Rasant wechselnde Trends
Saison für Saison werden Tonnen an Kleidung in Billiglohnländern produziert. Diese werden bei uns zu Niedrigst-Preisen verkauft und im nächsten Jahr wieder aus unseren Kleiderschränken aussortiert. In hoher Geschwindigkeit lösen sich Modetrends ab und was vor wenigen Monaten noch angesagt war, muss neuen Schnitten, Farben und Mustern weichen. So lassen große Modeunternehmen beispielsweise in Bangladesch Unmengen an Kleidung unter inhumanen Umständen anfertigen. Hier leiden meist Frauen und Mädchen unter viel zu langen Arbeitstagen und erhalten dafür einen Hungerlohn. Ihr Arbeitsalltag ist geprägt von Unterdrückung und unsicheren Arbeitsplätzen.
Der Stoff, aus dem unsere Kleider sind
Neben menschenverachtenden Arbeitsbedingungen bei der Produktion bringt Fast Fashion weitere schwerwiegende Probleme mit sich. Dies beginnt bereits bei der verarbeiteten Baumwolle, die meist in riesigen Monokulturen angebaut wird, die sehr viel Wasser benötigen. Der Anbau findet allerdings meist in Ländern statt, in denen eh schon Wasserknappheit vorherrscht. Handelt es sich nicht um Bio-Baumwolle, sondern um konventionelle, werden bei der Kultivierung oftmals Pestizide, bei der Weiterverarbeitung andere starke Chemikalien eingesetzt. Synthetische Chemiefasern wie etwa Polyester tragen genauso zur Belastung der Umwelt bei, denn sie verursachen Mikroplastik und für ihre Herstellung wird Erdöl benötigt.
Ab ins Ausland - kurzsichtige ‚Problembeseitigung‘
Beim Konzept der Fast Fashion leidet auch die Qualität, da in kürzester Zeit möglichst viele Kleidungsstücke produziert und geliefert werden müssen. Hauptsache viel und schnell, ganz egal wie und unter welchen Umständen. Kaum ist ein Kleidungsstück in einem Laden ausgestellt, muss es einem neueren Trend weichen. Das hat ein immenses Müllproblem zur Folge. Die ‚alten’ Klamotten werden weggeworfen, in Containern entsorgt und ins Ausland verfrachtet. Dort landen sie auf riesigen Müllbergen. Ein Beispiel dafür ist die Atacama-Wüste in Chile. Hier kommen täglich bis zu mehreren Tonnen Altkleider mitten in der Natur an. In den meisten Fällen handelt es sich um noch intakte und tragbare Kleidungsstücke – auch wenn sie bei uns weggeworfen werden, nur weil sie nicht mehr den aktuellen Trendvorgaben entsprechen.
Die Altkleider zersetzen sich auf diesen Müllhalden aufgrund der vielen verarbeiteten synthetischen Stoffe nur sehr langsam. Deren Verbrennung ist nicht nur für die Luft schädlich, sondern setzt auch Chemikalien frei, die teilweise ins Grundwasser gelangen. Zudem kommen viele einkommensschwache Menschen zu den Müllbergen, um noch verwendbare Stücke herauszusuchen und weiterzuverkaufen.
Was kann ich als Einzelperson tun?
Der erste entscheidende Schritt ist es, sich von dem Gedanken zu verabschieden, dass das persönliche Tun nicht zum Gesamtwohl beiträgt und man deshalb das eigene Kaufverhalten nicht kritisch zu hinterfragen braucht. Jeder einzelne Mensch beeinflusst durch sein Einkaufsverhalten die Nachfrage und damit folglich auch das Angebot.
Es ist immens wichtig, sein Bewusstsein für die ökologischen und sozialen Missstände von Fast Fashion und den eigenen Konsum zu schärfen und das persönliche Verhalten entsprechend anzupassen. Zentral ist ein achtsamer und dankbarer Umgang mit Kleidung, sie wertzuschätzen und nicht nur als Wegwerfprodukt zu betrachten. Durch langes Tragen, Tauschen, Verschenken, Reparieren, Leihen, Spenden und Upcycling lässt sich die Lebensdauer der Kleidung maximieren.
Entscheidet ihr euch dazu, ein neues Kleidungsstück zu kaufen, solltet ihr zunächst das eigene Kaufverhalten reflektieren. Lasse ich mich von Greenwashing blenden, oder hinterfrage ich kritisch, wenn Modekonzerne sich und ihre Kleidung als nachhaltig anpreisen?
Brauche ich das neue Shirt wirklich?
Oftmals hilft vor einem Kauf auch die Frage, ob man das gewollte Teil wirklich braucht – so lässt sich sicherlich der ein oder andere unnötige Schnellkauf vermeiden, gerade wenn es sich um Aktionstage wie den Black Friday mit vermeintlich stark reduzierten Artikeln handelt.
Soll es doch zum Kauf kommen, so kann man sich im Vorhinein über die Arbeitsbedingungen, Lieferketten sowie eingesetzten Materialien der Kleidung informieren und entsprechend Slow bzw. Fair Fashion Produkte erwerben. Anlaufstellen können dafür etwa Second-Hand/Öko/Fair-Trade Läden, Flohmärkten oder Kleidertauschpartys sein.
Tipps zum Thema:
Wer mehr wissen möchte - Quellen:
Deutsche Presseagentur (2021): Atacama-Wüste: Friedhof der Altkleider. Die Rheinpfalz.
https://www.rheinpfalz.de/panorama_artikel,-atacama-w%C3%BCste-friedhof… (letzter Zugriff am 20.06.2022)
Umweltmission (o.D.): Was ist Fast Fashion? Definition, Marken und Auswirkungen. Umweltmission.
https://umweltmission.de/wissen/fast-fashion/#Warum_Fast_Fashion_weitre… (letzter Zugriff am 21.06.2022)
Schulz, Christoph (2019): Fast Fashion – Fakten, Ursachen, Folgen & Lösungen. CareElite.
https://www.careelite.de/fast-fashion/#folgen (letzter Zugriff am 20.06.2022)
hier gelangt ihr zu den Quellen der Informationen, die sich auf den Infotafel bei der Installation befinden: https://docs.google.com/document/d/1mt5KsU4k6UK7DlZJ7BOlN4qkmeYQU3ER/edit