Nachhaltig wirtschaften
sich engagieren

In Augsburg entsteht ein Inklusionshotel

Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderungen
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Die Down-Syndrom-Initiative für Augsburg und Umgebung „einsmehr“ e.V. ist überzeugt: Inklusion kann gelingen, eine inklusive Stadtgesellschaft ist möglich. Um das zu beweisen wagt der Verein sich ins Hotelgewerbe.

 

 „Hotel einsmehr“ – so lautet der Arbeitstitel für das erste Inklusionshotel in Augsburg. Geplant ist ein Haus mit 73 Zimmern in bester Augsburger Lage. Hier sollen 24 Menschen arbeiten, elf von ihnen werden Menschen mit einer Beeinträchtigung sein. Wie zum Beispiel Frauen und Männer mit Down-Syndrom. Bei ihnen liegt das Chromosom 21 dreifach statt doppelt vor - daher der Name „einsmehr“ für das Hotel. Geplante Eröffnung des Inklusionshotels ist der Spätsommer 2020.
„Menschen mit einer Behinderung finden auf dem ersten Arbeitsmarkt nur schwer eine Beschäftigung. Ein Hotel mit seinen vielfältigen Aufgabengebieten – von der Arbeit an der Rezeption über den Zimmerservice und die Küche bis hin zu organisatorischen Aufgaben -  bietet da gute Chancen“, berichtet Karin Lange, 1. Vorsitzende der Down-Syndrom-Initiative „einsmehr“ e.V.. Die Initiative, zu der rund 120 Mitgliedsfamilien aus der Region Augsburg zählen, hatte sich im Oktober 2017 das ambitionierte Ziel gesetzt, ein Inklusionshotel in Augsburg ins Leben zu rufen.

 

"Menschen mit einer Behinderung finden auf dem ersten Arbeitsmarkt nur schwer eine Beschäftigung. Ein Hotel mit seinen vielfältigen Aufgabengebieten – von der Arbeit an der Rezeption über den Zimmerservice und die Küche bis hin zu organisatorischen Aufgaben -  bietet da gute Chancen.“  Karin Lange, 1. Vorsitzende der Down-Syndrom-Initiative „einsmehr“ e.V..

 

Seit Mai 2018 ist auch der mögliche Standort bekannt: Das Hotel wird Teil des Projekts „Westhouse“ an der Neusäßer Straße. Im Frühjahr 2019 entsteht dort ein Neubau mit Gewerbeflächen, Tagungsräumen, Hotel, Bistro und Turnhalle. Der Standort gegenüber der Uni-Klinik ist für Professoren und Studenten ideal. „Aber auch für alle anderen Gäste wird die Lage als sehr gut für einen Hotelbetrieb eingeordnet“, berichtet Jochen Mack, Projektkoordinator des Inklusionshotels. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist man schnell in der Augsburger Innenstadt.

 

Das Hotel wird sozial und ökologisch nachhaltig

Das elegante Holzgebäude mit einigen wenigen Stahlelementen wird nicht nur sehr ästhetisch aussehen, sondern als Plusenergiehaus auch ein sehr gutes Raumklima haben. Im Idealfall erzeugt es bis zu 80 Prozent seines Energiebedarfes selbst. „Damit wird unser Inklusionshotel sozial und ökologisch nachhaltig sein“, freut sich Jochen Mack.
Und wie sieht der Arbeitsalltag in einem Inklusionshotel aus? Zunächst einmal rechnen die Initiatoren mit einer Einarbeitungszeit von einigen Monaten. „Wir brauchen einen langen Vorlauf, um die Abläufe gut einzuüben“, so Karin Lange. „Wenn man Menschen mit Beeinträchtigungen beschäftigt, muss man den Arbeitsplatz außerdem den sehr individuellen Fähigkeiten dieser Menschen anpassen“, ergänzt Jochen Mack.  „Ein klassisches Beispiel ist der Rollstuhlfahrer an der Rezeption oder am Online-Portal“. Eines steht für Karin Lange und Jochen Mack jedenfalls fest: „Unser Hotel soll wie jedes Unternehmen wirtschaftlich arbeiten.“ Deshalb wird auch professionell geplant und kalkuliert. Benötigt werden insgesamt 1,5 Millionen Euro, hauptsächlich für eine hochwertige Ausstattung. Mit seiner Barrierefreiheit, den teils rollstuhlgerechten Doppelzimmern und den 12 Appartements wird das Hotel im oberen Mittelfeld, also dem Drei-Sterne-Superior-Bereich angesiedelt. 900.000 Euro muss der Verein durch Spenden, Fundraising oder Kredite aufbringen, 600.000 Euro benötigt er an Zuschüssen.

 

"Unser Hotel soll wie jedes Unternehmen wirtschaftlich arbeiten.“ Jochen Mack, Projektkoordinator des Inklusionshotels

 

In Gesprächen mit Vertreter*innen der Stadt Augsburg, der Regierung von Schwaben und der bayerischen Sozialministerin Kerstin Schreyer (CSU) erhielt der Verein ausschließlich positive Rückmeldungen. Der Bezirk Schwaben hat bereits seine Unterstützung zugesagt. Volkmar Thumser, der Behindertenbeauftragte des Bezirks Schwaben, ist von dem vorbildlichen Projekt begeistert.  „Wir bieten eine Starthilfefinanzierung von 150.000 € über zwei Jahre an, wenn die Stadt Augsburg mit der gleichen Summe dabei ist“, so Thumser.

 

Unterstützung ist willkommen

Für das Eigenkapital ist der Verein über jede Unterstützung froh – sei es durch Spenden, Mitgliedschaften oder private Darlehen. Die erste Spendenkampagne war bereits sehr erfolgreich: „Wir wollten erst einmal die 25.000 Euro sammeln, die wir als Stammkapital für unsere gGmbH benötigten. Auch dank großer Einzelspenden, zum Beispiel von der Stadtsparkasse Augsburg und dem Bunten Kreis, war diese Summe schneller erreicht als erwartet“, freut sich Karin Lange. Durch eine zweite Spendenkampagne und mit den Erlösen aus dem ersten Benefizkonzert konnte die Schwelle von 100.000 Euro übersprungen werden. Für den Herbst 2018 plant der Verein eine Reihe von Benefizveranstaltungen um weiter Aufmerksamkeit für das Projekt zu erzeugen und Spenden zu gewinnen. Und die ersten Bewerbungen für Jobs im Hotel liegen dem Verein auch schon vor!

Weitere Infos:  Jochen Mack (0160.966 899 56) www.einsmehr.org  
Spendenkonto: DE74 7205 0000 0250 5023 25

 

Lifeguide-Meinung: Wir finden Eure Initiative, Euren Mut, Euer Engagement, Eurer Durchhaltevermögen, kurz Eure Chuzpe ins Hotelgewerbe einzusteigen, einfach großartig. Chapeau! Und JA, eine inklusive Stadtgesellschaft mit einem Inklusionshotel kann und wird gelingen und dafür wünschen wir Euch viel Glück.

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