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Life Tree: Ein Baum, zwei Gründer und eine Idee

Made in Augsburg: Nachhaltige Mode von Martin Benedek und Manuel Sanktjohanser
Life Tree, Made in Augsburg,

Martin Benedek und Manuel Sanktjohanser sind zwei, die sich aktiv gegen schlechte Arbeitsbedingungen und ökologische Probleme bei der Herstellung von Kleidung einsetzen. 2009 haben die beiden das Modelabel Life Tree gegründet.

Der Name „Life Tree“ ist dabei Programm: Martin ist Künstler und zeichnet Bäume in allen Variationen. Diese individuellen Motive, von denen jedes seinen eigenen Charakter hat, zieren anschließend ihre Produkte: kreativ bedruckten T-Shirts, klassische Hoodies und schlichte Rucksäcke. Ein guter Freund gab ihnen damals den Rat, die gezeichneten Bäume doch auf T-Shirts zu drucken. „Das war anfangs so, als würde man einen Limonadenstand im Gewerbegebiet aufmachen“, erinnert sich Manuel. „Wir hatten zwar eine Idee, aber keinen Plan“. Wenn man die beiden heute in ihrem Ladengeschäft im Oberen Graben 15 besucht, zeigt sich allerdings vor allem eins: Manchmal funktioniert’s auch ohne Plan!

Das war anfangs so, als würde man einen Limonadenstand im Gewerbegebiet aufmachen. Wir hatten zwar eine Idee, aber keinen Plan." Manuel Sanktjohanser, Life Tree

 „Wir sind nicht die klassischen Gründer“

In dem Geschäft mit der großen Fensterfront wird man von einem kleinen Birkenwald empfangen. Statt auf herkömmlichen Kleiderständern, findet man die Life-Tree-Kollektion auf Baumstämmen und Ästen. Martin sitzt am Schreibtisch in der Ecke und zeichnet die Baummotive, die später ihre Produkte zieren werden. Manuel kümmert sich derweil um die Kundinnen und Kunden. Er spricht begeistert über die fair produzierten Bio-Baumwollshirts. „Das ist einfach gute Qualität! Unsere T-Shirts halten lange und das merken die Kunden auch, sonst würden sie ja nicht wiederkommen“.
Vor fünf Jahren haben sie die ersten T-Shirts auf Festivals und Märkten verkauft. Vor allem auf dem Münchner Tollwood-Festival formte sich eine treue Stammkundschaft. Im Oktober 2017 eröffneten sie dann Ihren Laden in Augsburg. Der Weg bis dahin war nicht immer ganz einfach. Die zwei würden sich nicht als die klassischen Gründer bezeichnen. „Unsere größte Hürde bisher?“ überlegt Martin. „Die Frage: wie verkauft man denn eigentlich T-Shirts?“ Beide waren und sind nebenher noch im sozialen Bereich beschäftigt. Manuel arbeitet als Heilerziehungspfleger und Martin an einer Kunstakademie. Nach eigenen Angaben hatten sie anfangs keine Ahnung von Marketing oder Produktplatzierung. „Der beste Weg für uns war deshalb der direkte Kontakt zu den Kunden auf den Märkten.“ Und damit hatte sie vollen Erfolg.

 

Fair, bio und gute Qualität

Die unbedruckten Textilien beziehen Martin und Manuel in geringen Stückzahlen bei anerkannten Fairtrade-Händlern. In der Textilbranche gibt es ein riesiges Angebot an den unterschiedlichsten Materialien, so Manuel. „Aber Fair & Bio ist meistens kombiniert mit guter Qualität. Da mussten wir nicht zweimal nachdenken“. Die beiden Geschäftsführer bieten ihren Kunden hochwertige Kleidung aus Bio-Baumwolle, Hanf aber auch aus Mischgewebe an. Das besteht dann zum Teil aus Biobaumwolle, zum Teil aus Bambus, Tencel oder Modal, das ist eine Viskosefaser, die aus dem Rohstoff Holz gewonnen wird. Alle Textilien beachten dabei den Verhaltenskodex der Fair Wear Foundation. Diese unabhängige, nicht-gewinnorientierte Organisation prüft ob in den Fabriken faire Arbeitsbedingungen herrschen, faire Löhne gezahlt werden und Arbeitnehmerrechte eingehalten werden. Außerdem zertifizieren sie keinen Betrieb, in dem Kinder arbeiten.

Du siehst hier keine Leute rausrennen mit riesigen Tüten wie bei H&M. Unsere Kunden kommen hierher und dann kaufen sie ganz bewusst etwas.“ Martin Benedek und Manuel Sanktjohanser, LifeTree

Veredelt wird in der Region

Alle Veredelungsprozesse finden in der Region Augsburg statt. In Augsburg selbst entwirft und zeichnet Martin die Life-Tree Bäume. In Königsbrunn, Graben und Steppach bedrucken kleine Unternehmen die T-Shirts und Pullover mit den Baummotiven. „Uns war es wichtig, einen Teilschritt der Produktion direkt mitbegleiten zu können.“

Unter Nachhaltigkeit verstehen die beiden Gründer des Modelabels aber nicht nur die ökologischen und sozialen Standards ihrer Produkte. Auch die Art, wie sie verkaufen, ist ihrer Meinung nach nachhaltig. „Du siehst hier keine Leute rausrennen mit riesigen Tüten wie bei H&M. Unsere Kunden kommen hierher und dann kaufen sie ganz bewusst etwas“. Martin und Manuel produzieren nur in kleinen Stückzahlen und wollen kein Wegwerfprodukt anbieten. Aufgrund der guten Qualität und der Langlebigkeit der Produkte kaufen die Leute geringere Mengen und weniger häufig. Das fördert einen bewussten Konsum. Laut einer Studie von Greenpeace im Jahr 2015 wird jedes fünfte Kleidungsstück in Deutschlands Schränken nicht getragen.
Die einfache und nachhaltige Lösung hierfür findet sich im Birkenwald von Martin und Manuel und in zahlreichen anderen nachhaltigen Modegeschäften in Augsburg oder im Second-Hand-Laden um die Ecke: Statt zwei Billig-Shirt zu kaufen, sollte man oder frau lieber einen neuen Lieblingspullover aus Hanf anschaffen: Die Ausgaben bleiben gleich, doch die Freude beim Tragen wird verdoppelt.

 

Hier geht’s zum nachhaltigen Shopping-Rundgang durch Augsburg.

 

Die Autorinnen:

      

Melanie Stahr                                      Elena Wenninger

Melanie Stahr und Elena Wenninger studieren Geographie an der Universität Augsburg. Elena Wenninger beschäftigt sich unter anderem mit lokalen Konsum-Mustern und deren globalen Auswirkungen. Für Melanie Stahr bedeutet Nachhaltigkeit im alltäglichen Leben nicht nur an sich selbst zu denken, sondern auch an die Konsequenzen für Mitmenschen und Umwelt.

 

Wie können Wissenschaft und Gesellschaft voneinander profitieren?

Dieser Artikel entstand im Rahmen des ersten Lifeguide-Seminares an der Universität Augsburg, das unsere Redakteurinnen Cynthia Matuszewski und Sylvia Schaab im Wintersemester 2017/ 2018 im Fachbereich Geographie anboten.
Die Kernfrage lautete: Wie können Wissenschaft und Gesellschaft voneinander profitieren? Indem sie so oft wie möglich miteinander sprechen und sich austauschen. Indem also beispielsweise junge Wissenschaftler*innen in allgemein verständlicher Sprache von ihren Forschungsprojekten, ihren Forschungsfragen oder ihren Zukunftsmodellen berichten. Im Laufe des Seminars wurde über Verständlichkeit gesprochen, über Recherche, Gegenrecherche, Überschriften, Teaser, Fotos und vieles mehr. „Das war eine inspirierende Zeit für uns von der Lifeguide-Redaktion mit sehr engagierten Studentinnen und Studenten des Fachbereichs Geographie. Es hat Spaß gemacht, mit ihnen in einer Uni-Redaktion zusammenzuarbeiten!“, berichten Cynthia Matuszewski und Sylvia Schaab. Am Ende dieser vielversprechenden Zusammenarbeit lagen dem Lifeguide im Februar 2018 insgesamt 11 neue Artikel vor. Sie werden im Laufe des Jahres 2018 und 2019 veröffentlicht. Wir freuen uns darauf.

 

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