Handwerk

Der Wald ist die Wiege der Nachhaltigkeit

Nachhaltige Waldbewirtschaftung ist wichtig für unsere Zukunft
Wald, Foto: Cynthia Matuszewski

Der Begriff Nachhaltigkeit hat seinen Ursprung in der Waldwirtschaft im beginnenden 18. Jahrhundert. Damals wurde mehr Holz geschlagen, als nachwachsen konnte und es kam zu einem Umdenken, das heute noch für nachhaltige Wälder gilt.

Der Wald hat für viele Menschen eine besondere Bedeutung: Für Jogger*innen, Wanderer, Fahrradfahrer*innen oder Pilzsammler*innen ist der Wald ein vielfältiges Erholungs- und Freizeitgebiet; für Waldarbeiter*innen, Förster*innen und Waldbesitzer*innen ist er ein Arbeitsplatz. Er speichert CO2 und hält so die Luft rein. Der Wald liefert aber auch nachwachsende Rohstoffe in Form von Holz. Damit ein Wald schön und produktiv bleibt, sollte er nachhaltig bewirtschaftet werden.

 

Der Nachhaltigkeitsgedanke kommt aus der Forstwirtschaft

Der Begriff der Nachhaltigkeit geht bis ins 18. Jahrhundert zurück und hat seinen Ursprung in der Forstwirtschaft. Damals benötigte man für die fortschreitende Industrialisierung große Mengen Holz für die Herstellung von Holzkohle. Dafür wurden viele Wälder abgeholzt, sodass das Holz immer knapper wurde und Deutschland weit geringer bewaldet war als heute. Der Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz aus Freiberg in Sachsen erkannte, dass es so nicht weitergehen konnte und entwickelte als erster 1713 einen Ansatz zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung.

Es darf immer nur so viel Holz geschlagen werden, wie durch planmäßige Aufforstung, durch Säen und Pflanzen nachwachsen kann." Carl von Carlowitz, sinngemäß zitiert aus der "Sylvicultura oeconomica" von 1713.

Boden und Wasser bleiben sauber

Heute beinhaltet der Begriff nachhaltiger Wald  noch weitere ökologische Aspekte: Wird ein Wald nachhaltig genutzt, so bleiben auch Boden und Wasser immer sauber. Nachhaltiger Wald sichert somit auch für zukünftige Zeiten einen gesunden Lebensraum für Tiere und Pflanzen. So bleibt die biologische Vielfalt im Waldökosystem langfristig erhalten und bietet damit auch den Menschen Erholung. So ein intaktes Waldökosystem wird nur durch eine naturnahe Waldbewirtschaftung erreicht.

Naturnahe Wälder als Hüter der Nachhaltigkeit

Naturnahe Wälder bestehen aus vielen verschiedenen Baumarten und besitzen so eine höhere Artenvielfalt und Biodiversität. Der Wald ist somit besser gegen Schädlingsbefall und starke Winde geschützt als Wälder mit nur einer Baumart, wie beispielsweise Fichtenwälder. In Deutschland werden rund 36 Prozent der Waldfläche naturnah bewirtschaftet: Staatswälder sind zu 40 Prozent, Privatwälder zu 30,5 Prozent naturnach. Je älter ein Wald ist, umso naturnäher ist er. Wälder mit Baumbeständen über 120 Jahren sind meist ohne menschliche Eingriffe gewachsen und sind besonders naturnah. Mittelalte Wälder mit etwa 60 Jahren sind dagegen stark von Menschen kultiviert und werden nur zu einem Drittel naturnah bewirtschaftet. Diese Wälder wurden planmäßig hauptsächlich mit Fichtenmonokulturen bepflanzt. Jüngere Waldbestände hingegen werden wieder häufiger gemischt und damit naturnaher aufgebaut.

 
Nachhaltige Wälder in der Region

Die Stadt Augsburg besitzt fast 8.000 Hektar Wald, was etwa 10.700 Fußballfeldern entspricht und ist damit zweitgrößter Waldbesitzer in Deutschland. Die hiesigen Wälder speichern viel Trinkwasser und dienen als Naherholungs -, Wasser- und Naturschutzgebiet. Daher legt die Stadt großen Wert auf naturnahe Wälder und nachhaltige Holzproduktion. Besonders wichtig für die Natur sind der unter Naturschutz stehende Haunstetter Wald und der Siebentischwald, da sie die einzigen naturnahen Lechlandschaften darstellen. Aus den übrigen Wäldern werden pro Jahr circa 30 000 m³ Holz gewonnen, die mit dem nachhaltigen PEFC-Siegel zertifiziert sind.

Die meisten Waldbesitzer verhalten sich nachhaltig

Wechselt ein Wald durch Erbe oder Kauf seinen Besitzer, so informiert der Förster den neuen Waldbesitzer unter anderem über nachhaltige Waldbewirtschaftung. Der Unterallgäuer Förster Stefan Kreuzer meint, dass sich 99 Prozent der privaten Waldbesitzer*innen mittlerweile nachhaltig - im Sinne der ursprünglichen Definition - verhalten. Sie sorgen dafür, dass nach der Nutzung der Bäume wieder Jungwald entsteht und aufwächst. Auch die Zahl Waldbesitzer*innen, die ihren Wald naturnah bewirtschaften wollen, steigt stetig an. „Es gibt aber auch Waldbesitzer*innen, die sich davor scheuen, ihre Wälder in gemischte Wälder umzubauen“, sagt Förster Kreuzer. „Das ist sehr zeitaufwendig und verursacht Kosten und manche hängen einfach an der Baumart Fichte.“ Das hängt auch damit zusammen, dass ein Fichtenwald schwer in einen Mischwald umzugestalten ist. Die Fichte verjüngt sich so reichhaltig und flächig, dass für Mischbaumarten wenig Fläche übrig bleibt. Die jungen Fichten zu beseitigen ist für Waldbesitzer*innen sehr aufwändig. Aber die Mühe würde sich lohnen:

Ein naturnaher Wald senkt durch die verschiedenen Baumarten das Risiko eines Sturmschadens deutlich. Und das ist nur einer von vielen Vorteilen!" Förster Stefan Kreuzer

Waldbesitzer*innen planen und handeln für Jahrzehnte im Voraus

Waldbesitzer*innen können ihren Wald auf unterschiedlicher Art nachhaltig gestalten: So können sie klimatolerante Bäume pflanzen – entweder heimischen Baumarten oder auch Gastbaumarten aus anderen Ländern. Dabei sollten sie das Klima der Zukunft im Auge haben, da sich dieses je nach Region mehr oder weniger stark verändern wird. Außerdem sollten Bäume gepflanzt werden, die für den Standort des Waldes geeignet sind und Faktoren wie Boden, Feuchtigkeit, Wind und die Sonneneinstrahlung beachtet werden. So ist eine Weißtanne auf wechselfeuchtem Boden besser geeignet als eine Fichte, da sie selbst auf diesem Problemstandort tiefere Wurzeln ausbildet und somit standhafter ist.
Auch sollte nie mehr Holz aus dem Wald geschlagen werden als nachwächst. Der Waldbestand soll unbedingt durch eigene Pflanzungen oder durch die Natur verjüngt werden. Die jungen Bäume müssen dann gepflegt und frühzeitig durchforstet werden, damit sie stabiler und vitaler wachsen können. Um den Wald gesund zu halten sollten kranke Bäume, die beispielsweise durch den Borkenkäfer geschädigt wurden, frühzeitig beseitigt werden.

 

Jeder kann etwas zur Nachhaltigkeit eines Waldes tun

Auch wir können etwas zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung beitragen: Achten Sie beim Kauf von Holzprodukten auf Regionalität und auf eine nachhaltig Zertifizierung. Die Siegel PEFC und FSC sind Systeme mit der größten zertifizierten Fläche. Wer gerne im Wald spazieren geht, sollte darauf achten, keinen Müll im Wald zu entsorgen und gegebenenfalls gefundenen zu entsorgen. Auch Radler*innen können zur Nachhaltigkeit beitragen indem sie die Wege nutzen und nicht quer durch den Wald fahren. Förster Kreuzer bitte Waldbesucher*innen dringend darum, Waldbesitzer beim Fällen von Bäumen nicht zu behindern und Absperrungen zu beachten. Unsere Zukunft hängt auch vom Wald ab. Deshalb sollte jeder seinen Teil zur Nachhaltigkeit beitragen. Gerade Waldbesitzer*innen können mit einem nachhaltig gestalten Wald viel bewirken.

Mehr zum Thema Ökosystem Wald und dessen forstwirtschaftliche Bewirtschaftung gibt es auf der Webeseite www.wald.de der Stiftung Unternehmen Wald.

 

Wie können Wissenschaft und Gesellschaft voneinander profitieren?

Dieser Artikel entstand im Rahmen des ersten Lifeguide-Seminares an der Universität Augsburg, das unsere Redakteurinnen Cynthia Matuszewski und Sylvia Schaab im Wintersemester 2017/ 2018 im Fachbereich Geographie anboten.
Die Kernfrage lautete: Wie können Wissenschaft und Gesellschaft voneinander profitieren? Indem sie so oft wie möglich miteinander sprechen und sich austauschen. Indem also beispielsweise junge Wissenschaftler*innen in allgemein verständlicher Sprache von ihren Forschungsprojekten, ihren Forschungsfragen oder ihren Zukunftsmodellen berichten. Im Laufe des Seminars wurde über Verständlichkeit gesprochen, über Recherche, Gegenrecherche, Überschriften, Teaser, Fotos und vieles mehr. „Das war eine inspirierende Zeit für uns von der Lifeguide-Redaktion mit sehr engagierten Studentinnen und Studenten des Fachbereichs Geographie. Es hat Spaß gemacht, mit ihnen in einer Uni-Redaktion zusammenzuarbeiten!“, berichten Cynthia Matuszewski und Sylvia Schaab. Am Ende dieser vielversprechenden Zusammenarbeit lagen dem Lifeguide im Februar 2018 insgesamt 11 neue Artikel vor. Sie werden im Laufe der Jahre 2018 und 2019 veröffentlicht. Wir freuen uns darauf.

 

 

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