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Eine Welt - Schulstart

Eine Welt - Schulstart
Ausgewählte Schulartikel gibt's auch in den Weltläden
Brotbox aus nachwachsenden Rohstoffen, Made in Germany. Foto: Werkstatt Solidarische Welt

Für den Start ins neue Schuljahr bieten die Weltläden nachhaltige, fair gehandelte Produkte.

Dazu gehört die Brotbox aus nachwachsenden Rohstoffen, Turnbeutel, Schlampermäppchen oder Buntstifte ohne chemische Inhaltsstoffe. Natürlich gibt es auch jede Menge gesunder Leckereien – nicht nur für die Schultüten der Erstklässler*innen. Und älteren Schüler*innen dürfte der Coffee Cup aus Bambus mit kultigen Dessins gut gefallen.

 

Tipps zum Schulstart:

Plastik vermeiden: Ordner und Umschläge sind oft aus Plastik und zusätzlich einzeln verpackt - dabei gibt es tolle Alternativen aus Papier. Ein Beispiel ist der Minouki-Heftumschlag. Achten Sie auch bei Stiften darauf, dass diese möglichst nachgefüllt werden können.
Malen ohne Gift: Kaufen Sie Stifte ohne Lackierung, Gifte und Weichmacher. Tintenkiller und Filzstifte enthalten oft viele chemische Inhaltsstoffe. Für Kinder sind deshalb Holzstifte oder Filzer auf Wasserbasis die bessere Wahl.
Auf‘s Papier achten: Hefte und Blöcke gibt es auch aus Recycling-Papier. Das ist übrigens heute in hellen Tönen und vielen Farben erhältlich.
Brotbox statt Einwegtüte: Wer arbeitet muss auch essen – und das am besten aus einer Brotzeitbox mit Umweltanspruch. Langlebige und nachhaltige Modelle gibt es aus Metall oder Bambus statt aus unnötigem Plastik.
Süßes mit Verstand: Ein paar kleine Naschereien müssen zum Schulanfang einfach sein. Achten Sie dabei auf Leckereien aus Fairem Handel. So schaffen Sie auch Perspektiven für Kleinbauern und Kleinbäuerinnen in Ländern des Südens.

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Tasse statt Masse!

Tasse statt Masse!
Die Menstruationstasse ist eine nachhaltige Alternative zu Tampons und Binden
Menstruationstasse, Periode, Hygieneartikel, Foto: Cynthia Matuszewski

Frau Mustermann verwendet im Durchschnitt während ihrer fruchtbaren Lebenszeit ungefähr 12.000 Binden oder Tampons. Jeder dieser Hygieneartikel trägt zu den sagenhaften fünfeinhalb Milliarden entsorgter Hygieneartikel bei, die allein in Deutschland und Österreich pro Jahr im Müll landen.

Eine gute Alternative zu diesem Müllberg ist die Menstruationstasse. Der kleine Kelch aus weichem, medizinischem Silikon kann bei sachgerechter Nutzung bis zu zehn Jahre verwendet werden. Da braucht es nicht viel Fantasie um den ökologischen Vorteil zu erkennen.
Finanziell lohnt sich die Anschaffung allemal. Wenn Sie die Kosten für diese durchschnittlich 12.000 Binden oder Tampons hochrechnen, erscheint die Anschaffungskosten von 15 bis 30 Euro pro Tasse verschwindend gering.

 

Auch für unterwegs gut geeignet

Ein weiteres großes Plus ist der relativ geringe Aufwand. Die Tasse kann nicht „ausgehen“. Sie wird entleert und ist wieder voll funktionsfähig. Man braucht also nur ein Produkt und kann spontan handeln, anstatt mit einer ganzen Packung Tampons unterwegs zu sein. Und auch für Reisen ist die Menstruationstasse ideal. Denn an fremden Orten stellt die Entsorgung von Hygieneprodukten oft ein Problem dar. Sei es auf einer Toilette ohne Abfalleimer oder während einer Wandertour durch unwegsames Gebiet. Meist gibt es beim Kauf einer Tasse ein Säckchen dazu, in der die Tasse transportiert werden kann.

 

Medizinisches Silikon ist schonender als chemisch behandelte Tampons

Last but not least gibt es auch gesundheitliche Gründe für das Umsteigen auf Tasse statt Masse. Da sie aus medizinischen Silikon besteht, kommt der Körper nicht in Kontakt mit belastenden Stoffen, wie sie in herkömmlichen Tampons vorkommen können, die eventuell gebleicht oder chemisch behandelt sind. Außerdem trocknet Silikon die Scheide nicht aus. Somit kann die Tasse auch bereits vor Beginn der Periode eingesetzt werden. Ein eher speziellerer Vorteil ist auch, dass durch das Auffangen des Menstruationsblutes, frau Informationen über ihren Zyklus und ihre Gesundheit erfahren kann. Denn sie kann es im Hinblick auf Menge, Zusammensetzung und Farbe untersuchen.

 

Wie funktioniert die Menstruationstasse?

Die ersten Patente für Menstruationstassen wurden bereits in den 1930er Jahren in den USA eingereicht. Und trotzdem konnte sich die Menstruationstasse gegen Tampon, Binde und Co bis jetzt nicht durchsetzen. Die Menstruationstasse ist ein kelchähnliches Produkt der Monatshygiene, die das Menstruationsblut auffängt. Von manchen Herstellern sind die Kelche in verschiedenen Größen und Farben erhältlich, andere haben Einheitsgrößen. Meistens besteht die Menstruationstasse aus medizinischem Silikon. Der Hauptunterschied zu Tampons oder Binden ist, dass die Periode nicht aufgesaugt wird, sondern - je nach Modell - bis zu 48 ml Menstruationssekret aufgefangen wird. Die Menstruationstasse wird meist zu einem U oder C zusammengeknautscht in die Vagina eingeführt. Dort entfaltet sie wieder ihre ursprüngliche Form. Wer die Tassen noch einmal dreht, kann sicherstellen, dass sie sich auch vollkommen entfaltet. Der korrekte Sitz kann außerdem durch Fühlen mit den Fingern überprüft werden. Korrekt eingesetzt wird die Tasse sowohl von der Scheidenmuskulatur, als auch durch einen leichten Unterdruck gehalten und kann daher nicht verrutschen.


Die Tasse kann ohne Probleme bis zu zwölf Stunden getragen werden

Kleine Löcher am oberen Rand erleichtern das Herausnehmen der Tasse, indem sie Luft in die fest sitzende Tasse gelangen lassen. Anstatt sie bloß wegzuwerfen, wird die Tasse entnommen, entleert, ausgespült und wieder eingesetzt. Nach dem Abklingen der Monatsblutung genügt ein zehn minütiges Auskochen im Topf. Viele Hersteller bieten auch einen passenden Silikonbecher an. Dieser kann, mit Wasser gefüllt, die Tasse innerhalb von etwa drei Minuten in der Mikrowelle auskochen.

 

"Buy one - give one" unterstützt bedürftige Schulmädchen

Die Nutzung einer Menstruationstasse ist also umweltfreundlich, kostensparend und praktisch. Wem das nicht reicht, kann vielleicht durch das „Buy One, Give One“-Programm der Marke Ruby Cup überzeugt werden. Wer hier eine Tasse kauft, finanziert eine weitere Tasse für ein bedürftiges Schulmädchen in Afrika. Für diese Mädchen bietet eine Menstruationstasse mehr Lebensqualität, da viele während ihrer Periode vom Schulbesuch und Alltag ausgeschlossen sind und sich mit unhygienischen Materialien behelfen müssen.

 

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Fleisch essen? Weniger ist mehr!

Fleisch essen? Weniger ist mehr!
Wer gerne Fleisch isst, sollte auf Qualität und Herkunft achten
Fleisch, bewusst leben, Foto: Pixabay_tomweiden,

Wer freut sich nicht schon darauf? Schöne Grillabende mit Freunden im Sommer, am Abend ein gutes Steak aus der Pfanne. Auf Fleisch verzichten? Für mich war dies bis vor kurzen undenkbar! Doch seit ich weiß, wie Fleisch „produziert“ wird und welche Qual Massentierhaltung bedeutet, sehe ich die Dinge etwas anders. Statt blind alles in mich rein zu futtern, habe ich meinen Fleischkonsum drastisch reduziert. Das ist gar nicht so leicht, denn das Angebot ist groß und verlockend: In der Kantine gibt es zwei Fleischgerichte und nur ein vegetarisches, und auch im Restaurant muss man gut suchen, um fleischlos zu essen. Eine Sache, die ich dabei erst lernen musste: Wurst ist auch Fleisch. Und so begleitet mich ständig mein Gewissen und fragt: „Waren es diese Woche wirklich nur ein- bis zweimal Fleisch?“ 

Warum so selten? Fleisch ist doch gesund und die Proteine lebensnotwendig. Das ist relativ: Um gesund zu leben, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung maximal 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft rotes Fleisch sogar als krebserregend ein und setzt verarbeitetes Fleisch auf die gleiche Ebene wie Tabakrauch, Asbest, Plutonium oder Röntgenstrahlen. Zuviel rotes Fleisch ist also schlecht für die Gesundheit. Dazu kommt, dass der Fleischkonsum, den unsere Gesellschaft pflegt, für über die Hälfte der vom Menschen verursachten Treibhausgase verantwortlich gemacht wird. Wer seinen ökologischen Fußabdruck verkleinern möchte, hat hier ein enormes Potenzial. 

Auch wenn es teurer ist, achte ich beim Fleisch nun immer auf eine gute Qualität. Die Vorstellung, dass mein Steak einst glücklich über Wiesen hüpfte, ist bei einem Preis von 1,99 Euro pro 500 Gramm Schweinefleisch oder 1,59 Euro für 600 Gramm Hähnchen utopisch. Bei diesem Preis muss alles industriell mit einer hohen Stückzahl „gefertigt“ werde. Für den Anbau von Futter wie Soja oder Mais werden riesige Flächen Regenwald in armen Regionen abgeholzt. Dieses wird dann mit ungeheurem Energieaufwand zu uns transportiert. Doch es ist ein riesiger Markt und so werden mittlerweile 70 Prozent der Ackerflächen weltweit als Weideland und für den Futteranbau beansprucht.

Grund genug für mich, zuhause tierische durch pflanzliche Produkte zu ersetzen. Beim Backen werden Eier durch Bananen und Äpfel ersetzt und Milch durch selbst gemachte pflanzliche Alternativen wie Hafermilch. Denn als Sportler muss ich auf einen erhöhten Eiweißbedarf achten. Also kombiniere ich verschiedenste Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte. Vollkornmehl enthält nebenbei bemerkt etwa 14 Gramm Eiweiß pro 100 Gramm, Linsen 23 bis 25 Gramm, Sojabohnen 36 Gramm – Rindfleisch gerade einmal 26 Gramm.

Wenn ich Fleisch kaufe, dann beim freundlichen Metzger um die Ecke. Der kann mir sagen, wo das Tier gelebt hat und wie es ernährt wurde. Wichtig ist dabei auch, dass die Tiere einen möglichst kurzen Weg zum Schlachter hinter sich gebracht haben. Zum Metzger selbst nehme ich meine eigenen Behälter mit. Dieser darf zwar nicht hinter die Theke genommen werden, allerdings kann man die Dose auf den Tresen stellen, in welche der Verkäufer dann das Fleisch geben kann. So spare ich mir unnötigen und umweltschädlichen Müll. Dafür bekomme ich dann aber auch ein qualitativ hochwertiges Stück Fleisch, das frisch vom Grill besonders gut schmeckt!

Die Kolume stammt aus der AZ Augsburger Land.

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Augsburger Zukunftspreis 2017

Augsburger Zukunftspreis 2017
Augsburger Zukunftspreis, Rathaus Augsburg, Goldener Saal

Wer wissen wollte, wie vielfältig, aktiv und bunt die nachhaltige Szene in Augsburg derzeit ist, konnte dies bei der Verleihung des Augsburger Zukunftspreis am 17. November 2017 hautnah miterleben. 47 Projekte hatten sich in diesem Jahr um den Preis beworben, alle Anwärter*innnen waren zum Festakt in den Goldenen Saal des Augsburger Rathauses gekommen. Und obwohl natürlich nicht jede/r gewinnen konnte, war die Stimmung sehr gut: zugewandt, interessiert, anfeuernd und begeistert. Wir gratulieren den sechs Preisträger*innen sehr herzlich: Café Himmelgrün, Youfarm, die Jungs und Mädels von der raumpflegekultur, den Helferkreisen für Flüchtlinge, der Schul-Imkerei Schilly Summ und SOLAWI, Solidarische Landwirtschaft. Letztere haben den Preis von der Schüler*innen-Jury bekommen. Die Laudatio der zwei Schülerinnen aus der Klasse 9a der Mädchenrealschule St. Ursula war übrigens selbst preisverdächtig und kann - genau wie alle anderen Reden und alle Projektbeschreibungen der 47 Teilnehmer*innen - in der anhängenden pdf "Augsburger Zukunftspreis" oder hier nachgelesen werden. Ein toller Abend, der allen nachhaltig Engagierten Auftrieb gibt.

Alle Zukunftspreisprojekte seit 2006 finden Sie auf der städtischen Nachhaltigkeitsseite sortiert nach Jahren oder nach Themen.

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Fruchtiges Zucchini-Curry mit Jasminreis

Fruchtiges Zucchini-Curry mit Jasminreis
Aus dem wahrscheinlich nachhaltigsten Kochbuch der Welt [in a box]
Feierabendglück, Feierabendtüte, gesundes Essen,

Gedi Deckers, Brigitte Günther und Michael Lindlbauer gründeten 2016 das Social Startup Feierabendglück. Ihr erstes Projekt war das „wahrscheinlich nachhaltigste Kochbuch der Welt [in a box]“ mit saisonalen Rezepten. Wir freuen uns, dass der Lifeguide eines der 52 genialen Rezepte vorstellen darf. Schnippeln und Kochen dauert in der Regel 35 Minuten. Damit auch Einsteiger*innen klarkommen gibt's zusätzlich zur Rezeptkarte ein Kochvideo.2019 stellten die drei ihre Aktivitäten für Feierabendglück ein, die Website ist aber noch online - und auch das tolle Rezept wollen wir Euch nicht vorenthalten.

 

Zutaten für vier Personen:

3 Zucchini
4 Tomaten
200 ml Kokosmilch
200 ml Orangensaft
300 g Jasminreis
2 Zwiebeln
2 TL Currypulver
Sonnenblumenöl                                                                                                                                                                                                                        (brauner) Zucker/Honig
Salz, Pfeffer

 

Was du zum Kochen brauchst:

Messbecher, Messer, große Pfanne, Pfannenwender, Schneidebrett, Topf

 

Zubereitung:

Jasminreis nach Packungsanleitung zubereiten. In der Zwischenzeit Zucchini waschen und grob würfeln. Zwiebeln schälen, würfeln und in einer Pfanne mit Öl bei mittlerer Hitze 5 Min. andünsten. Zucchini zu den Zwiebeln geben, Hitze erhöhen und ca. 3 Min. braten, bis die Zucchini Farbe bekommt. Dann mit 1 TL Zucker oder Honig, 2 TL Curry und Salz würzen. Hitze wieder etwas reduzieren und Orangensaft dazugeben. 5 Min. köcheln lassen, dann Kokosmilch zufügen und weiterköcheln lassen. Währenddessen Tomaten waschen, grob würfeln und in die Pfanne geben, 5 Min. mitköcheln. Zucchini-Curry nochmals mit Curry, Salz und Pfeffer abschmecken und mit dem Jasminreis servieren.

 

Sehen, wie es geht: Kochvideo

Und hier geht's zum Kochvideo für das Zucchini-Curry.

Guten Appetit!


Lust auf mehr?

Weitere 52 saisonale Rezepte und Kochvideos findet Ihr in dem wahrscheinlich nachhaltigsten Kochbuch der Welt [in a box] mit saisonalen Rezepten & Kochvideos auf der Website von Feierabendglück.

 

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Mikroplastik

Mikroplastik
Der unsichtbare Müll in unserer Umwelt
Mikroplastik. Foto Stephan Glinka

Plastik ist der wichtigste Werkstoff in unserem Wirtschaftssystem. Das, was ihn so bedeutsam macht, seine lange Haltbarkeit, ist zugleich ein Fluch für die Umwelt: Plastik ist biologisch praktisch nicht abbaubar. Die Teilchen, in denen es in Wasser, Luft und Boden vorkommt, werden allerdings immer kleiner – und gelangen so auch in die Nahrung.

Der Genuss, Meeresküsten, Seeufer oder Stadtstrände zu besuchen, wird sehr häufig durch angeschwemmte Plastiktüten, Getränkeflaschen oder anderem Müll aus Kunststoff getrübt. Doch das, was an den Ufern sichtbar wird, ist nur ein Bruchteil des Problems: Die bunten und transparenten Zeugen unserer Konsumgesellschaft sammeln sich massenhaft am Grund der Gewässer oder in den bekannten, gigantisch großen Plastikstrudeln in den Ozeanen. Im Laufe der Zeit werden sie in immer kleinere Teile zerrieben, in unsichtbare Mikroplastikpartikel, welche in den Gewässern treiben, in die Sedimente absinken, über Verdunstung in die Luft gelangen und sich in den Böden ablagern.

 

Mikroplastik als Trägermaterial

Plastikteilchen mit einer Größe unter fünf Millimetern kommen aber auch gezielt zum Einsatz, beispielsweise als Trägermaterial in Düngemitteln, als Schleifmittel in der Industrie oder in der Kosmetik. Hier bilden sie das Granulat in Peelings und fungieren als Füllstoffe, Bindemittel oder Antistatika in Make-ups, Gesichtscremes, Pudern oder Shampoos. In allen Fällen landet das Mikroplastik im Anschluss an seine Anwendung im Abwasser.

 

Unsere Kläranlagen können Mikroplastik nicht filtern

Problematisch dabei ist, dass Kläranlagen nicht darauf ausgerichtet sind, derart kleine Partikel herauszufiltern. Und wenn sie sich im Klärschlamm befinden, gelangen sie in einigen Fällen noch immer auf die Felder und Wiesen. Das gilt ebenso für die winzigen Plastikfasern, die pro Waschgang tausendfach aus synthetischer Kleidung oder aus Putzlappen ausgewaschen werden und für den Abrieb von Autoreifen. Von der Menge an Plastikmüll, die jährlich ins Meer wandert, bestehen zwischen 15 und 31 Prozent aus winzigen Plastikpartikeln, schätzt die Weltnaturschutzunion IUCN. Kunststoffe sind ausgesprochen stabil und werden in der Umwelt biologisch nahezu nicht abgebaut. Zersetzungszeiten von 450 Jahren und länger werden gegenwärtig angenommen. Darüber macht sich kaum jemand Gedanken, die/der Auto fährt, einen Fleecepulli trägt, oder ein Shampoo benutzt. 

 

Kosmetika ...

Dass die Wirksamkeit von Kosmetika nicht von den Kunststoffteilchen abhängt, zeigt sich auch daran, dass der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel seinen Mitgliedern empfiehlt, ohne Mikroplastik zu produzieren. In Ländern wie den USA und Kanada ist Mikroplastik in Kosmetika mittlerweile verboten. In Deutschland sollen die Hersteller bis 2020 freiwillig auf den Einsatz der Partikel verzichten. Zwar haben viele Unternehmen angekündigt, die Plastikpartikel aus ihren Produkten zu verbannen, doch nur wenige haben ihre Marken bislang konsequent umgestellt. Beim BUND können Sie nachlesen, welche Unternehmen versprochen haben, auf Mikroplastik zu verzichten - und wie weit sie gekommen sind. Einzig im Bereich Zahnpasta haben die Hersteller die Plastikwinzlinge bereits verbannt.

 

Definition: Was zählt zu Mikroplastik?

Derweil streiten Unternehmen und Umweltverbände darüber, was alles unter Mikroplastik zu verstehen sei. Das Kernproblem dabei ist: Aktuell gibt es noch keine allgemein anerkannte Definition des Begriffs „Mikroplastik“. Nach der gebräuchlichen Begriffsklärung der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (National Oceanic and Atmospheric Administration NOAA), zählen Plastikteilchen und Plastikfasern unter 5 mm Größe zu Mikroplastik. Diese Definition hat allerdings keine Untergrenze und umfasst auch nicht Form, Oberfläche und chemische Zusammensetzung der Teilchen.

 

Streitpunkt: Flüssige Kunststoffe

Streitpunkte gibt es dadurch vor allem bei flüssigen Kunststoffen, wie sie in der Kosmetik eingesetzt werden. Sie sorgen z.B. als Filmbildner in Duschgelen für die gelartige Konsistenz. Zählen aber flüssige Kunststoffe auch zu Mikroplastik?

Je nach Ausgangspunkt werden unterschiedliche Definitionen gewählt. Umweltschutzorganisationen wie der BUND oder Greenpeace verwenden die Definition der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie. Diese schließen aber auch flüssige Polymere wie zum Beispiel Nylon-12, Acrylate Crosspolymer. Acrylates Copolymer oder Polyquaternium-7 mit ein.

 

Hersteller informieren nur über feste Teilchen

Die Hersteller jedoch beschränken sich bei der Definition meist auf Plastikteilchen in fester Form, erkennen lediglich Polyethylen (PE) als Mikroplastik an und propagieren auf diese Weise mikroplastikfrei zu sein. Laut ihrer Definition kommen sie also der selbst auferlegten Ausstiegsverpflichtung nach.

Das kritisierte im April 2017 auch Greenpeace: „Was die konventionelle Kosmetik uns als Mikroplastik-frei verkauft, ist eine Verbrauchertäuschung. Bekannte Kosmetik- und Körperpflegeprodukte, zum Beispiel aus der Nivea-Linie, haben nach wie vor ein Plastikproblem“. Im Greenpeace-Herstellercheck von April 2017 sind zahlreiche Produkte aufgeführt, die flüssige Polymere enthalten.

Wo Wirtschaft und Politik versagen, bleibt es leider wieder einmal an den Verbraucher*innen, sich aufwändig zu informieren. Eine einfache Regel, wie man die Kunststoffpartikel auf Anhieb erkennt, gibt es leider nicht. Wer auf Mikroplastik verzichten will, muss also genau hinschauen und die Deklaration der Inhaltsstoffe lesen. Anhaltspunkte sind Inhaltsstoffe mit Namen, in denen die Silbe „poly“ vorkommt.

 

TIPP:

Hinter folgenden Namen verbirgt sich Mikroplastik: Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyethylenterephthalat (PET), Nylon-12, Nylon-6, Polyurethan (PUR), Acrylates Copolymer (AC), Acrylates Crosspolymer (ACS), Polyacrylat (PA), Polymethylmethacrylat (PMMA), Polystyren (PS). Quelle: BUND.

In welchen Produkten Mikroplastikbestanteile eingesetzt werden, zeigt ein Einkaufsratgeber des BUND. In der Regel kann man sich auf Produkte verlassen, die in Biomärkten und Reformhäusern angeboten werden. Im Hersteller-Check von Greenpeace finden Sie auf Seite 6 eine Liste von zertifizierten Naturkosmetik-Herstellern. Greenpeace: Plastik in Kosmetik – Deutsche Hersteller im Check (PDF)

 

Tipp:

Nutzen Sie Produkte von Naturkosmetikherstellern. Diese verwenden weder feste noch flüssige Kunststoffe. Das BDHI Prüfzeichen garantiert kontrollierte Naturkosmetik.

 

Bei jeder Wäsche werden Plastikpartikel ausgewaschen

Aber Kosmetika sind, wie bereits erwähnt, nur ein Teil des Problems. Eine Untersuchung der IUCN zeigt, dass Plastikpartikel aus synthetischer Kleidung und der Abrieb von Autoreifen die Ozeane in einem bislang nicht bekannten Ausmaß verschmutzen.  Zwei Drittel der Partikel dürften aber aus Kleidung (35 Prozent) und Reifenabrieb (28 Prozent) kommen. "Tägliche Aktivitäten wie Kleidung waschen und Autofahren tragen erheblich zu der Verschmutzung bei, die unsere Ozeane erstickt", sagte IUCN-Generaldirektorin Inger Andersen. Pro Wäsche können sich hunderttausende Fasern aus den Textilien lösen und ins Abwasser gelangen. Es wird bereits an verschiedenen Wegen, dieses Problem zu bekämpfen, gearbeitet.

 

TIPP:

Es  gibt Waschbeutel gegen Microwaste, die kleinste Partikel abfangen, wie beispielsweise vom Berliner Start-up Guppyfriend.  Was auf jeden Fall hilft: auf Kleidung, Bettwäsche, Putzlappen etc. aus Kunstfasern zu verzichten und Produkte aus Naturfasern wie Baumwolle, Leinen, Hanf oder Wolle etc. zu verwenden.

 

Gesundheitliche Auswirkungen noch unbekannt

Dass Plastik nicht nur ein Problem der Ozeane ist, zeigen Untersuchungen am Gardasee, an der österreichischen Donau sowie an mehreren bayerischen Flüssen und Seen. Bei letzteren hat man herausgefunden, dass das Wasser selbst nur gering belastet ist, die Ufersedimente dafür umso stärker: An den Ufern des Starnberger Sees zum Beispiel fand man über 800 Plastikpartikel pro Quadratmeter – ähnlich viel wie an einem mäßig belasteten Mittelmeerstrand.

Welche Auswirkungen die Teilchen auf die Umwelt und auf die Gesundheit des Menschen haben, wurde bisher nur unzureichend untersucht. Aber die Zahl der Beweise dafür, dass diese Plastikpartikel sehr wohl einen Einfluss auf den Organismus haben, nimmt zu. Das gilt nicht nur für Tiere, sondern auch für Menschen. Die Indizien lasten so schwer, dass die UNO die winzigen Partikel zu einer von sechs Umweltbedrohungen erklärt hat, die tiefergehend erforscht werden sollen. "Die wissenschaftliche Gemeinschaft arbeitet mit Hochdruck daran zu verstehen, welche Auswirkungen Verunreinigungen mit Mikroplastik auf verschiedene Organismen haben. Dabei geht es auch um das Risiko für die Gesundheit des Menschen, das durch den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln entstehen könnte", heißt es in dem UN-Bericht.

Während größere Plastikteile in den Mägen von Tieren vor allem zu Verletzungen und Verstopfungen führen, und man bei Nanoteilchen (die ein Vielfaches kleiner sind als das Mikroplastik) vermutet, dass sie in die Zellen eindringen können, stehe man bei der Untersuchung der Auswirkungen der Mikroplastikteile noch ganz am Anfang.

Die allergrößte Menge der aufgenommen Plastikteilchen werde von den Lebewesen wieder ausgeschieden, erläutert Dr. Barbara Scholz-Böttcher vom Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) an der Universität Oldenburg. In den Organismen findet man die Partikel daher auch nahezu ausschließlich im Magen-Darmtrakt und weniger im Muskelgewebe. Im Muskel und Fett der Tiere hingegen akkumulieren vor allem eher die Additive wie Schwermetalle, Weichmacher, Stabilisatoren oder Farbstoffe. Diese wurden zuvor aus den Kunststoffen herausgelöst, stammen zugleich aber auch aus zahlreichen anderen Quellen. Die Kunststoffmikropartikel wirken im Wasser allerdings auch wie Magnete auf Umweltgifte: Die Giftkonzentration an der Oberfläche der Plastikpartikel ist oft hundertmal höher als im Wasser selbst. Wenn Tiere diese Mikroplastikpartikel fressen, besteht das Risiko, dass sie hierüber Gifte mit aufnehmen.

Die Aufnahme von Mikroplastik über die Luft dürfte aber um ein Vielfaches größer sein. Allein im Hausstaub finden sich unzählige feinste Plastikfasern, beispielsweise aus Putztüchern, Bettwäsche oder Sport- und Funktionskleidung, die fast jeder Haushalt besitzt.

 

Mehr Info:

Greenpeace-Hersteller-Check: Greenpeace: Plastik in Kosmetik – Deutsche Hersteller im Check (PDF)

BUND- Einkaufsführer Mikroplastik

Der Stammtisch "Plastikfreies Leben in Augsburg" findet jeden ersten Dienstag im Monat im Café Anna statt. Mehr Infos: www.plastikfreies-augsburg.de

 

Petitionen:

Mit der Online-Petition „Kein Plastikmüll in der Umwelt“ fordert der Verbraucherservice Bayern eine Pflichtabgabe auf alle Kunststoffprodukte. Mit dieser Abgabe soll zum einen der Eintrag in die Umwelt drastisch reduziert, zum anderen bereits vorhandener Plastikmüll beseitigt werden.

 

 

 

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Interview mit Mona Ridder von den Lokalhelden

Interview mit Mona Ridder von den Lokalhelden
Im Augsburger Bismarckviertel war Mona Ridder von den Lokalhelden eine "Institution". Von 2013 bis 2023 betrieb sie einen Laden und ein Lokal, in dem ökologisch angebaute, vegetarische und regionale Produkte und Gerichte angeboten wurden.
Mona Ridder. Lokalhelden in Augsburg. Foto: Cynthia Matuszewski

Dieses Interview entstand 2017 - lange bevor Mona Ridder zu unserem größten Bedauern ihre "Lokalhelden" aufgeben musste. Wir finden: Sie hat so Vieles und so Wichtiges zu sagen, dass ihr Interview genauso im Lifeguide bleibt. 

 

"Ich finde es so schön, zu wissen, woher das, was ich auf dem Teller habe, kommt. Wir haben einen Bezug zu unseren Produkten, einen Bezug zu unserer Lebensgrundlage. Das macht richtig Spaß, so zu arbeiten, das ist nicht so anonym, ganz anders als auf dem Großmarkt. Wir treffen regelmäßig unsere Lieferanten und besprechen mit denen, was es in den verschiedenen Jahreszeiten gibt. Das hat alles ein Gesicht."

Mona Ridder, Lokalhelden

Mona Ridder sitzt auf „ihrer“ Bank im hintersten Eck der Lokalhelden, beantwortet freundlich und konzentriert alle Fragen und entscheidet wie nebenbei, wann die Sammelbestellung an den Gemüsehändler rausgeht und wie der anwesende Handwerker irgendwelche Reparaturen ausführen soll. Bei ihr wirkt „arbeiten“ unangestrengt, entspannt und als ob sie zu Hause wäre. Stimmt ja auch irgendwie.

 

Denn seit 2013 betreibt Mona Ridder die Lokalhelden im Bismarckviertel – einen Laden und ein Lokal, in dem ökologisch angebaute, vegetarische und regionale Produkte und Gerichte angeboten werden. Anfangs waren sie zu zweit. Katharina Scharnowski ist immer noch dabei, geht aber inzwischen ihrem Beruf als Sozialpädagogin nach und hilft nur ab und zu aus.

 

Auch Mona Ridder könnte längst als Diplompädagogin arbeiten, denn das hat sie in Augsburg studiert. Stattdessen entschied sie sich, in der „Gastro“ zu bleiben. Ihr Studentenjob im Café Viktor hatte ihr einfach zu gut gefallen. Nach ihrem Studium erlernt sie in einem 15-monatigen Schnelldurchlauf den Beruf der Köchin, gründet im August 2013 die Lokalhelden und ist heute Chefin von 10 Angestellten und Ausbilderin eines Koches.

 

Name: Mona Ridder

Alter: 30 +

Geboren in: Hamburg

Lebt in: Augsburg

Lieblingsort: Siebentischwald und natürlich Bismarckviertel

 

 

Lifeguide: Was hast du als Kind am liebsten gegessen?

Mona Ridder: Ich war schon immer ein großer Spinatfan – es gibt Babybilder von mir, wie ich mit grün verschmiertem Mund meinen Brei völlig begeistert löffele und das hat eigentlich nie aufgehört. Als Kind waren Spinat, Spiegeleier und Kartoffeln eines meiner Lieblingsessen. Ich mache das auch jetzt noch manchmal, wenn es schnell gehen soll.

 

Dann war eine „Gemüseaffinität“ schon immer vorhanden?

Ja, als ich vor über10 Jahren Vegetarierin geworden bin, hat meine Mutter gesagt, eigentlich wundert sie sich, dass das jetzt erst passiert. Ich mochte noch nie so gern Fleisch. Braten hätte ich nicht runtergekriegt oder einen ganzen Fisch, wo der Kopf noch dranhängt. Also wenn Fleisch oder Fisch, dann als Frikadelle oder Fischstäbchen, möglichst in ganz kleine Würfel geschnitten. Wir waren einmal in der Woche bei meinen Großeltern essen, da wurde immer ein bisschen böse geguckt, wenn ich meinen fetten Speck aus den leckeren Nudeln gefischt habe.

"Früher war ich also ein bisschen „krüsch“, wie man in Hamburg sagt, also „heikel“, aber nur in Bezug auf Fleisch. Das gibt es jetzt nicht mehr. Ich sage, ich bin Vegetarierin und dann kann man mir eigentlich alles hinstellen, ich mag alles."

Mona Ridder

Du hast einmal gesagt, „Nicht wir sind die Helden, sondern unser Obst und Gemüse sind die Helden.“ In einem anderen Leben: Was wärst Du gern für ein Obst oder Gemüse?

Irgendetwas Saftiges, vielleicht, rote Beete, oder Karotte… Ich stelle mir das Leben als Gemüse allerdings etwas kurz vor, deshalb wäre ich eigentlich nicht so gern ein Gemüse. Bei der Lebensmittelverschwendung, die wir haben, würde man dann vielleicht sogar auf den Müll geworfen und das wäre ja noch trauriger.

 

Mit den Lokalhelden - Wie fing alles an?

Kathi und ich hatten bei „Unser Land“ für eine Saison einen Sonnenacker gepachtet, einen Bifang. Das ist ein 50 Meter langer, schmaler Streifen Acker. Wir waren totale Laien im  Gemüseanbau und haben vor allem Bio-Saatgut von alten oder besonderen Sorten ausprobiert. Und wir waren dann völlig baff, was wir im ersten Jahr schon alles ernten konnten. Außerdem hat es total lecker geschmeckt und war so viel, dass wir gar nicht wussten, wie wir alles verarbeiten sollten. Vor allem aber hat uns begeistert, dass wir leckere Gemüsesorten hatten, die wir im Supermarkt nicht so einfach bekamen.

"Du stehst ja sogar im Sommer vor dem Supermarktregal und denkst: Nichts spricht mich hier richtig an. Es ist immer das Gleiche: Paprika, Zucchini, Möhren, Auberginen und Kartoffeln. Die auch zum Teil von sonst woher kommen. So was wie Mangold sieht man eigentlich total selten."

Mona Ridder, Lokalhelden

Und da kam uns die Idee: Wenn wir das können, muss es ja auch Bauern geben, die das können.Wir hatten erst einmal an einen Laden gedacht, in dem wir Gemüse und Obst aus der Region verkaufen wollten und vielleicht in einer kleinen Ecke ein, zwei Suppen servieren. Als wir dann dieses Lokal fanden, mit einer voll ausgestatteten Küche, war klar: Das wird eine viel größere Sache. Wir haben dann unser Doppelkonzept entwickelt.

 

Das Konzept war anfangs so, dass einer in der Küche schnippelt und mal schnell nach vorn in den Laden geht, wenn jemand zum Einkaufen kommt und mittags ist man dann für zwei, drei Stunden zu zweit und gibt das Essen raus. Denn nachmittags ist die Küche ja schon zu und dann muss nur noch ein Verkäufer vorne stehen. Wir wollten das mit anderthalb Stellen stemmen. Zwei Tage, nachdem wir eröffnet hatten war klar, dass das total utopisch war, dass das nicht klappt.

Die ersten Monate waren schon krass, da hatten wir immer 13-Stunden-Schichten und abends oder am Sonntag noch das Organisatorische, Mails beantworten, Interviews geben, Buchhaltung, Bestellwesen. Damals haben wir allerdings um 19.00 Uhr geschlossen.

"Schon nach einem halben Jahr haben wir die Öffnungszeiten erweitert, weil wir meistens mittags schon ausverkauft waren und am Nachmittag dann reihenweise Gäste mit langen Gesichtern hatten."

Mona Ridder

Wir haben dann das Zwei-Schichten-System eingeführt und jetzt ist es schon ganz schön, dass wir zu mehreren sind.

 

Wie sieht Deine Bilanz nach vier Jahren aus?

Ich finde immer noch, dass das Konzept toll ist. Ich merke aber jetzt erst, wie viel wir uns von Anfang an zugemutet haben. Wie umfangreich dieses Doppelkonzept ist. Als völliger Neueinsteiger im Bereich Selbstständigkeit einen Laden und ein Lokal zu managen …

So ein Laden macht ja auch verdammt viel Arbeit. Wir haben zwar wunderschöne Räumlichkeiten, die sind aber nicht so superpraktisch. Wir müssen zum Beispiel mit unseren Sackkarren ums Haus herumfahren, um in unseren Kühlkeller zu kommen. Das machen wir zwei Mal am Tag: Wir bringen jeden Morgen und jeden Abend die frische Ware in unseren Keller. Das ist viel körperliche Arbeit. Manchmal kommen Studenten und denken: Och, das ist doch so ein netter Laden, hier will ich arbeiten. Aber sie haben sich das dann doch ein bisschen einfacher vorgestellt…

 

Jetzt mal etwas Selbstlob: Was ist Tolle an den Lokalhelden?

"Das Tolle ist, dass es genauso aufgeht, wie wir uns das gewünscht haben. Dass die regionalen Produkte angenommen werden."

Mona Ridder

Ich finde es so schön, zu wissen, woher das, was ich auf dem Teller habe, kommt. Wir haben einen Bezug zu unseren Produkten, einen Bezug zu unserer Lebensgrundlage. Das macht richtig Spaß, so zu arbeiten, das ist nicht so anonym, ganz anders als auf dem Großmarkt. Wir treffen regelmäßig unsere Lieferanten und besprechen mit denen, was es in den verschiedenen Jahreszeiten gibt. Oder wir bestellen persönlich am Telefon und so. Das hat alles ein Gesicht.

Und in unserem Laden und Restaurant haben wir kaum Lebensmittelabfälle, weil wir Ware aus dem Laden rechtzeitig weiterverarbeiten können. Zum Beispiel Gemüse, was vielleicht nicht mehr so gut aussieht und nicht gekauft wird, was aber noch wunderbar zu Püree oder Suppe verarbeitet werden kann.

Wir bekommen hier aus dem Viertel auch sehr viel positives Feedback: „Es ist super, dass es Euch gibt, wir wollen, dass Ihr nie mehr weggeht, wir wollen mit Euch alt werden“, so ungefähr… Wir haben natürlich auch sehr viele Stammkunden und Stammgäste. Manchmal wäre es allerdings toll, wenn noch mehr Menschen aus ganz Augsburg und Umgebung den Weg zu uns finden würden. Wir passen zwar total gut ins Bismarckviertel und wollen hier auch gar nicht weg, aber man hat natürlich nicht die gleiche Menge Laufkundschaft wie in der Innenstadt.

 

Wären dann die „Lokalhelden 2“ am Moritzplatz eine Option?

Nein. Wenn, dann will ich lieber wieder neue Projekte mache, also nicht den Abklatsch einer alten Idee. Ich bin ein eher ehrgeiziger Mensch und mich motiviert es immer wieder, mir neue Ziele zu stecken und diese dann auch zu erreichen.

 

Überträgst Du deine berufliche Überzeugung auch auf andere Bereiche?

Ja. Wir verwenden bei den Lokalhelden und auch privat natürlich Ökostrom und Ökogas, außerdem Bio-Putzmittel und beim Verkauf möglichst wenig Plastik.

 

Und wie verreist Du?

Ich bin jetzt tatsächlich nach acht Jahren wieder mal geflogen, als ich ganz dringend nur für ein Wochenende nach London musste. Die Zugfahrt dauerte einfach zu lange und war sehr teuer. Aber ansonsten finde ich es auch ganz toll, regionalen Urlaub zu machen. Ich habe schon oft in Deutschland Urlaub gemacht und ich mag das echt gern.Das lange Reisen kann ja auch stressig sein: Wenn ich mir nur 14 Tage Jahresurlaub freischaufeln kann, bin ich ganz froh, wenn ich einfach nur um unsere Seen herum Fahrrad fahren kann und nicht bis Neuseeland muss. Also diesen Sommer wollen wir am Bodensee Radfahren. Um anderen einen preiswerten Urlaub zu ermöglichen, finde ich auch einen Wohnungstausch interessant - wenn wir im Urlaub sind bieten wir unsere Wohnung deshalb manchmal Freunden an.

 

Du kommst ja aus Hamburg, also von der Waterkant … was ist toll an Augsburg?

Augsburg ist eine Großstadt, die sich oft genug wie ein Dorf anfühlt. Hier kennt sich jeder zweite, ich kenne im Bismarckviertel natürlich noch mehr Menschen, weil die Lokalhelden schon eine Institution geworden sind. Manchmal geht man fünf Minuten nach Hause und trifft zehn Leute.  Das ist richtig nett. Außerdem habe ich hier alles: Ich bin mit den Fahrrad in fünf Minuten in der Innenstadt und in fünf Minuten im Wald. Augsburg ist mir total ans Herz gewachsen. Als ich 2002 zum Studieren hergekommen bin, hätte ich auch nicht gedacht, dass ich jetzt immer noch da bin.

 

Wenn Du Bürgermeisterin von Augsburg wärst, was würdest Du dann machen?

Oh, gar nicht so einfach, was darf man denn als Bürgermeisterin entscheiden? Eine autofreie Innenstadt fände ich super und freie Benutzung des ÖPNV für alle. Mehr bezahlbaren Wohnraum, Förderung kultureller Events - auch abseits des Massengeschmacks. Ich würde die Sperrstunde abschaffen und Biergartenöffnungszeiten auf 24 Uhr verlängern. Super wäre auch mehr Unterstützung der regionalen Landwirtschaft und überhaupt regionaler Wirtschaftskreisläufe.

 

Wenn Du die Möglichkeit hättest: Was würdest Du gern ändern, in dieser Welt?

Wenn man sich das Weltgeschehen im Moment so anschaut, dann würde man gerne Vieles ändern. Es gibt so viele Themen, die mir nicht einleuchten, die ich nicht verstehe: Warum sind so viele Menschen so gierig nach Macht und nach Geld? Warum ist es so vielen Leuten egal, dass wir unseren Planeten Tag für Tag mit unserer Lebensweise zerstören? Warum ist Trump Präsident? Warum wird an vielen Orten gehungert, während wir tonnenweise Essen auf den Müll schmeißen. Warum sterben Fabrikarbeiter*innen in fernen Ländern, während sie Billigkleidung für uns nähen. Warum verenden Wale mit 20 Plastiktüten im Bauch? Warum dieses ganze Elend, wenn wir doch eigentlich längst besser wissen, wie es geht?"

"Es ist vielleicht hart, das zu sagen, aber man möchte die Menschen ändern."

Mona Ridder

Man möchte die Gedanken und Einstellungen der Menschen ändern, man möchte ihnen so gern Werte vermitteln, ohne dogmatisch zu sein. So, dass es gar nicht nötig sein muss Verbote, Gesetze, Restriktionen zu schaffen.

In Bezug auf die Flüchtlingsfrage zum Beispiel kann ich bis zu einem gewissen Grad die Ängste der Mitmenschen verstehen, aber die Meinung muss doch überwiegen, dass man niemanden zurück in Kriegsgebiete schicken kann, dass man den Menschen nicht verwehren kann, hierherkommen zu  wollen und in einem Land leben zu wollen, in dem es keinen Krieg und einen ganz guten Wohlstand gibt. Es klingt immer so lapidar… was wünscht man sich am meisten? … aber ich wünsche mir tatsächlich mehr Frieden und ein entspanntes Zusammenleben auf der Welt.   

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