdacht sind und man in der Konrad-Adenauer-Allee um sein Leben fürchten muss, stürzt man sich mit den Öffentlichen direkt in eine Finanzkrise. Als Schüler zahlen wir nach Augsburg monatlich von Königsbrunn aus 65 Euro, von Mering 85 Euro, um in die Schule gehen zu können. Und allein innerhalb der Stadtgrenzen liegt der Tarif sogar über dem von München. Das Auto ist momentan billiger als der klimaschonendere Bus.

 

Ein guter Anfang wäre es, für Augsburger die Fahrradwege auszubauen. Man ist froh, wenn man an größeren Straßen einen befahrbaren Fahrradweg entdeckt. Wir schlagen nicht nur den Ausbau des Fahrradnetzes vor, sondern wollen eine Trennerhöhung zwischen Straße und Fahrradweg. Dadurch wird das Fahrradfahren wieder attraktiver und sicherer, mehr Menschen aller Altersklassen greifen auf das umweltfreundliche Verkehrsmittel zurück. Man muss nicht mehr fürchten, überfahren zu werden und kann beruhigt auch mal die Stadt und deren Umgebung genauer unter Augenschein nehmen.Wenn wir unseren ökologischen Fußabdruck geringhalten wollen, müssen wir auch die Abgaswerte geringhalten. Um einen möglichst großen Effekt zu erzielen, ist es wichtig, dass wir bereits bestehende Konzepte übernehmen. Stichwort abgasfreie Innenstadt.

 

Es steht außer Frage, dass sich eine geringere Stickstoffbelastung positiv auf unsere Gesundheit auswirkt. So verbessern wir mit der Luftqualität auch unsere Lebensqualität. Klimaschutz kann für den Einzelnen rentabel und attraktiv werden. Wenn wir es schaffen, unsere Innenstadt frei von Autos zu machen, fördern wir also gleich zwei Aspekte eines zukunftsorientierten Augsburgs. 150.000. Es gibt fast 150.000 Autos in unserer Stadt Augsburg. Fast 150.000 Autos, die einen Stellplatz brauchen. Fast 150.000 Autos, die unsere Umwelt mit Abgasen verpesten.

 

In Augsburg leben um die 35.000 unter 15-jährige Kinder. 35.000 Kinder, die einen Platz, draußen in der Natur, zum Spielen brauchen. Aber die Stadt bietet dafür nicht genug Grünflächen. Also bleiben die Kinder drinnen. Sie setzen sich vor den Computer, gehen ans Handy oder spielen mit ihren Freunden an der Konsole. Dort ist es egal, wie viele Bäume überfahren werden und wie viele Autos sie besitzen. Man drückt einfach auf “reset” und weiter geht’s. Wer garantiert uns, dass genau diese Kinder es in ihrem späteren, realen Leben nicht genauso machen? Die meisten werden sich später ein Auto kaufen, vielleicht auch zwei. Und natürlich müssen diese Autos auch irgendwo geparkt werden. Aber wo? Auf den Grünflächen, die uns noch übriggeblieben sind? Wie soll unsere Zukunft lernen, mit der Zukunft umzugehen, wenn unsere Gegenwart sie zerstört?

 

Wir brauchen einen schnellen, plötzlichen Wechsel. Wir können es uns nicht leisten, Probleme nur oberflächlich zu behandeln. Wir müssen auch ihre Folgen und vor allem ihre Ursachen im Auge behalten. Nur so können wir Probleme langanhaltend aus der Welt schaffen. Dafür müssen wir bei der Wurzel ansetzen. Wir müssen dafür sorgen, dass Kinder von Anfang an ein Gespür im Umgang mit ihrer Umwelt bekommen, damit sie bereit sind, diese zu schützen. Ihr Bewusstsein muss geprägt sein durch Informationen und Erfahrungen. Sie müssen wieder lernen, die echte Welt zu verstehen und wertzuschätzen, um sie über die neue, virtuelle Welt zu stellen.

 

Unser Schulsystem ist geprägt von Theorie und Alltag. Selbst Themen, die jeden persönlich etwas angehen, werden weltfremd. Durch Exkursionen ab dem Kindesalter und Vorträge von professionellen Referenten könnten die Schüler die Umwelt neu erfahren. Wir brauchen Projekte, für die Jugendliche gerne freiwillig ihre Zeit einsetzen. Sei es, um die Stadt kreativer, natürlicher und lebenswerter zu gestalten oder aber um von Schülern an Schüler Bildung weiterzugeben. Um solche Projekte durchzuführen, benötigen die Schulen und praxisorientierten Organisationen allerdings Fördergelder. Mancher mag sagen, die Stadt habe kein Geld für derartiges. Von uns aus kann die Stadt sich das Geld für Klopapier am Holbein wieder sparen, wenn sie nur die Bildung stärker fördert.

 

In the long run” wird uns das eher helfen, das Klima und uns zu schützen. Die Zukunft ist mehr wert, als sich durch Geld bemessen lässt. Es wäre auch hilfreich, wenn Schüler, die einem Protest gegen die aktuelle Klimapolitik beiwohnen, anstatt im Unterricht zu sitzen, nicht als “Schwänzer” abgestempelt würden. Der Punkt ist, dass ein Leben voll Lernen für eine Zukunft sinnlos ist, wenn wir keine lebenswerte Zukunft haben. Deshalb gehen junge Menschen auf die Straßen. Deshalb werden sie zu “Schwänzern” degradiert? Unsere Generation wird oft als zu still, zu inaktiv, zu energielos dargestellt. Was nun, da wir laut, aktiv und voller Energie sind? Ihr lasst zu, dass wir dafür bestraft werden. Wir wollen dem Kultusministerium ausrichten, dass es auch andere Weg gibt. An unserer Schule wurde das bewiesen.

 

Jeder, der (wegen der Fridays-For-Future-Demos, Anm. d. Redaktion) unentschuldigt gefehlt hatte, musste nachsitzen. 137 Schüler mussten nachsitzen und 152 saßen letztendlich da. Weil sie begeistert waren, von der Art, wie die Situation gehandhabt wurde. Sie entwickelten Projekte zum Klimaschutz, redeten über den Sinn der Proteste und stiegen mit Herz und Seele in das Thema ein. Ihre Wünsche, Ängste und Vorschläge für die Zukunft wurden ernst genommen und das motivierte sie, sich zu engagieren und sich für Veränderungen in ihrem Sinne einzusetzen. Wir Jugendlichen sind es, die den Grundstein für einen anhaltenden Wandel legen, aber dazu brauchen wir Ihre Unterstützung.

 

Ein weiteres Projekt, das uns am Herzen liegt und das wir auch Ihnen nahelegen wollen, ist das Thema Materialverschwendung. Das Problem reicht von Papierverschwendung an Schulen bis zu Plastikmüll, der durch Verpackungen und ToGo-Becher verursacht wird. Wir schlagen vor, dass der Papierverbrauch in der Schule durch digitale Mittel eingeschränkt wird. Schüler können gut, auf mehr als die Hälfte aller ausgeteilten Arbeitsblätter und Handouts verzichten.

Handouts werden in aller Regel nie wieder eines Blickes gewürdigt, während Arbeitsblätter und seitenlange Skripte viele unnötige Informationen enthalten. Einfacher wäre es also, wenn Schüler Informationen in digitaler Form bekommen und dann alles für sie Relevante herausschreiben. Denn durch das Abschreiben von interessanten Informationen lernen viele Schüler am besten.

 

Sogenannte Unverpackt-Läden sind eine weitere Möglichkeit, die Verschwendung von Ressourcen einzudämmen. Augsburg verfügt in dieser Richtung über ein sehr spärliches Angebot. Durch Subventionen für Biomärkte, die lose Ware verkaufen, könnte Augsburg zum Trendsetter in der Region werden. Auf umweltbelastende Verpackungen zu verzichten wird immer moderner und gefragter. Auch der Ruf nach regionalen Produkten wird immer lauter. Wir wollen weniger Müll vom anderen Ende der Welt. Wir wollen regionale Produkte, die bezahlbar sind. Fördert Biomärkte, fördert fairen Handel und fördert unsere Landwirtschaft.

 

Macht klimaneutrales Handeln für die Mehrheit bezahlbar und helft uns, zu zeigen, dass ein klimafreundliches Leben auch Spaß machen kann. Wir können Vorreiter unserer Generation werden. Augsburg ist bereits eine Friedensstadt. Warum kann Augsburg nicht auch noch zur Klimafreundlichsten Region gewählt werden?

Sina Platzbecker, Esin Tunay und Eva Trautsch, Rede vor dem Nachhaltigkeitsbeirat der Stadt Augsburg am Donnerstag, 14.02.2019

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