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Veggieparty

Dritter Band der Kochbuchtriologie "Gemüse ist mein Fleisch" von Torsten Mertz
"Veggieparty" ist das dritte Kochbuch aus der Reihe: "Gemüse ist mein Fleisch" von Torsten Mertz

Susanne Thoma: Lieber Torsten, dieser Tage ist der dritte Band Deiner kleinen Kochbuchtrilogie »Gemüse ist mein Fleisch« erschienen. Worum geht es?

Torsten Mertz: Das Buch heißt »Veggieparty« und entsprechend findet man Snacks fürs Buffet oder auch fürs Picknick: Tapas, Salate, warmes und kaltes Fingerfood und andere Kleinigkeiten aus aller Welt. Alles vegan, versteht sich.

 

Warum »Gemüse ist mein Fleisch«?

Wir haben 2009 mit dem ersten Band begonnen, da ging es ums vegetarische Grillen. Gerade hier haben wir damals Nachholbedarf gesehen: Grillen war ja lange eine reine Fleisch- und Wurstschlacht. Für die Veggies blieben nur Beilagen. Das hat sich aber mittlerweile geändert. Auch am Buffet verhungern Vegetarierinenn und Vegetarier heute nicht mehr, aber als Veganer hat man es da schon deutlich schwerer. Gemüse ist mein Fleisch ist eine Vision für die Zukunft: Fleischloses Essen wird völlig normal sein, Fleisch, Wurst und Fisch was Besonderes - und nicht mehr umgekehrt.

 

Du hast seit mehr als 25 Jahren kein Fleisch mehr gegessen. Fehlt Dir nichts?

Also gesundheitlich denke ich, dass man vegan und vegetarisch sehr gut lebt. Vom Geschmack her fehlt mir Fleisch überhaupt nicht, aber einige Gerichte, die ich aus meiner Kindheit kenne, die fehlen mir schon. Gulasch zum Bespiel oder Currywurst. Das war auch der Anreiz vor einigen Jahren ein Seitan-Kochbuch herauszubringen, für das ich einige Rezepte der nationalen und internationalen Küche fleischfrei interpretiert habe. Hier ist also Seitan (aus Weizeneiweiß) mit seinem festen Biss mein absoluter Favorit, während ich Tofu zum Beispiel nur sehr selten lecker finde.

 

Was sind die wichtigsten Gründe dafür, kein Fleisch, oder zumindest weniger Fleisch zu essen?

Bei mir hatte es damit angefangen, dass ich nicht wollte, dass ein Tier für mich getötet wird. Man kann streiten, ob es ethisch vertretbar ist, ein anderes Lebewesen zu töten, wenn man nicht selbst in Lebensgefahr ist. Ich persönlich könnte da ein Auge zudrücken, wenn das Tier ein gutes Leben hatte und vor oder beim Schlachten nicht leidet. Das gibt es aber nur bei einem sehr kleinen Prozentsatz der heute gehaltenen Tiere. Und eine tierfreundliche Haltung und Schlachtung wird es auch erst dann wieder geben, wenn der Fleischkonsum insgesamt drastisch reduziert wird. Und Fleisch entsprechend teurer wird. Dann können die Landwirte  auch wieder vernünftig agieren. Die Umwelt verkraftet die Massentierhaltung übrigens auch nicht. Lediglich extensive Weidehaltung ist ökologisch verträglich - und aus Sicht des Erhalts der Kulturlandschaft, der biologischen Vielfalt und des Klimaschutzes sogar sinnvoll. Dazu kommt - und man sieht, es spricht wirklich fast alles für weniger Fleisch, Milch und Eier, dass die Viehzucht mit Getreide oder Soja eine absolut unverantwortliche Lebensmittelverschwendung ist. Man könnte hier noch viele weitere Punkte aufführen, beispielsweise die menschenverachtenden Jobs in der Fleischindustrie.

 

Du bist Redakteur beim Lifeguide Augsburg. Was hat denn Ernährung mit Regionalität zu tun?

Der regionale Blick ist wichtig, da sich die Auswüchse unserer Ernährungsindustrie und die Fehlentwicklungen der Landwirtschaft nur zurückdrehen lassen, wenn die Konsument*innen denen, deren Lebensmittel sie essen, auf die Finger gucken. Das geht am besten, wenn man die Menschen oder die Betriebe kennt, deren Essen man kauft. Letztens war ich zum Beispiel beim Holler Hof in Göggingen. Hier stehen die Rinder, das Rotwild und die Gänse nur wenige Meter neben dem Hofladen, in dem das hofeigene Fleisch und die Wurst verkauft werde. Es gibt dort immer nur das, was frisch geschlachtet oder gewurstet wurde, jede Woche etwas anderes. Die Kundinnen und Kunden sind angehalten vorzubestellen, denn die Theke ist auch mal leer. Das muss man aushalten lernen - leere Regale bei der Bäckerin oder beim Metzger! Ein Unding für viele. Aber so steigt die Wertschätzung für Lebensmittel und es muss weniger weggeworfen werden.

 

Also nur noch regional einkaufen?

Das halte ich für nicht machbar. Bei vielen Produkten klappt es, wie bei Kartoffeln, Äpfel, Gemüse, Fleisch, Milchprodukten und Eiern. Bei Obst wird es schon schwieriger, die gewünschte Vielfalt regional zu decken. Aber auch hier sollte die Wertschätzung steigen: Es müssen ja nicht mehrmals wöchtentlich tropische Früchte sein oder die berühmten Erdbeeren im Winter. Und auch keine Tomaten im Winter. Und auch kein Orangensaft. Ist eigentlich ganz einfach, wenn man mal drüber nachdenkt. Aber ich bin auch kein Dogmatiker. Man sollte den Spaß auch beim aller Nachhaltigkeit nicht vergessen!

 

Zum Abschluss bitte noch Dein kulinarischer Tipps in unserer Region.

Die Lokalhelden im Augsburger Bismarckviertel. Hier passt alles: Es gibt einen Laden mit regionalen Lebensmitteln, täglich wechselnde saisonale, wirklich leckere Gerichte aus dem, was gerade da ist. Alles bio und das meiste ohne tierische Zutaten. So soll es sein.

Torsten Mertz arbeitet als Redakteur zu den Themen Umwelt, Nachhaltigkeit und Ernährung, ist Vorstand und Redakteur des »Lifeguide Augsburg und Umgebung“  und Autor vegetarischer und veganer Kochbücher.

 

Torsten Mertz: Veggieparty - Vegane Leckereien für Buffet, Brunch und Biergarten (Gemüse ist mein Fleisch 3)

Verlag Parkstraße, 7,80 Euro, ISBN 978-3-941556-10-2. Zu bestellen beim Buchhändler um die Ecke, beim sozialen Online-Buchversand buch7 oder beim Verlag.

Erstveröffentlichung des Interview bei a3regional:  http://a3regional.de/nachrichten/gemuese-mein-fleisch

 

 

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